Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Frankreich
Ausschreitungen bei Protesten gegen Arbeitsrecht-Reform

In Frankreich ist es bei Protesten gegen die umstrittene Reform des Arbeitsrechts zu Krawallen gekommen. In Paris hatten teils vermummte Jugendliche die Sicherheitskräfte mit Wurfgeschossen angegriffen und Rauchbomben gezündet, die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein. Auch in Nantes und Rennes gab es Zusammenstöße.

31.03.2016
    Im französischen Rennes kommt es am Rande einer Demo gegen die Arbeitsmarktreform zu Ausschreitungen.
    Bei Protesten gegen eine geplante Arbeitsrecht-Reform ist es in Rennes zu Ausschreitungen gekommen. (JEAN-FRANCOIS MONIER / AFP)
    In ganz Frankreich protestierten zehntausende Menschen gegen die Pläne der Regierung, das Arbeitsrecht zu lockern. Zu den Demonstrationen hatten Gewerkschaften, Studenten- und Schülerorganisationen aufgerufen. Schüler blockierten rund 200 Gymnasien im ganzen Land. Auf der Facebook-Seite der Zeitung La Manche Libre sind Fotos eines seit Tagen verbarrikadierten Gymnasiums in Vire (Normandie) zu sehen. Auf einem Plakat steht übersetzt: "Jugend in Not."
    Wegen Streiks bei der Staatsbahn SNCF, den Pariser Verkehrsbetrieben und der Fluglotsen kam es zu Behinderungen im Nah-, Fern- und Flugverkehr.
    Ausschreitungen junger Demonstranten
    In mehreren Städten kam es am Rande der Demonstrationen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen jungen Demonstranten und der Polizei. In Paris und Marseille gab es mehrere Festnahmen. Zu Krawallen kam es auch in Rennes und Nantes im Westen Frankreichs.
    Gegen die geplante Reform gibt es schon seit Wochen Protesten. Anfang März waren mehrere hunderttausend Menschen dagegen auf die Straße gegangen. Vor einer Woche kam es bereits bei Schülerprotesten zu schweren Ausschreitungen.
    Angst vor unsicheren Beschäftigungsverhältnissen
    Die Reform sieht unter anderem vor, den Kündigungsschutz zu lockern. Außerdem sollen Betriebe verstärkt selbst über die Arbeitszeit entscheiden. Die Regierung hofft, dass Unternehmen mehr neue Mitarbeiter einstellen und dadurch die hohe Arbeitslosigkeit bekämpft wird. Sie liegt in Frankreich seit Langem bei um die zehn Prozent.
    Die Gegner der Reform kritisieren unter anderem, dass die 35-Stunden-Woche ausgehöhlt werden könnte. Vor allem junge Franzosen befürchten schlechtere Arbeitsbedingungen und unsichere Beschäftigungsverhältnisse. Gewerkschaften und Studentenorganisationen halten die Pläne auch nach Zugeständnissen der Regierung für zu unternehmerfreundlich.
    Druck auf Hollande steigt
    Bis die Nationalversammlung Anfang Mai über die Reform abstimmt, sind weitere Demonstrationen geplant. Präsident Hollande steht unter Druck. Mit dem Scheitern seiner Verfassungsreform musste er schon eine schwere Schlappe einstecken. Die Reform des Arbeitsrechts könnte sein letztes großes politisches Projekt sein - nächstes Jahr sind Präsidentschaftswahlen. Es ist unklar, ob Hollande dann noch einmal antritt. Er gilt schon jetzt als der unbeliebteste französische Präsident seit Jahrzehnten.
    (at/tj)