Hape Kerkeling: "Pfoten vom Tisch!"

Katzengeschichten aus Recklinghausen

06:02 Minuten
Komiker Hape Kerkeling schmust mit einer Katze.
Komiker Hape Kerkeling liebt Katzen. Manchmal telefoniert er auch mit ihnen. © Piper Verlag / Susie Knoll
Von Tobias Wenzel · 29.06.2021
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Als Hape Kerkeling als Kind aus den Ferien zurückkehrte, hieß es, seine geliebte Katze sei tot. Doch kurz darauf stolzierte sie sehr lebendig umher. Anhand solcher Katzenmomente lässt der Komiker in seinem neuen Buch sein Leben Revue passieren.
Hape Kerkeling sitzt in einer Kölner Hotelsuite und spricht mit einer smarten Plüschkatze, die ich ihm mitgebracht habe. Die reagiert auf Geräusche, kann laufen und sogar scharren. Die Plüschkatze ist nur ein kleiner Trost für Hape Kerkeling.
Denn er vermisst seine echte Katze Kitty. Wegen der Pandemie ist er schon lange von ihr getrennt. Sie ist in Italien geblieben, wo der Komiker und Autor normalerweise mehrere Monate im Jahr verbringt.

Katzen sind seine Religion

Nun hat Hape Kerkeling mit "Pfoten vom Tisch!" ein sehr persönliches Buch über Katzen geschrieben, aber auch ein sehr informatives. So erwähnt er, dass Katzen im alten Ägypten mit der Göttin des Mondes assoziiert wurden, weil die Pupillen der Katze unterschiedlichen Mondphasen gleichen.
"Katzen sind eigentlich meine heimliche Religion. Solange ich denken kann, gibt es so eine tiefe Verbindung, die ich zu Katzen habe", sagt Kerkeling.
Hape Kerkelings Buch ist vieles zugleich: ein ernst gemeinter, aber auch augenzwinkernder Ratgeber, ein liebe- und humorvoller Blick auf seine und andere Katzen, das Revue-Passieren-Lassen des eigenen Lebens anhand von Katzenmomenten. Großartig, weil rührend und komisch, sind etwa die Geschichten aus seiner Kindheit in Recklinghausen.
Eine handelt von einem prägend negativen Hundeerlebnis. Hape und seine Mutter mussten einmal auf den riesigen Pudel einer Bekannten aufpassen: "Und egal, was wir essen wollten, ob es Leberwurst war oder Bockwürstchen, der Hund war immer scharf darauf, hat nach allem geschnappt. Und egal, wo ich hinging, ob ich ins Kinderzimmer ging oder sonst wohin: der Hund hinter mir her. Und er knurrte. Das mag sein, dass das bei mir so ein kleines Hundetrauma verursacht hat. Und als wir diesen Pudel dann nach vierzehn Tagen wieder abgeben konnten, haben meine Mutter und ich einen Freudentanz aufgeführt."

Die wiederauferstandene Katze

Als nach dem Suizid seiner Mutter Hapes Großeltern seine Erziehung übernahmen und der achtjährige Junge ein Haustier bekommen sollte, wünschte er sich natürlich keinen Hund, sondern eine Katze und bekam den Kater Peterle. Gut ein Jahr später machte Hape Wanderurlaub. Nach seiner Rückkehr erzählten ihm seine Großeltern deprimiert, Peterle sei gestorben und schon begraben.
"Und das konnte ich mir so gar nicht vorstellen und bin dann rausgelaufen in den Garten. Und ich hatte so einen Pfiff, an dem meine Katze mich erkannte. War immer so dreimal kurz, dreimal lang (pfeift). Und das habe ich so zwei-, dreimal ausprobiert. Und nach knapp drei, vier Minuten stand meine Katze vor mir. Sie war nicht tot. Das war unheimlich", erzählt der Komiker.
Der Großvater hatte die sehr ähnlich aussehende Nachbarskatze beerdigt. Im Buch verrät Kerkeling, dass er mit seinen späteren Katzen regelmäßig telefoniert hat, als er als erfolgreicher Komiker auf Tournee war. Wie gerne wäre man bei diesen Telefonaten dabei gewesen!

Kätzisches Selbstgespräch

Eine Ahnung von diesen Telefonaten bekommt man schon, wenn der Komiker Katzenlaute beschreibt:
"Murr. 'Murr', so wie 'Moin' im Ostfriesischen. Murr. Das ist die Begrüßung der Katze. Das heißt 'alles ist okay' und 'Hallo, wie gehts dir?'. Wenn die Katze einen begrüßt mit 'murr, murr', dann ist es eher so fast vorwurfsartig: 'Wo warst du?', 'Wo bist du hingegangen?', 'Warum bist du so spät zurückgekommen?'.
Am Lustigsten finde ich aber, wenn die Katze sich mit sich selbst unterhält. Wenn sie beispielsweise aus dem Fenster schaut, Vögel beobachtet, und dann kommt so etwas wie: (ahmt die Laute der Katze nach). Das kann ich mir stundenlang ansehen und versuche dann zu interpretieren, was meine Katze sich da selbst erzählt."
Nach all den Katzengeschichten stellt sich die Frage, ob Kerkeling heute ein Buch über Hunde geschrieben hätte, wenn es da nicht das Kindheitstrauma der großen, sabbernden Hunde gäbe.
"Nein. Ich bin nicht so der Hundetyp. Ich habe keine Lust, so einen Hund durch die Gegend zu kommandieren: 'Tu dies!' 'Tu das!' Nö, so bin ich nicht."
Mein Hund, ein Scheidungshund, lasse sich nicht herumkommandieren, sage ich, er sei weder groß noch sabbernd, habe vielmehr den Charakter einer Katze. Ich wittere meine Chance und zeige Kerkeling ein Foto meines Hundes:
"Oh, ist der lieb! Ist ja ein ganz lieber Kerl!"
"Ja. Das ist jetzt Ihrer."'.
"Wie 'das ist meiner'? Ach, den wollen Sie mir jetzt auf die B... Weil Sie in der Ehe das nicht hinbekommen haben, soll ich den Hund jetzt nehmen? Entschuldigen Sie mal, wir führen hier ein Promotionsgespräch zu meinem Buch 'Pfoten vom Tisch!'. Und das Ende vom Lied ist, dass Sie mir Ihren Scheidungshund auf... Ich nehme die Katze hier!"
Die motorisierte Plüschkatze. Bis er wieder seine echte Katze Kitty in Italien besuchen kann, muss er sich der Illusion des Plüschroboters hingeben. Genug Fantasie dafür hat Hape Kerkeling ganz offensichtlich: "(miau) Ah! (mrrrrr) Ja, du fühlst dich wohl beim Papa, ne? Ja, sicher! Jaa, siiicher!"

Hape Kerkeling: "Pfoten vom Tisch! Meine Katzen, andere Katzen und ich"
Erscheint am 30.6.2021
Piper Verlag, München 2021
304 Seiten, 22 Euro

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