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Frankreichs Banlieues
Vor zehn Jahren eskalierte die Gewalt

Mehr als 10.000 demolierte Autos, brennende Gebäude, 6.000 Festnahmen, 130 Verletzte und insgesamt drei Tote: Vor zehn Jahren kam es in Frankreich zu Unruhen, nachdem zwei Jugendliche bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei starben. Seit damals sind Milliarden in die sozialen Brennpunkte geflossen. Geändert hat das an der sozialen Misere jedoch wenig.

Von Burkhard Birke | 27.10.2015
    Im Oktober 2005 kam es zu Unruhen in der Pariser Vorstadt Clichy-sous-Bois.
    Im Oktober 2005 kam es zu Unruhen in der Pariser Vorstadt Clichy-sous-Bois. (picture alliance/dpa/Matthieu De Martignac)
    Eine Baustelle als Wegweiser in eine bessere Zukunft?
    "Ici avant l'arrivée du tramway" verkünden große grüne Lettern auf dem Metallschild, gelb eingerahmt vor grünem Hintergrund am Ortseingang von Clichy-sous-Bois. Grün ist bekanntlich die Farbe der Hoffnung. Die Hoffnung der aus über 74 Nationen bunt zusammengewürfelten 30.000 Bürger Clichys ist, endlich schneller mit der Tramway, der Straßenbahn T4, in das kaum 20 Kilometer entfernte Paris zu kommen. Dort sind, wenn überhaupt, die Jobs.
    Derzeit braucht man fast zwei Stunden, um in die Hauptstadt zu gelangen – mit öffentlichen Verkehrsmitteln, und die verkehren weder nachts noch zu den Randzeiten!
    In Clichy selbst gibt es die Stadtverwaltung und einen riesigen Supermarkt als Arbeitgeber, eine zu vier Fünfteln als sozial schwach eingestufte Bevölkerung und - immer noch eine extrem hohe Arbeitslosigkeit vor allem unter Jugendlichen.
    Von 40 bis 45 Prozent bei den unter 25-Jährigen spricht Mohammed Mechmache. Das ist doppelt so hoch wie der nationale Durchschnitt. Das hat sich also nicht geändert in jenen zehn Jahren seit Clichy-sous-Bois als Epizentrum der Vorstadtunruhen zu eher zweifelhaftem Ruhm gelangte.
    Bessere Lebensbedingungen als Grundlage für sozialen Frieden
    Mohammed Mechmache weiß, wovon er spricht. Als Sozialarbeiter begründete er damals das Collectif AC Le Feu mit, eine Bewegung, die sich die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen und damit die Entschärfung des sozialen Konflikts auf die Fahnen geschrieben hat.
    "Wir arbeiten sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene, um die Jugendlichen in den Problemvierteln wach zu rütteln, damit sie sich engagieren, ihre Umgebung mitgestalten. Das geht zum Teil über Vereine wie unseren, aber auch durch politische Teilhabe an den Entscheidungen etwa auf kommunaler Ebene."
    Mehdi Bigaderne ist Präsident von AC Le Feu und sitzt seit 2008 im Stadtrat.
    Wohnblocks aus den 60er- und 70er-Jahren im Pariser Vorort Clichy-sous-Bois
    Wohnblocks aus den 60er- und 70er-Jahren im Pariser Vorort Clichy-sous-Bois (picture-alliance / Robert B. Fishman)
    Zehn von 35 Stadträten Clichys kommen aus der Zivilgesellschaft: Sozialdezernent Mehdi Bigaderne ist einer von ihnen. Ein Novum!
    Bürgerräte, politische Teilhabe: Das war eine von 30 ganz konkreten Forderungen, die Organisationen wie AC Le Feu im Auftrag der Menschen aus der Banlieue an die Politik gerichtet hatten, – die einzige, die bislang umgesetzt wurde. Ach ja – auch die Straßenbahntrasse könnte nun 2018 fertiggestellt sein.
