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Französische Sendergruppe angegriffen
"Cyber-Dschihad" gegen TV5Monde

Der Sendebetrieb läuft wieder, die Website ist noch immer nicht erreichbar: Hacker haben die französische Fernsehsendergruppe TV5Monde angegriffen. Auf der Facebook-Seite des Senders prangerten sie Frankreichs Militäreinsatz gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" an.

09.04.2015
    Der französische Sender TV5Monde
    Beim französischen Sender TV5Monde ist die Website nicht zu erreichen (dpa / MAXPPP)
    Über fast drei Stunden, von 22 Uhr bis ca. ein Uhr in dieser Nacht, war der Sendebetrieb von TV5Monde zum Erliegen gekommen, berichtet Anne Christine Heckmann im Deutschlandfunk. "Wir sind nicht mehr imstande, irgendeinen unserer Kanäle auszustrahlen", sagte Senderchef Yves Bigot der Nachrichtenagentur AFP. In einem 27-sekündigen Videoclip auf der Facebook-Seite erklärt er, man sei Opfer einer Cyber-Attacke geworden. Auf die Hintergründe der Tat geht er nicht weiter ein. Genau dort, auf Facebook, hatten die Hacker zuvor verschiedene Dokumente veröffentlicht.
    Dabei handelte es sich nach ihren Angaben um Ausweise und Lebensläufe von Familienmitgliedern französischer Militärangehöriger, die an Einsätzen gegen die IS-Terrormiliz beteiligt seien. "Soldaten Frankreichs, haltet Euch vom Islamischen Staat fern!", war zu lesen. "Ihr habt die Chance, das Leben Eurer Familie zu retten, nutzt sie." Weiter hieß es: "Im Namen Allahs, des Allergütigsten, des sehr Barmherzigen, führt das CyberKalifat weiter seinen Cyber-Dschihad gegen die Feinde des Islamischen Staates." Das CyberKalifat suche derzeit nach den "Familien der Militärs, die sich an die Amerikaner verkauft haben".
    Frankreichs Premierminister Manuel Valls verurteilte den Angriff. Der Sozialist bezeichnete die Attacke über den Kurznachrichtendienst Twitter als "inakzeptablen Angriff auf die Informations- und Meinungsfreiheit". Der Redaktion des international ausgestrahlten Senders sprach er seine "volle Unterstützung" aus.
    Die Hacker warfen Frankreichs Staatschef François Hollande vor, mit der Beteiligung an dem Militäreinsatz der US-geführten Koalition gegen den IS im Irak und in Syrien einen "unverzeihlichen Fehler" gemacht zu haben. "Darum haben die Franzosen die Geschenke bei 'Charlie Hebdo' und Hyper Cacher erhalten", hieß es.
    Websites gesperrt mit Hilfe von Anti-Terror-Gesetz
    Im Januar hatten islamistische Attentäter bei einer Anschlagsserie in Paris 17 Menschen getötet. Weder Al-Kaida noch der "Islamische Staat" bekannten sich dazu, ein Täter bezeichnete sich jedoch als Mitglied des IS.
    Mitte März wurde in Frankreich erstmals nach der Verabschiedung eines neuen Anti-Terror-Gesetzes der Zugang zu Internetseiten wegen terrorverherrlichender Inhalte blockiert. Gesperrt wurde der Zugang zu fünf Websites, darunter der Internetauftritt des Al-Hayat Media Center, das Propaganda für den IS gemacht hatte.
    Die in Paris ansässige TV5Monde ist eine französischsprachige Sendergruppe, die Programme in mehr als 200 Ländern ausstrahlt. Am Tag des Hackerangriffs hatte sie einen neuen Themenkanal gestartet, in dem es um die französische Lebensart geht und der unter anderem im Nahen Osten und in Nordafrika zu empfangen ist.
    (bor/jasi)