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Frankreich-Polen
Posse um Papst-Denkmal

In einer französischen Kleinstadt soll das Kreuz von einem Denkmal für den 2005 verstorbenen Papst Johannes Paul II. verschwinden. Das hat ein Gericht entschieden und begründet es mit der langen Tradition von Laizismus in Frankreich. Im katholischen Polen sorgt das für Unverständnis. Von "Christophobie" ist die Rede.

Von Florian Kellermann | 02.11.2017
    Die Statue von Johannes Paul II. im französischen Ploermel. Weil darüber ein großes Kreuz prangt, gab es schon zur Einweihung Protest.
    Die Statue von Johannes Paul II. im französischen Ploermel. Das Kreuz muss weg, hat das höchste französische Verwaltungsgericht entschieden. (MAXPPP/Stephane Mahe)
    Die Papst-Statue stieß schon bei ihrer Einweihung auf Protest. Denn über der Figur von Johannes Paul II., auf einem Bogen, prangt in siebeneinhalb Metern Höhe ein sehr groß geratenes Kreuz aus Granit. So etwas gehöre sich nicht im öffentlichen Raum, meinten einige Gegendemonstranten damals vor elf Jahren, sie hatten sich als Clowns verkleidet. Sogar aus Paris sollen einige von ihnen in die Kleinstadt Ploermel in der Bretagne gereist sein.
    Inzwischen ist das Denkmal sogar zu einem internationalen Politikum geworden. Denn das Kreuz muss weg, hat das höchste französische Verwaltungsgericht entschieden - und darüber sind nun vor allem in Polen viele Katholiken empört. Darunter Vize-Kulturminister Jaroslaw Sellin:
    "Wir sehen hier eine Krankheit, die große Teile von Westeuropa befallen hat und die immer schlimmer wird. Das ist die Krankheit der Christophobie. Unsere Zivilisation fußt doch auf christlichen Werten! Und dann geht es hier noch um Johannes Paul II., den weltweit bekanntesten Polen! Daher unser Angebot: Dieses Denkmal könnte, so wie es ist, ohne ideologische Zensur, nach Polen gebracht werden."
    So äußerte sich auch Ministerpräsidentin Beata Szydlo, wie Sellin von der rechtskonservativen Regierungspartei PiS. Das Gerichtsurteil zeuge von einem "Diktat der political correctness", das in Europa herrsche. Die europäischen Bürger würden durch, Zitat, "kulturell fremde" Werte terrorisiert, so die Ministerpräsidentin.
    Lange Tradition von Laizität
    Dass diese Werte für Franzosen gar nicht so fremd sind, erklärte nun die französische Botschaft in Warschau in einer Stellungnahme. Laizität, die Trennung von Religion und Staat, hat in Frankreich eine lange Tradition. Das Verwaltungsgericht berief sich in seinem Urteil auf ein Gesetz von 1905.
    Die polnische Regierung überzeugt das nicht. Konrad Szymanski, Staatssekretär im Außenministerium:
    "Es wäre schon ein außergewöhnlicher Vorgang, wenn dieses Denkmal tatsächlich demontiert würde - im Namen einer sehr engen Definition des Laizismus, die vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammt. Das Gesetz, auf das sich das Gericht beruft, kommt aus einer Zeit, als der französische Staat sich gegenüber der katholischen Kirche besonders feindselig verhielt."
    Auch in der polnischen Opposition kann kaum jemand Verständnis für die Entscheidung des Gerichts aufbringen. Aber Ex-Landwirtschaftsminister Marek Sawicki von der oppositionellen Bauernpartei PSL ist nicht einfach einverstanden mit der Regierung. Er dreht den Spieß um:
    "Das Gerichtsurteil ist der Unfähigkeit der Ministerpräsidentin Szydlo und des Außenministers zuzuschreiben. Ein Jahr lang, bis vor kurzem, hatten wir keinen Botschafter in Paris."
    Mit anderen Worten: Mit geschickter Diplomatie hätte Polen das Gericht in Paris umstimmen können, meint der Oppositionsabgeordnete.
    Der Streit um das Denkmal steht symbolhaft für die schlechten polnisch-französischen Beziehungen. Der französische Präsident Emanuel Macron hat die polnische Regierung wiederholt dafür kritisiert, dass sie den Rechtsstaat aushebele.
    Aber im Fall des Denkmals hat Warschau einen Verbündeten in Frankreich: den Bürgermeister von Ploermel. Er will um das Kreuz auf dem Denkmal kämpfen - und dafür, so eine seiner Ideen, das öffentliche Grundstück, auf dem es steht, an eine Privatperson abgeben. Dann, so meint er, wäre das Kreuz legal.