Donnerstag, 25. April 2024

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Frankreich
YouTuberin wirft Konzern Zensur vor

Eine französische YouTuberin soll Jean-Claude Juncker, den Vorsitzenden der Europäischen Kommission, interviewen - und beschwert sich nach einer Intervention des Online-Portals über den Versuch der Zensur. Auch als YouTube ihr nach dem Interview ein unerwartetes Angebot macht, bleibt die junge Frau standhaft.

19.09.2016
    Ein Bildschirm mit dem Youtube-Logo und der Aufschrift "Broadcast Yourself"
    "Broadcast Yourself": Bei Youtube haben viele junge Menschen eigene Kanäle mit tausenden "Followern". (dpa / picture alliance / Britta Pedersen)
    Laetitia Nadji ist eine mittelmäßig erfolgreiche YouTuberin aus Frankreich, sie hat gut 60.000 Abonnenten. In ihren Videos redet sie darüber, wie man aus alten Lampen Blumentöpfe macht oder warum sie keine BHs mehr trägt. Dann bietet YouTube ihr ein Interview mit Jean-Claude Juncker an, dem EU-Kommissionspräsidenten. Aber warum? Dem Magazin "Rue 89" sagt sie, vermutlich habe sie als junger Spaßvogel für leichte Fragen herhalten sollen.
    Laetitia sammelt kritische Fragen, sie will über Lobbyismus und Junckers Rolle im Streit um Steuerflucht sprechen. Unmittelbar vor dem Interview spricht sie ein Mann mit YouTube-Shirt an. Er drängt sie, ihre Fragen zu ändern. YouTube erklärt dazu, der Mann habe sie ermuntern wollen, "den Respekt der Konfrontation vorzuziehen". Doch Laetitia führt das Interview unverändert.
    Am nächsten Tag wird sie von Google Frankreich vorgeladen, dem Mutterkonzern. Und wird wider Erwarten freundlich empfangen: Sie bekommt sogar angeboten, für ein Jahr YouTube-Botschafterin zu werden - und fragt sich, ob man ihr das anbietet, damit sie nichts erzählt. Sie lehnt ab, erntet Lob im Netz und fordert YouTube auf, sich öffentlich dafür einzusetzen, dass nie wieder ein YouTuber manipuliert wird.
    (jcs/mg)