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Frauen in der Wirtschaft
Hohe Erwartungen an W20-Gipfel in Deutschland

In Berlin findet zurzeit der W20-Gipfel statt. Da lohnt es sich schon genau hinzuschauen, denn es heißt nicht "G" sondern "W". Und dieses "W" steht für Women, ein Frauen-Gipfel-Treffen, der 20 weltweit wichtigsten Industrie-und Schwellenländer. Auch mit dabei: Angela Merkel und Ivanka Trump. Doch um was geht es genau?

Von Jessica Sturmberg | 25.04.2017
    Die Präsidentin des Verbandes deutscher Unternehmerinnen, Stephanie Bschorr, spricht am 25.04.2017 in Berlin zur Eröffnung des Woman 20 Dialogue Gipfel zur Stärkung von Frauen.
    Die Präsidentin des Verbandes deutscher Unternehmerinnen, Stephanie Bschorr, spricht am 25.04.2017 in Berlin zur Eröffnung des Woman 20 Dialogue Gipfel zur Stärkung von Frauen. (dpa / picture alliance / Gregor Fischer)
    1. Was ist das genau für eine Veranstaltung?
    Es ist ein Treffen, das im Zusammenhang steht mit dem G20-Gipfel im Juli in Hamburg. Veranstalter sind der Verband deutscher Unternehmerinnen und der Deutsche Frauenrat als Dachorganisation von mehr als 50 Frauenorganisationen.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sie damit beauftragt, das Treffen zu organisieren. Aus einer klaren Motivation heraus: Die Rolle der Frau in der Wirtschaft zu stärken. Es hilft den Volkswirtschaften weltweit, wenn Frauen stärker am Wirtschaftsleben partizipieren.
    2. Wer diskutiert bei diesem W20-Treffen mit wem?
    Der W20-Gipfel ist hochkarätig besetzt. Es diskutieren die mächtigsten Frauen der Welt. Die größte Aufmerksamkeit dürfte das Panel mit dem Titel "Inspiring women: Scaling up womens’s entrepreneurship" (Frauen inspirieren, weibliche Unternehmerschaft vergrößern) um 13 Uhr. Hier sitzen zusammen:
    - Bundeskanzlerin Angela Merkel,
    - IWF-Chefin Christine Lagarde,
    - die US-Präsidententochter und Unternehmerin Ivanka Trump,
    - Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland,
    - die niederländische Königin Maxima, auch UN-Botschafterin ist für das Thema finanzielle Inklusion
    - Anne Finucane, stellvertretende Vorsitzende der Bank of America
    - Juliana Rotich, Geschäftsführerin von "Ushahidi" ein Open-source Software Projekt in Nairobi und
    - Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäftsführung der Trumpf GmbH + Co. KG,
    Insgesamt treffen sich in Berlin 200 Wirtschaftsfrauen, die Elite in der Politik- und Unternehmenswelt. Spannend vor allem mit welchen Ideen die beiden so grundverschiedenen Frauen, die Physikerin Angela Merkel auf der einen Seite und die Unternehmerin und Designerin Ivanka Trump mit ihrem großen Einfluss auf ihren Vater, die Diskussion bereichern werden.
    3. Es soll ja sicher nicht nur diskutiert werden, sondern auch etwas erreicht werden, was ist das Ziel?
    Dieses W20-Treffen hat einen klaren Auftrag: Die Rolle der Frauen in der Wirtschaft stärken. Klingt immer noch abstrakt, aber das haben in den vergangenen Wochen und Monaten viele kluge Köpfe mit konkretem Inhalt gefüllt und erarbeitet, wie das genau gehen soll. Es gibt dabei vier Themenschwerpunkte:
    Besonders stark liegt der Fokus darauf, Frauen in der digitalen Wirtschaft stärker einzubinden, hier sind sie besonders unterrepräsentiert, und das ist bei der Zukunftsorientierung dieses Themas dramatisch. Das generelle Problem bleibt, wie man Frauen einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht und wie sie auch besseren Zugang zum Finanz- und Kapitalmarkt erhalten
    Frauen bekommen für ähnliche Unternehmensideen und -konzepte bei weitem nicht die gleichen Finanzmittel, nur allein, weil sie Frauen sind.
    Schließlich soll dem W20-Treffen mehr Bedeutung verliehen werden. Es ist das der dritte Gipfel, die ersten fanden in der Türkei und China statt. Die Hoffnungen und Erwartungen, die mit dem Gipfel in Deutschland verbunden werden, sind jedenfalls hoch.
    4. Wie will man diese Ziele erreichen?
    Vor allem geht es darum, bei Entscheidern die Wichtigkeit deutlich zu machen. Es ist kein reines Gender- oder Befindlichkeitsthema, was Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern betrifft, sondern hat handfeste ökonomische Bedeutung:
    Die weitere Entwicklung der Volkswirtschaften hängt davon ab, wie Frauen eingebunden werden. Ohne sie wird es weniger prosperierend sein, betonen Wirtschaftswissenschaftler. Und zwar unabhängig davon, wie entwickelt eine Volkswirtschaft ist. Das betrifft Frauen in der westlichen Welt genauso wie in afrikanischen Ländern.
    Also geht es darum, Finanzmittel dafür frei zu machen, dass Mädchen Zugang zu Bildung haben, in einer Weise, die sie befähigt, die digitale Welt mit zu gestalten.
    Es muss Angebote geben, die zur Lebens- und Arbeitsrealität von Frauen passen. Hindernisse wie Kinderbetreuung müssen geregelt sein, oder auch die Frage der Präsenz. Entscheidend ist nicht, wer möglichst lange im Büro sitzt, sondern wer die Aufgaben erfüllt, wo und wie auch immer. Es geht allein um Ergebnisorientierung. Deshalb ist es wichtig, Kommunikation und Netzwerken nicht allein auf Bürozeiten und den Ort zu beschränken.
    5. Was passiert mit den Ergebnissen?
    Diese sollen Impulse für Entscheider sein, und hier vor allem für die Regierungschefs der G20 beim Gipfel im Juli in Hamburg. Die in der Mehrzahl Herren sollen die Ergebnisse mit in ihre Beschlüsse aufgreifen, insbesondere wenn es um Mittelverteilung und Weichenstellungen geht.