Freitag, 19. April 2024

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Frankreich wählt
Hoffen auf die republikanische Vernunft

Wenn sich im entscheidenden zweiten Wahlgang Marine Le Pen und Jean-Luc Melanchon gegenüber stünden, sei es "mit der republikanischen Vernunft vorbei", sagte Finanzminister Wolfgang Schäuble im DLF. Für die Europa-Abgeordnete Sylvie Goulard ist Emmanuel Macron der geeignete Kandidat. Er habe verstanden, dass Frankreich eine "aktive Europapolitik" brauche.

Gesprächsleitung: Birgit Wentzien und Eric Gujer | 12.04.2017
    Die liberale Europaabgeordnete Sylvie Goulard aus Frankreich und Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble (CDU) im Gespräch während der Sendung Zur Diskussion.
    Die liberale Europaabgeordnete Sylvie Goulard aus Frankreich und Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble (CDU) im Gespräch während der Sendung Zur Diskussion. (Joachim Liebe )
    Wahl-Empfehlungen für die Präsidentenwahl in Frankreich wollte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in der Sendung eigentlich nicht geben. Zu beiden Kandidaten der Mitte, dem Konservativen Francois Fillon und dem Sozialliberalen Emmanuel Macron fand er dann aber doch nette Worte. Und sein Albtraum, so Schäuble, sei es, wenn sich die Rechtspopulistin Marine Le Pen und der Linkspopulist Jean-Luc Melénchon im entscheidenden zweiten Wahlgang gegenüber stünden. "Dann ist es mit der republikanischen Vernunft in Frankreich vorbei." Er hoffe, sagte Schäuble, dass Marine Le Pen nicht die Wahl gewinne.
    Die liberale Europa-Abgeordnete Sylvie Goulard unterstützt im Wahlkampf Macron, der als Einzelkämpfer ohne Parteiapparat im Rücken antritt. Macron habe es als einziger Kandidat verstanden, dass Frankreich eine "aktive Europapolitik" brauche. Europa sei das beherrschende Thema bei den Versammlungen seiner "En marche"-Bewegung. Anders als bei einer Bundestagswahl in Deutschland sei in Frankreich die Persönlichkeit der Präsidentschaftsbewerber beim Votum entscheidend.
    Wichtig: das deutsch-französische Verhältnis für Europa
    Beide Gesprächspartner betonten, wie wichtig das deutsch-französische Verhältnis für Europa sei. Aber auch Deutschland und Frankreich gemeinsam könnten Europa nicht kommandieren, so Schäuble. Frankreich könne aber Brückenbauer sein zwischen nordeuropäischen und südeuropäischen Ländern, schlug Sylvie Goulard vor.
    Auch wenn Schäuble bei der Frage, wer nächster französischer Präsident wird, keine Partei ergreifen wollte, einen Tipp hatte er doch parat: Der Zentralstaat Frankreich solle mehr auf Dezentralisierung setzen, um stärker für die Globalisierung gerüstet zu sein. Und ein Lob für die "Grande Nation" sprach der "badische Frankreich-Arainer" Schäuble auch noch aus: "Frankreich hat eine sehr leistungsfähige Verwaltung."
    In der Sendung diskutierten (v.l.n.r.): Eric Gujer, Chefredaktor Neue Zürcher Zeitung, die französische Europaabgeordnete Sylvie Goulard, Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble (CDU) und Birgit Wentzien, Chefredakteurin Deutschlandfunk.
    In der Sendung diskutierten (v.l.n.r.): Eric Gujer, Chefredaktor Neue Zürcher Zeitung, die französische Europaabgeordnete Sylvie Goulard, Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble (CDU) und Birgit Wentzien, Chefredakteurin Deutschlandfunk. (Joachim Liebe )
    In Kooperation mit der Neuen Zürcher Zeitung am 12. April 2017 live aus dem Deutschen Theater Berlin.
    Es diskutierten:
    • Sylvie Goulard, MdEP, liberale Europaabgeordnete aus Frankreich und Unterstützerin des Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron
    • Dr. Wolfgang Schäuble, MdB, CDU, Bundesminister der Finanzen und Mitglied des CDU-Bundespräsidiums
    Gesprächsleitung: Birgit Wentzien, Chefredakteurin Deutschlandfunk und Eric Gujer, Chefredaktor Neue Zürcher Zeitung
    Die Diskussion können Sie sechs Monate in unserem Audio-Archiv nachhören.