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Franziskus räumt auf

Der neue Papst trifft erste Entscheidungen zum Umbau der römischen Machtzentrale: Ein internationales Beratergremium aus acht Kardinälen soll den Einfluss der Italiener in der Kurie einschränken.

Von Thomas Migge | 26.04.2013
    "Wir sprechen zwar von einer globalisierten Welt, aber das ist in der Finanzwelt, in der Wirtschaft, in der Technik. Die Kirche muss schauen eine Einheit in der Vielfalt zu verwirklichen."

    Einheit in Vielfalt – genau das scheint der neue Papst Franziskus zu wollen, erklärt Kardinal Walter Kasper, lange Jahre Mitglied der römischen Kurie. Kasper begrüßt deshalb die Entscheidung des Papstes für ein internationales Beratergremium. Acht Kardinäle aus fünf Kontinenten sollen künftig darin die Kirche repräsentieren. Auch der Deutsche Reinhard Marx, Erzbischof von München-Freising, ist Teil des neuen Gremiums.

    Kardinal Walter Kasper:
    "Das Zentrum der Einheit im Petrusamt ist deshalb ein großes Geschenk für die katholische Kirche, nur darf man Zentrum nicht mit Zentralismus verwechseln, das geschieht manchmal, und da muss gegengesteuert werden."

    Gegensteuern ist angesagt. Vor allem gegen den schlechten Ruf der römischen Kurie, der durch den Vatileaks-Skandal noch einmal offen zutage trat.

    Der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi, Autor des Bestsellers "Seine Heiligkeit – Die Geheimakten von Benedikt XVI.", ist einer der Hauptverantwortlichen dafür, dass heikle Interna aus der römischen Kurie überhaupt bekannt wurden:

    "Wie während des Pontifikats von Johannes Paul II., so versuchte man auch unter Benedikt XVI. immer wieder den Staub unter den Teppich zu kehren. Das wird vor allem am Beispiel von Monsignore Carlo Maria Vigano deutlich, der als Nuntius in die USA weggelobt wurde, nachdem er verschiedene Korruptionsfälle innerhalb des Vatikans beim Papst angezeigt hatte."

    Nuzzis Enthüllungsbuch stützt sich auf rund 5000 Dokumente. Sie wurden dem Journalisten von einem Kurienmitarbeiter überlassen, der Jahre lang penibel alle ihm relevant erscheinenden Vorfälle innerhalb der Kurie aufgezeichnet hatte. Nuzzi erhielt auch Einblick in die Dokumente, die der damalige Kammerdiener Benedikts XVI. von dessen Schreibtisch stahl und den Medien zuspielte. In diesen Dokumenten ist immer wieder die Rede von diversen Machenschaften der römischen Kurie unter Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone.

    Die im Zuge von Vatileaks bekannt gewordenen Skandale – es geht um Korruption, Geld und Postenschacherei – werfen ein bezeichnendes Licht auf die kurialen Strukturen, die sich vor allem seit Beginn des Pontifikats von Karol Wojtyla 1981 verselbständigt haben. Johannes Paul II. war an der Arbeit der Kurie nicht besonders interessiert. Benedikt XVI. versucht zu Beginn seines Pontifikats zwar ansatzweise Ordnung zu schaffen, kam aber gegen den bürokratischen Apparat nicht an.

    Der neue Papst Franziskus scheint dagegen aufräumen zu wollen in der Curia Romana, sagt der römische Vatikanexperte Massimo Ricci:

    "Die Gruppe aus acht Kardinälen, die der Papst dazu berufen hat, ihm bei der Leitung der Weltkirche zu helfen, soll eine Reform der apostolischen Konstitution 'Pastor bonus' vorbereiten, in der es um die Kurie geht. Mit dieser Entscheidung will er ein Signal geben, er will klar machen, dass er die Kritik aufgegriffen hat, die er im Vorkonklave mitbekommen hat."

    Papst Franziskus plant demnach, davon sind italienische Vatikanexperten überzeugt, eine grundlegende Kurienreform. Nicht sofort, sondern Schritt für Schritt und wahrscheinlich nachhaltig. Im Juni, so heißt es aus dem Kirchenstaat, werde ein neuer Staatssekretär ernannt.

    Welche Funktion das neu geschaffene Beratergremium innerhalb des Vatikans genau einnehmen wird, ist noch offen. Unübersehbar ist allerdings, dass Franziskus den primär italienischen Einfluss innerhalb der römischen Kurie bremsen will.

    Massimo Ricci:
    "Letztendlich wird dieser Papst hoffentlich die Vatikanregierung in ihrem Einfluss reduzieren. Die Machtbeschneidung der Kurie wird auch dazu führen, dass der Einfluss der italienischen Bischofskonferenz begrenzt wird, denn dieser Papst fühlt sich ihr gegenüber nicht mehr verpflichtet."