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Frauenzeitschriften
Neue Schwerpunkte auf psychologische und Wohlfühlthemen

Von Lena Bayer-Eynck | 14.02.2015
    • "L-Mag, das ist das Magazin für lesbische Menschen. Weil es darin nicht wie in den normalen Zeitschriften für Frauen ums Backen, Kochen oder Mode geht, sondern eher um Beziehungen und solche Themen."
    • "Vielleicht mal die "Gala". Zwischendurch mal, wenn ich Langeweile habe."
    • "Die "Freundin". Eigentlich nur die. Weil ich die schon sehr lange lese, ist reine Gewohnheit."
    • ""Freundin", "Petra" und in letzter Zeit auch häufiger die "Brigitte Woman", weil ich älter werde."
    Die Bandbreite der Frauenzeitschriften ist groß - Kommunikationswissenschaftler teilen den Markt in drei Bereiche: Erstens die klassischen Frauenzeitschriften wie "Brigitte", "Elle" oder "Vogue", dann die boulevardesken Zeitschriften wie das "Goldene Blatt" oder "Tina" und nicht zuletzt die feministischen Magazine wie "Emma" oder das "Missy Magazin" für jüngere Frauen. Kommunikationswissenschaftlerin Kathrin Müller von der Universität Münster hat untersucht, warum Frauen welche Zeitschrift lesen:
    "Frauen wählen in erster Linie Frauenzeitschriften aus, mit denen sie sich identifizieren können. Das heißt, das sind Frauenzeitschriften, die dem Frauenbild entsprechen, das sie für sich selbst auch als zutreffend empfinden. Ich habe zum Beispiel bei den "Brigitte"-Leserinnen festgestellt, dass sie sich selber als politisch interessierte und emanzipierte Frauen sehen und genauso würden sie auch "Brigitte" beschreiben. Das ist eine Frauenzeitschrift, die eben nicht so oberflächlich ist und sich eben nicht nur auf Mode und Kosmetik konzentriert, sondern auch für gesellschaftliche Themen einsteht und sich für Frauenfragen einsetzt und deshalb mögen die Leserinnen diese Zeitschrift."
    Am Beispiel der Marktführerin "Brigitte" fand Müller auch heraus, dass es vielen Frauen vor allem ums Entspannen und Abschalten geht, wenn sie zu solchen Magazinen greifen. Dieses Bedürfnis haben Frauen heute offenbar genauso wie vor fünf oder zehn Jahren – die Gesamtzahl der verkauften Zeitschriften verändert sich daher kaum, auch wenn immer wieder neue Titel dazu kommen und andere verschwinden. Das sagt Andreas Vogel vom privaten Institut für Presseforschung. Er zählt 53 Magazine zu den Frauenzeitschriften – die eher boulevardesken Zeitschriften gehören nach seiner Definition nicht dazu.
    "Von diesen 53 Titel sind 36 kontrolliert, das heißt, dazu kann man Zahlen sagen. Die haben eine Verkaufsauflage von 7,8 Millionen Exemplaren. Und das verteilt sich eher um – es ist also kein Wachstum durch neue Titel. Und da haben wir den deutlichen Trend, dass es um Innerlichkeit geht, um sich selber Verwöhnen und das sind auch eigentlich die neuen Konzepte, die auf den Markt treten."
    Schwerpunkte auf psychologischen und Wohlfühlthemen - gut möglich, dass auch die beiden angekündigten Titel aus der Brigitte-Familie zu dem Genre gehören werden, das Vogel beschreibt. Dass sie auf Papier erscheinen und nicht nur im Internet, macht durchaus Sinn, wenn man die Studienergebnisse von Müller kennt:
    "Ich hab sowohl in der Befragung zu Frauenzeitschriften als auch durch andere Studien herausgefunden, dass es die Frauen wichtig finden, Papier in der Hand zu halten. Dass es gewisse Rituale gibt um die Mediennutzung herum, also dass Zeitschriften dann zum Beispiel abends auf der Couch gelesen werden oder in die Badewanne gelesen werden. Und dass diese Papierqualität dann auch einfach ein Kriterium ist, warum sie gerne gelesen werden. Die haptische Erfahrung, das Medium in der Hand zu halten und das Papier zu führen. Und deswegen glaube ich, weil es eben so ein Freizeitmedium ist und das in diesem Kontext erforderlich ist, wird die Frauenzeitschrift in der gedruckten Form noch lange erhalten bleiben."