    Das freilich war eine Uraltforderung auch der lokalen Politik: Lange vor den Unruhen 2005 hatte der damalige sozialistische Bürgermeister Claude Dilain eine bessere Verkehrsanbindung seiner Gemeinde angemahnt.
    Er selbst wird die Ankunft der Tram, der Straßenbahn nicht mehr erleben. Dilain verstarb letzten März. Die neue Schule ist nach ihm benannt: Schließlich hat die Stadt ihm einiges zu verdanken, unteranderem dass Vertreter der Zivilgesellschaft jetzt mit im Rathaus sitzen und dass Clichy überhaupt sein Gesicht etwas aufpoliert hat.
    Wer den knappen Kilometer die Allée Maurice Audin hinein ins Zentrum fährt ist ohnehin überrascht.
    Bäume, Grünflächen, kleine Einfamilienhäuser grüßen aus den Nebenstraßen. Dann aber tauchen die riesigen, an Hässlichkeit kaum zu überbietenden Wohnblöcke auf. Dazwischen ein Shopping Center gespickt mit Billigläden. Vor dem türkischen Café lungern ein paar Männer herum, es riecht nach Cannabis.
    Hier verändere sich nur die Kulisse. Die Gebäude würden modernisiert. Es wird gebaut. Die soziale Lage und alles andere blieben jedoch unverändert, meint Walid.
    Nadir, Vater von fünf mittlerweile zum Teil erwachsener Kinder, widerspricht ihm:
    "In Clichy und Montfermeil hat sich etwas getan. Sie haben ein Gymnasium gebaut. Bald wird das Schwimmbad eingeweiht. Für die Zeit ist das schon beachtlich. Die Leute spüren weniger Druck, weniger Stress, wenn sie wissen, dass es ein Schwimmbad, einen Fußballplatz für die Kinder gibt."
    Zwischen cool und gefährlich
    Clichy ist eine sehr junge Stadt: Kinder und Jugendliche aller Hautfarben, ganz selten jedoch weiß, dominieren das Straßenbild. Sie wirken unbeschwert und voller Projekte und Ideen.
    Fatoumata will Anwältin, Asa Putzfrau werden. Es gäbe viel Unterhaltung. Die Atmosphäre sei gut.
    Es sei cool hier, ruhig. Um zu leben, müsse man natürlich arbeiten. Gewalt habe er in sechs Jahren, die er hier lebt, nie kennengelernt.
    Bekloppte gäbe es natürlich überall, so wie der da, meint der aus der Türkei stammende Mehmet, als ein Jugendlicher aus einem schwarzen Wagen das Interview mit einer unflätigen Bemerkung kommentiert.
    Reporter genießt man mit Vorsicht und Clichy wie die Banlieues generell sind für Reporter mit Vorsicht zu genießen, auch wenn seltener Steine fliegen als noch vor zehn Jahren. Welche Erinnerungen sind bei den Bürgern geblieben an die émeutes, an die Unruhen von damals?
    "Ja die Unruhen! Sie sehen doch wie es in den Siedlungen aussieht! Wir sind solidarisch. Wenn da zwei Jugendliche umsonst gestorben sind, dann muss man sich erheben, sprechen, sagen, was nicht läuft!"
    TV-Nachrichten: "Bois von Gewalt heimgesucht. Die Polizei und Banden Jugendlicher standen sich gegenüber."
    Solche Nachrichten wurden ab dem 28. Oktober 2005 mehrere Wochen zum allabendlich wiederkehrenden Ritual.
    Auslöser war der Tod zweier Teenager: Zied und Bouna.
    Rückblende: Clichy-sous-Bois 27. Oktober 2005 17:20 Uhr. Nach einem Fußballspiel befindet sich eine Gruppe von zehn Jugendlichen auf dem Heimweg. In diesem Moment geht bei der Polizei ein Anruf ein.
