Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Freiburger Doping-Kommission
Der nächste Rücktritt

Die Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin kommt nicht zur Ruhe: Nachdem Ende vergangener Woche der Wissenschaftler Andreas Singler seinen Rücktritt aus dem Gremium angekündigt hatte, teilte heute das bisherige Kommissionsmitglied Heinz Schöch seinen sofortigen Rückzug mit.

Von Philipp May | 27.04.2015
    Ein Tropfen an der Nadel einer Spritze
    Die zurückgetretenen Kommissionsmitglieder kritisieren Letizia Paoli, die Leiterin der Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin. (dpa / picture-alliance / Patrick Seeger)
    "Konzeptlosigkeit und Verschleppung der Doping-Aufklärung" - mit drastischen Vorwürfen in Richtung der Vorsitzenden Letizia Paoli verabschiedete sich Heinz Schöch aus der Kommission. Mehr noch, in einem vierseitigen Schreiben holte der Münchener Strafrechtler zum Rundumschlag aus. Die Evaluierungskommission sei kaum mehr arbeitsfähig, so Schöch. Der zweite geräuschvolle Abgang, nachdem am Freitag bereits der umstrittene Wissenschaftler Andreas Singler mit lauter Kritik an Paoli zurückgetreten war.
    Allerdings galten Schöch und Singler innerhalb der Kommission schon länger als isoliert. Folglich wiesen die übrigen Mitglieder die Anschuldigungen in einem offenen Brief umgehend zurück. Paoli sei ein Glücksfall für die Dopingaufklärung in Deutschland, schrieben sie. Vor allem, was die die Beschaffung längst verschollen geglaubter Akten angeht. Das betonte auch der stellvertretende Kommissionsvorsitzende, der Toxikologe Hellmut Mahler im Deutschlandfunk.
    Paoli erhält Rückendeckung von ihrem Stellvertreter
    "Das ist tatsächlich den stringenten und sehr akribischen und permanenten Bemühungen von Frau Paoli zu verdanken. Das sehen alle Mitglieder in der Kommission so. Es ist ganz klar, dass Frau Paoli hier extrem viel Arbeit geleistet hat."
    Trotz der Rückendeckung - die saubere Aufarbeitung der dunklen Dopingvergangenheit an der Freiburger Uniklinik steht nun mehr denn je in Frage. Denn Schöch kündigte an, dass er die von ihm angefertigten Gutachten direkt der Universität zur Veröffentlichung vorlegen werde, ohne die Prüfung durch die Evaluierungskommission. Gleichzeitig rief er Singler dazu auf, dies mit seinen Gutachten, darunter das umstrittene über Doping im Fußball auch zu tun.
    Der Ball liegt also nun im Feld des Freiburger Uni-Rektors Hans-Jochen Schiewer. Sollte er sich auf das Spiel von Schöch und Singler einlassen, es wäre das Aus für die unabhängige Dopingaufklärung in Freiburg. In einem ersten Statement am Abend bedauerte Schiewer den Rücktritts Schöchs außerordentlich, gleichzeitig betonte er aber: Die hartnäckige Aufklärungsarbeit der Kommissionsvorsitzenden müsse Früchte tragen.