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Frankreich
UMP wünscht sich Sarkozy zurück

Die "Union pour un mouvement populaire", kurz UMP, ging 2002 aus der politischen Rechten und der Mitte hervor und stellte bis 2012 mit Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy die Staatspräsidenten. Inzwischen plagen sie Geldsorgen, Affären und Grabenkämpfe - der Anfang vom Ende der UMP?

Von Ursula Welter | 08.07.2014
    Nicolas Sarkozy telefoniert mit einem Handy.
    Nicolas Sarkozy: von 2007 bis 2012 französischer Staatspräsident. (dpa/maxppp/ncy)
    2002. Alain Juppé ruft sein "Merci" in den Saal von "Le Bourget".
    Aus dem Wahlbündnis der Rechten und der Mitte war gerade die "Union für eine Volksbewegung", die "UMP" geworden. Eine Partei auf gaullistischem Fundament. Eine Partei aber auch, in der das Spitzenpersonal stets zerstritten war. Bis heute.
    "Nicolas Sarkozy ist ein Mann, der niemals aufgibt", rief an diesem Wochenende Brice Hortefeux, einer der treuesten Anhänger des Ex-Präsidenten auf einer Veranstaltung des "Sarkozy-Freundeskreises". Polizeigewahrsam, Ermittlungen wegen Korruption, die parteiinterne Bewegung "Starke Rechte" will sich von den Vorwürfen an die Adresse ihres Idols nicht abbringen lassen. Sie wünscht sich Sarkozy zurück, und kann Ende August, Anfang September mit dessen Antwort rechnen.
    Nun sind da aber auch andere mit Ambitionen. Alain Juppé etwa, der Bürgermeister von Bordeaux, der zwar seine Freundschaft bekundete, als Sarkozy zuletzt 15 Stunden auf der Polizeiwache verbringen musste, der sich aber anschließend seine Belehrungen nicht verkneifen konnte.
    Das wiederum wollten die Freunde des Ex-Präsidenten nicht auf sich beruhen lassen.
    Juppés "schreckliche Arroganz und Verächtlichkeit" kritisierte der frühere Berater Sarkozys, Henri Guaino. Juppé habe kein Recht, den moralischen Zeigefinger zu heben, schließlich sei er selbst 2004 wegen illegaler Parteienfinanzierung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Alain Juppé gilt vielen, die Sarkozy zurückwünschen, als gefährlich. Dass er weder Kandidat für den Parteivorsitz noch für die Präsidentschaftskandidatur sei, wie Juppé im März meinte, nahm ihm da schon kaum jemand ab.
    Inzwischen sitzt der Bürgermeister von Bordeaux mit zwei anderen Ex-Premierministern im Führungstrio der UMP, bis im November ein Neuer Chef gefunden ist - und ist Sarkozy damit einen Schritt voraus.
    Viele träumen von einem radikalen Neuanfang
    Aber noch ein anderer rückt dem Ex-Präsidenten mit Rückkehrgelüsten zu Leibe, Francois Fillon, ebenfalls ins Interimstrio berufen:
    "Das wäre die Möglichkeit, die jüngere Generation ans Ruder zu lassen."
    Orakelt Fillon, der an Sarkozy kaum ein gutes Haar lässt und fest entschlossen ist, 2017 selbst als Präsidentschaftskandidat ins Rennen zu gehen.
    Weil das Chaos groß ist, träumen viele von einem radikalen Neuanfang: Die Partei sei zu einem bourgeoisen und elitären Verein verkommen, vertraute der UMP-Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, gestern der Zeitung „Le Parisien" an, sie sei bereits „tot". Beim Kongress im Herbst müsse es wenigstens einen neuen Namen, aber in jedem Fall eine Revolution geben.
    UMP ist hoch verschuldet
    Fest steht, dass dringend irgendwoher Geld kommen muss, denn die Finanzlage der UMP ist katastrophal. 80 Millionen Euro Schulden offenbart ein interner Bericht, der heute den Gremien vorgelegt wird. Das zweite Jahr in Folge kann die Partei ihren Bankverpflichtungen nicht nachkommen.
    "Genug ist genug" rief ein empörter UMP-Abgeordneter ins Telefon eines Fernsehsenders, als dieser Reaktionen einsammelte.
    Reaktionen auf den internen Finanzbericht, aber auch auf die Tatsache, dass es neue Vorwürfe gegen Sarkozy gibt. Die mehr als 360 Millionen Euro Strafe, die der Verfassungsrat wegen Überziehung des "Wahlkampfbudgets 2012" dem Kandidaten Sarkozy auferlegt hatte, ließ dieser offenbar aus der Parteikasse finanzieren. Ein Anfangsverdacht wegen "Vertrauensmißbrauchs" rief nun die Staatsanwaltschaft auf den Plan..
    Von der Liste gestrichen werden kann der Name "Sarkozy" deswegen aber noch lange nicht:
    "Braucht Frankreich Sie?", hatte der Moderator in der vergangenen Woche beim ersten Fernsehauftritt Sarkozys seit 2012 wissen wollen.
    "Schon dass Sie diese Frage stellen zeigt, dass sie sich stellt!", antwortete der.