    In Clichy sei in eine Baubaracke eingebrochen worden. Auf der Suche nach den Tätern stieß die Polizei auf die Gruppe. Die 17-jährigen Muhittin und Zied sowie der 15-jährige Bouna wollten der Polizeikontrolle entgehen und flohen in ein Transformatoren-Häuschen auf einem abgesperrten Gelände. Für Zied und Bouna wirkten die Stromschläge tödlich, Muhittin erlitt schwere Verbrennungen.
    Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht vom Tod der Teenager in Clichy-sous-Bois. Der damalige Bürgermeister Claude Dilain war zum Unfallort geeilt:
    "Es gab ein enormes Polizeiaufgebot. Da wir von einem Unfall ausgegangen waren, war das sehr ungewöhnlich. Ich kannte die Polizisten nicht einmal, die waren aus dem ganzen Departement zusammengerufen worden. Viele Anwohner waren herbeieilt, sind aber vom Ort des Geschehens ferngehalten worden.
    Und dann sehe ich ein paar Leute bei den Familien der Opfer stehen, die natürlich am Boden zerstört sind, sich gar vor Trauer und Schmerz auf dem Boden winden, und ich spüre wie der Zorn wächst. Eines der Familienmitglieder haut sogar mit der Faust auf eine Motorhaube und ruft: Wenn das Frankreich ist."
    In der Nacht entlud sich die Wut in Clichy: Steine flogen, zwei Dutzend Autos brannten, Polizei und Randalierer gerieten aneinander! Alles wegen eines Unfalls?
    Genau das bezweifeln die Betroffenen und das war der Funken, der in dieser Nacht das Feuer der Gewalt zündete.
    "Drei sind in die eine Richtung gelaufen, die anderen in die andere. Die Polizei war natürlich hinter uns."
    Verfolgt von der Polizei? Angst vor Kontrolle und Angst davor, ohne Ausweis eine Nacht in Polizeigewahrsam zu verbringen? Hatten die Jugendlichen irgendetwas mit dem vermeintlichen Einbruch in die Baubaracke zu tun?
    "Es gab einen Anruf, dass Jugendliche in die Baracke eingebrochen und Material gestohlen hätten. Am Ende war jedoch nichts entwendet worden",
    gesteht der damals zuständige Staatsanwalt Francois Molins ein. Der für die Sicherheit in ganz Frankreich seinerzeit zuständige Direktor Phillippe Laureau kommt später zu dem Schluss:
    "Die Polizei ist in dem Wohnviertel im Einsatz, die Jungen hauen in alle erdenklichen Richtungen ab. Dann gibt es Funksprüche, wonach ein Polizist sagt, die müssten wohl ins Transformatorenhäuschen gegangen sein, aber er sehe sie nicht. Woraufhin der Einsatzleiter anmerkt, wenn sie im Transformator-Häuschen sind, haben sie Pech gehabt."
    Feindbild Polizei
    Wer war schuld am Tod von Zied und Bouna?
    Ein Transparent vor dem Gerichtshof in Rennes ruft zur Unterstützung der Angehörigen der beiden 2005 in Clichy-sous-Bois gestorbenen Jugendlichen Bouna Traore und Zyed Benna auf.
    Ein Transparent vor dem Gerichtshof in Rennes ruft zur Unterstützung der Angehörigen der beiden 2005 in Clichy-sous-Bois gestorbenen Jugendlichen Bouna Traore und Zyed Benna auf. (dpa / picture alliance / EPA / Eddy Lemaistre)
    Es dauerte fast zehn Jahre bis ein entsprechender Gerichtsprozess wegen unterlassener Hilfeleistung gegen die beteiligten Polizisten im Frühjahr dieses Jahres mit einer Einstellung des Verfahrens endete – alles andere als zur Genugtuung der Opfer, bzw. ihrer Angehörigen und der Menschen in den Banlieues, die sich einmal mehr von Institutionen des Staates im Stich gelassen fühlten. Mohammed Mechmache.
    "Wir bleiben davon überzeugt, dass die Polizisten mit verantwortlich waren, und sich mit der Justiz eine weitere Institution von uns abwendet."
