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Frankreich
Zwei Geiselnahmen in Paris

Die beiden Hauptverdächtigen des "Charlie Hebdo"-Attentats verschanzen sich weiterhin mit einer Geisel in einer Druckerei nordöstlich von Paris vor der Polizei. Gleichzeitig gibt es im Osten von Paris offenbar eine weitere Geiselnahme: Ein bewaffneter Mann soll in einem koscheren Supermarkt mehrere Menschen in seine Gewalt gebracht haben.

09.01.2015
    Bewaffnete Polizisten an der abgesperrten Metrostation Porte de Vincennes in Paris.
    An der Porte de Vincennes im Osten von Paris läuft ein Großeinsatz der Polizei. Ein Mann soll in einem koscheren Geschäft mehrere Geiseln genommen haben. (AFP/ Martin Bureau)
    Der Geiselnehmer soll wahrscheinlich fünf Menschen in dem jüdischen Geschäft an der Porte de Vincennes in Paris in seine Gewalt gebracht haben. Das berichten französische Medien unter Berufung auf Polizeikreise. Die Nachrichtenagentur AFP meldet zwei Tote, dafür gibt es aber keine offizielle Bestätigung. Mindestens ein Mensch soll verletzt worden sein, als der Angreifer um sich schoss. Es heißt, die Polizei vermute, dass es sich um denselben Mann handelt, der am Donnerstag im Süden von Paris eine Polizistin erschossen hat. "Das ist der Schütze von Montrouge", sagte ein Polizist der Nachrichtenagentur AFP.
    Die Polizei veröffentlichte zwei Fahndungsfotos von Verdächtigen, die im Zusammenhang mit der Erschießung der Polizistin gesucht werden. Eins zeigt den 32 Jahre alten Amedy Coulibaly - er könnte demnach der Geiselnehmer in dem jüdischen Geschäft sein. Auf dem anderen Bild ist eine 26 Jahre alte Frau zu sehen, Hayet Boumddiene. Welche Rolle sie spielt, blieb zunächst unklar.
    SECOND Appel à témoins #Fusillade #Montrouge Contacter le 0805 02 17 17. En savoir plus >>> http://t.co/8c2UJGQQJy pic.twitter.com/n5h5e6Yb1b— Préfecture de police (@prefpolice) January 9, 2015
    Die Ermittler teilten erst heute mit, dass es einen Zusammenhang zwischen den tödlichen Schüssen auf die Polizistin und dem "Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo" in Paris mit zwölf Toten am Mittwoch gibt. Innenminister Bernard Cazeneuve hatte am Donnerstag noch gesagt, es gebe bisher keine Hinweise auf eine Verbindung zwischen den beiden Taten. Der mutmaßliche Schütze von Montrouge und Geiselnehmer von der Porte de Vincennes soll in der gleichen Islamistengruppe aktiv gewesen sein wie die beiden Brüder, die des Anschlags auf "Charlie Hebdo" am Freitag verdächtigt werden. Nach Polizeiangaben hat er mit der Tötung von Geiseln gedroht, falls die Polizei mit Gewalt gegen die beiden mutmaßlichen Attentäter vorgeht.
    Hauptverdächtige des "Charlie Hebdo"-Attentats verschanzen sich
    Derweil läuft der Großeinsatz nordöstlich von Paris weiter, wo sich die beiden mutmaßlichen "Charlie Hebdo"-Attentäter offenbar verschanzt haben. Die beiden Männer haben in einer Druckerei in der Gemeinde Dammartin-en-Goële ebenfalls eine Geisel in ihrer Gewalt. Polizeifahrzeuge, Rettungswagen und Helikopter sind am Ort des Geschehens. "Es läuft ein Einsatz, um die Verantwortlichen des feigen Attentats vor zwei Tagen zu neutralisieren", sagte Cazeneuve. Der Flughafen sperrte wegen der Polizeiaktion zwei Landebahnen des nahe gelegenen Pariser Flughafens Charles-de-Gaulle.
    Heute früh hatten die zwei Männer nach Angaben aus Polizeikreisen zunächst in der Stadt Montagny Sainte Felicité etwa 50 Kilometer nördlich von Paris einen Peugeot als Fluchtfahrzeug in ihre Gewalt gebracht. Dabei seien Schüsse gefallen. Anschließend habe es eine Verfolgungsjagd gegeben.
    (nin/jcs)