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Freiburger Sportmedizin
Droht ein riesiger Forschungsskandal?

Das nächste Kapitel in der Dopingaufarbeitung an der Uni Freiburg: Die Untersuchungskommission ist nach eigenen Angaben auf einen Forschungsskandal von großer Tragweite gestoßen. Kommissionsleiterin Letizia Paoli spricht von "möglicherweise gravierende Folgen für das Fach Sportmedizin und den gesamten betroffenen Wissenschaftsbetrieb". Nun hat sich die Universität zu Wort gemeldet.

Von Andrea Schültke | 07.01.2016
    Logo des Sportmedizinischen Untersuchungszentrums der Universitätsklinik in Freiburg am Eingang der Einrichtung
    Logo des Sportmedizinischen Untersuchungszentrums der Universitätsklinik in Freiburg am Eingang der Einrichtung (picture alliance / dpa / Rolf Haid)
    In einer Pressemitteilung schreibt die Uni Freiburg, jeder Verdacht auf wissenschaftliches Fehlverhalten werde konsequent verfolgt und aufgeklärt. So äußerte sich auch Gisela Riescher. Die Prorektorin für Redlichkeit in der Wissenschaft der Uni Freiburg erklärte Deutschlandfunk:
    "Wir haben ein Verfahren in dem wir diese Fälle prüfen können. Uns liegt aber im Moment nur ein Auszug vor. Wir haben die Kommissionsvorsitzende davon unterrichtet, dass wir den gesamten Bericht abwarten und dann können wir mit unserem Verfahren tätig werden."
    Erstaunen darüber bei Perikles Simon. Der Leiter der Abteilung Sportmedizin an der Uni Mainz ist auch Mitglied der Evaluierungskommission. Er erklärte auf Nachfrage, man könne bereits mit dem vorliegenden Auszug von 16 Seiten intern effektiv tätig werden.
    Laut Evaluierungskommission geht es unter anderem um manipulierte Forschungsdaten, mehrfaches Publizieren derselben Arbeit und Wissenschaftler, die ohne ihre Mitarbeit als Co-Autoren der Publikation genannt werden. Das hatte Perikles Simon bereits gestern im Interview mit dem Deutschlandfunk näher erläutert,
    "...dass eben Leute namentlich falsch geschrieben auf Publikationen auftauchen. Das ist im Grunde verrückt, dann würde ich mal davon ausgehen, derjenige weiß auch gar nicht, dass sein Name im Kontext mit dieser Manipulation steht, zunächst einmal. Und ich denke schon, diese Kommission bietet jetzt Leuten eine Möglichkeit, die genau wissen, ja, da gab es Probleme, sich zu melden und das auch klarzustellen, wie das war."
    Und so möglicherweise auch den Benachteiligten des Skandals, die bei Stellenbesetzungen unterlegen waren Rückendeckung zu geben.
    Die Universität Freiburg schreibt in ihrer heutigen Pressemitteilung von vier Wissenschaftlern, die im Verdacht stehen zwischen 1988 und 2000 unredlich publiziert zu haben. Die Evaluierungskommission nennt keine Zahlen. Sie spricht aber von "einer neuen Dimension wissenschaftlichen Fehlverhaltens". Das klingt nach zahlreichen Betroffenen.