    In jener Nacht des 27. Oktober 2005 lag in der unterschiedlichen Antwort auf die Schuldfrage der Sprengstoff, der zur Explosion der Gewalt in Clichy führte.
    Statt in der Polizei den Freund und Helfer, sahen und sehen die Menschen in den Problemvierteln Frankreichs einen Gegner. Ein Eindruck, der sich dadurch verstärkte, dass Nicolas Sarkozy damals die police de proximité, die Nachbarschaftspolizei abgeschafft hatte und im Rahmen seiner Verbrechensbekämpfungsstrategie durch mobile Einheiten ersetzen ließ.
    Mit harter Hand und klaren Worten gegen die Kriminellen der Banlieue wollte Innenminister Nicolas Sarkozy damals auch seinen Anspruch auf die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei untermauern.
    "Haben Sie die Nase voll von diesem Gesindel? Wir werden Sie davon befreien",
    sagte der Innenminister bei einem von Protesten begleiteten Besuch in Argenteuil zu einer Anwohnerin. Das passt ins Bild, denn im Sommer zuvor sprach er davon, die einschlägigen Viertel mit dem Kärcher vom Gesindel zu reinigen.
    Das Klima war also aufgeheizt im Herbst 2005.
    Was aber führte zum Flächenbrand? Zwei Tage nach dem tragischen Tod Zieds und Bounas in Clichy kehrte so etwas wie Ruhe ein. Es war Ramadan.
    Viele hatten sich in der Bilal Moschee zum Beten versammelt als eine Tränengasbombe in der Moschee explodierte.
    "Ich bestätige, dass es sich um eine Tränengasbombe handelt, die zur Ausrüstung der Einsatztruppen gehört, die in jener Nacht vor Ort waren. Das heißt nicht, dass sie auch von einem Polizisten abgefeuert wurde. Das muss eine Untersuchung zeigen."
    Ein Handyvideo vom Zwischenfall wurde veröffentlicht. Die Medien berichteten und der Funke sprang über: Zunächst auf die benachbarten Vororte, dann auf ganz Frankreich. Höhepunkt der Gewalt war der 6. November 2005: In dieser Nacht allein kam es in nahezu 300 Gemeinden Frankreichs zu Krawallen, 1.408 Autos standen in Flammen. Der Premierminister Dominqiue de Villepin mahnte zum wiederholten Male:
    "Die Rückkehr zu Ruhe und Ordnung bleiben die Priorität."
    Zum ersten Mal seit Ausbruch der Krise meldete sich auch der Präsident zu Wort. Jacques Chirac:
    "Das Gesetz muss die Oberhand behalten. Die Republik bleibt entschlossen, stärker zu sein als jene, die Gewalt und Angst säen wollen."
    Die Regierung sah sich am 8. November gezwungen, den Ausnahmezustand zu verhängen, zum ersten Mal seit dem Algerienkrieg. Die Polizeipräsenz in den Problemvierteln wurde vervielfacht, Justiz und Sicherheitsbehörden erhielten Sonderdurchgriffsrechte, ausländische Straftäter aus den Quartiers wurden abgeschoben.
    Traurige Bilanz
    Am 17. November war der Spuk vorbei. Die traurige Bilanz: Mehr als 10.000 verbrannte Autos, Schulen, Kindergärten – 300 öffentliche Gebäude abgefackelt, 6.000 Festnahmen, 130 Verletzte auf beiden Seiten. Der einzige Lichtblick: Es gab nur ein Todesopfer zu beklagen.
    Aufruhr in der Banlieue war in Frankreich nichts Neues. Allnächtlich brannten und brennen in den Trabantenstädten Autos. Dieses Mal aber hatte sich der Frust in einem Flächenbrand ungewöhnlich heftig entladen.
    Armut, Arbeitslosigkeit, bei den Jugendlichen der 'Quartiers' unter 25 lag und liegt sie teilweise bei über 50 Prozent. Rassismus und Perspektivlosigkeit nach jahrzehntelanger Vernachlässigung der Trabantenstädte explodierten förmlich wie bei einem Vulkan, unter dessen Oberfläche es schon lange brodelte.
