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Frauenfußball
Fußballerinnen verklagen FIFA

In knapp acht Monaten beginnt in Kanada die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen. Doch beim Gedanken daran vergeht vielen Spielerinnen die Vorfreude. Denn das Turnier wird erstmals auf Kunstrasen ausgetragen. Dagegen sind die Aktiven – darunter Deutschlands Weltfußballerin, Nadine Angerer, - nun gerichtlich vorgegangen.

Von Heiko Oldörp | 02.10.2014
    Torhüterin Nadine Angerer fängt einen Ball
    Nadine Angerer während der EM 2013 (dpa / picture-alliance / Carmen Jaspersen)
    Eines will Nadine Angerer von vornherein klarstellen.
    "Das ist mir wirklich sehr, sehr Ernst, weil es für mich kein Freizeitvertrieb ist. Das ist eine Frauen-Weltmeisterschaft und dafür muss auf jeden Fall das Mindeste gegeben sein – und das ist eine gute Oberfläche."
    Doch eben genau das, sagt Deutschlands Nationaltorhüterin, sei im kommenden Jahr in Kanada nicht der Fall - zumindest nicht in Vancouver, wo neun Spiele ausgetragen werden - unter anderem das Finale.
    "Das ist einfach eine richtige Katastrophe. Der (Kunstraden, Anm. d. Redaktion) ist total hart, das ist wie auf einem Schuhabtreter. Ich glaube, das ist kein Anspruch, den eine Frauen-Weltmeisterschaft haben sollte."
    Deshalb haben Angerer sowie 40 weitere Spielerinnen, darunter die US-Stars Abby Wambach und Alex Morgan die FIFA und den Kanadischen Fußball-Verband als Ausrichter vor einem Gericht in Toronto verklagt. Sie sprechen von "Diskriminierung", einem "zweitklassigen Geläuf", das "illegal" sei, warnen vor "riesiger Verletzungsgefahr". Starke Worte – dabei wünscht sich Angerer nur eines:
    "Vor allem sollte man zumindest unsere Stimme hören. Wir machen das ja nicht zum Spaß, weil wir nichts in unserer Freizeit zu tun haben. Wir haben uns ja auch Gedanken darüber gemacht. Ich würde mir auf jeden Fall wünschen, dass die Verantwortlichen dafür noch mal nach Vancouver fahren, weil das der einzige Platz ist, den ich beurteilen kann, was das für eine Katastrophe ist."
    Die FIFA sieht das anders. Am Mittwoch wurden alle 6 WM-Stadien inspiziert. Ergebnis: Man werde auf Kunstrasen spielen, es gebe keinen Plan B. Ohnehin hatte FIFA-Präsident Blatter betont, dass die Zukunft des Fußballs auf Kunstrasen liege.
    "Mag ja auch sein, aber auf gutem Kunstrasen und nicht auf einem Schuhabtreter", sagt Angerer, "Ich kenne guten Kunstrasen, auf dem kann man auch in kurzen Hosen trainieren, damit kann ich mich auch anfreunden. Aber nicht mit einem Schuhabtreter und auch noch auf Beton. Das ist kein Fußball. Und da kann er mir nicht erzählen, dass das die Zukunft vom Fußball ist."
    Angerer und Co haben bereits über mögliche Konsequenzen nachgedacht. Reden wollen sie darüber öffentlich noch nicht. Klar ist allerdings: einen WM-Boykott wird es nicht geben.