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Frauen in deutschen Medien

Die Frauenquote für die Führungsetagen von Unternehmen steht zur Diskussion. Auch ein Thema der Medienbranche. Beispielsweise liegt der Frauenanteil in der Spiegel-Redaktion nur bei 28 Prozent und ist typisch für die Branche.

Von Kerstin Ruskowski | 05.02.2011
    Der Spiegel: Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron
    Die Zeit: Giovanni di Lorenzo
    Süddeutsche Zeitung: Kurt Kister
    Frankfurter Allgemeine Zeitung: Günther Nonnenmacher und Frank Schirrmacher
    Frankfurter Rundschau: Joachim Frank und Rouven Schellenberger
    Die Welt: Jan-Eric Peters
    Handelsblatt: Gabor Steingart
    Financial Times: Steffen Klusmann
    Bild: Kai Diekmann

    Leben wir in einem Medienpatriarchat? Wenn man einen Blick in die Führungsetagen deutscher Printmedien wirft, so findet man dort fast ausschließlich Männer. Und auch bei den audiovisuellen Medien sieht es kaum anders aus: Die Chefredakteure von ARD, ZDF und RTL, von Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur - allesamt Männer.
    Natürlich gibt es auch Frauen auf Chefposten: in der Intendanz des Rundfunks Berlin-Brandenburg zum Beispiel oder beim WDR. Und natürlich bei der taz. Doch insgesamt sitzen in den Führungsetagen der vierten Gewalt deutlich mehr Männer als Frauen. Woran liegt das?

    Der Journalistinnenbund fördert schon seit 24 Jahren den Austausch von Frauen im Journalismus und setzt sich dafür ein, mehr Frauen in die Führungsetagen deutscher Medien zu befördern. Marlies Hesse war 18 Jahre lang Geschäftsführerin des Journalistinnenbundes und hat sich schon in den 80er-Jahren für eine Frauenquote ausgesprochen.

    "87 waren bei Weitem noch nicht so viele Frauen als Journalistinnen tätig, das hat sich enorm verbessert. Aber, was die Hierarchie angeht, bleiben die Frauen in der Regel auf der Ebene der Abteilungsleiterin stehen - wenn überhaupt. Männer ziehen Männer nach. Gucken Sie doch mal in die Hierarchie rein: Da sitzen an erster Stelle noch Männer. Und die bestimmen auch mit."

    Die Situation ist nicht neu. Der Anteil von Frauen im Journalismus nimmt offenbar mit zunehmendem Alter und gehobener Position ab. Während der Ausbildung sind es inzwischen oft sogar mehr Frauen als Männer - zum Beispiel an der Deutschen Journalistenschule in München: Dort war das Verhältnis von weiblichen und männlichen Schülern lange ausgewogen. Doch in den letzten beiden Ausbildungsjahrgängen kamen auf 50 Frauen nur noch 40 Männer. Auch an der Uni Leipzig überwiegt mittlerweile der Frauenanteil: 81 von 130 Studierenden im Masterstudiengang Journalistik sind weiblich.

    Später, im Berufsalltag, ist es wieder umgekehrt: So stammen nur 31 Prozent der deutschen Radio- und Fernsehbeiträge von weiblichen Journalisten. Auch Zeitungsartikel werden nur zu 32 Prozent von Frauen geschrieben. Das belegt eine Studie des Global-Media-Monitoring-Projects - einer weltweiten Medienbeobachtungs- und Lobbying-Initiative, die seit 1995 alle fünf Jahre Daten zu Frauen in den Nachrichten erhebt. Die Untersuchungen zeigen außerdem: Frauen sind nicht nur als Journalisten, sondern vor allem auch als Gegenstand der Berichterstattung unterrepräsentiert. Im Verlauf der Jahre ist ihre Präsenz in den Medien zwar deutlich gestiegen; bis das Verhältnis ausgewogen ist, wird es aber noch eine Weile dauern: rein rechnerisch noch 43 Jahre - vorausgesetzt, die Entwicklung der letzten Jahre setzt sich in gleichem Maße fort.