    Die Kinder der ersten Einwanderergeneration, überwiegend französische Staatsbürger, fühlten sich nicht anerkannt, unzureichend integriert.
    Seit dem 1973 verhängten Baustopp von Riesenblöcken als Sozialwohnungen sind nicht weniger als 16 Hilfsprogramme für die Banlieue aufgelegt worden, drei allein nach den Unruhen 2005.
    Milliarden sind geflossen – oder man könnte sagen verflossen, denn sie blieben ohne nennenswerten Effekt. Heutzutage gelten 750 Viertel überall in den größeren französischen Städten als problematisch. Je nach Schätzung leben bis zu fünf Millionen Menschen in den Trabantenstädten.
    "Der Abstieg der Stadtränder, die Gettos – das habe ich schon 2005 als territoriale, soziale und ethnische Apartheid in unserem Land bezeichnet.
    Die soziale Misere, zu der die tägliche Diskriminierung kommt, weil man nicht den richtigen Familiennamen, die richtige Hautfarbe hat oder eine Frau ist. Ich will keine Entschuldigungen suchen, aber man muss der Realität unseres Landes ins Auge sehen",
    sagte Manuel Valls Anfang dieses Jahres nach dem islamistischen Anschlag auf die Zeitschrift "Charlie Hebdo". Einer der Täter stammte aus der Banlieue. Auch dieser Premierminister hat wiederum eine Initiative lanciert, will vor allem auf Bildung setzen, darauf dass die Werte und Prinzipien der Französischen Republik wie Laizität, Gleichheit, Meinungsfreiheit vermittelt und hochgehalten werden.
    Erst dieser Tage reiste der Premierminister im Geleit der zuständigen Kabinettsmitglieder in die Banlieue: sozusagen, um ein Zeichen zu setzen – ganz offensichtlich den zehnten Jahrestag der Vorstadtunruhen im Hinterkopf.
    Auch in Clichy gaben sich in den letzten Jahren hochrangige Politiker die Klinke in die Hand, sind Projekte angeschoben worden wie die Straßenbahn, um aus dem Epizentrum der Unruhen so etwas wie ein Vorzeigemodell zu basteln.
    Fragt man einige der Jugendlichen, die wie es so schön heißt die Zukunft eines Landes sind, ob sie Arbeit fänden, was sie so trieben, kommt die wenig überraschende Antwort:
    Das sei schwer. Hier gebe es keine Arbeit mehr.
    "Wir müssen irgendwie klar kommen. So ist das nun einmal. Wir verkaufen Drogen, harte Drogen."
    Gefahr einer neuerlichen Eskalation
    Im Kern hat sich nur äußerlich etwas verändert. Das Grundproblem bleibt, die Stimmung ist explosiv. Der Politologe Asiem el Diafraoui bringt es auf den Punkt:
    "Das Potenzial einer neuen Explosion ist natürlich nach wie vor da, weil keines der Grundübel der Banlieue wirklich bekämpft wurde: Die Massenarbeitslosigkeit, vor allem die Massenarbeitslosigkeit unter jungen Männern. Und der Staat wird zum Teil als Unterdrücker wahrgenommen.
    Blick auf eine Hochhaussiedlich in Marseille / Frankreich
    Blick auf eine Hochhaussiedlich in Marseille / Frankreich (AFP / Gerard Julien)
    Da herrscht ein wirklicher Vertrauensbruch, und dieser Vertrauensbruch wird von Dschihadisten ausgenutzt, es mögen vielleicht nur ein paar hundert in ganz Frankreich sein. Bisher ist es ein marginales Problem, aber in einem Klima, wo wir auf der einen Seite eine Rekordzahl an Syrienausreisenden haben, auf der anderen Seite eine nationale Front haben, die immer weiter versucht zu polarisieren, ein Fegefeuer der Islamophobie, des Antiislams zu schüren. Da wächst natürlich auch das Potenzial, dass sich die Banlieue anhand von religiösen Trennlinien teilt."