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Freihandelsabkommen TPP
Vietnam könnte der Gewinner sein

Fünf Jahre wurde am Transpazifischen Partnerschaftsabkommen (TPP) gearbeitet und verhandelt. Heute wollen die Handelsminister auf Hawaii zu einem Abschluss kommen. Mit dabei sind Wirtschaftsmächte wie die USA, Japan oder Kanada. Mehr als alle anderen dürfte aber Vietnam profitieren.

Von Marcus Pindur | 31.07.2015
    Arbeiterinnen in einer Fabrik der Firma TCL in der vietnamesischen Provinz Dong Nai.
    Arbeiterinnen in einer Fabrik in der vietnamesischen Provinz Dong Nai. (Imago / Xinhua)
    Das Potential der Handelszone, die die beteiligten Pazifikanrainer bilden wollen, ist gewaltig. 40 Prozent der Weltwirtschaftsleistung sind hier zuhause. Präsident Obama versucht immer wieder, die Befürchtungen der amerikanischen Gewerkschaften, die strikt gegen TPP sind, zu zerstreuen. Durch die einklagbare Angleichung von Standards werde im Gegenteil der Handel fairer. "Vietnam müsste zum Beispiel zum ersten Mal seine Arbeitsbedingungen verbessern. Vietnam müsste einen Mindestlohn einführen. Es müsste die Arbeitssicherheit verbessern. Zum allerersten Mal müssten auch freie Gewerkschaften zugelassen werden. Das wäre ein Fortschritt."
    Auf die Europäer wird TPP kaum Auswirkungen haben. Erstens hat die Europäische Union bereits jetzt weitgehende Freihandelsabkommen mit vielen Ländern Südostasiens und Südamerikas. Zweitens verhandeln die Europäer derzeit mit den USA ebenfalls ein weitgehendes Freihandels- und Investitionsabkommen – das sogenannte TTIP-Abkommen.
    Als einer der größten Gewinner eines pazifischen Freihandelsabkommens wird Vietnam gehandelt. Für den ehemaligen Kriegsgegner der USA ist Amerika schon jetzt der Hauptexportmarkt: Hauptsächlich Bekleidung und Schuhe führt Vietnam aus. Fallen die Zollschranken, die derzeit noch zwischen 17 und 32 Prozent liegen, dann wird sich einem Report des Washingtoner Peterson Instituts for International Economics zufolge der vietnamesische Export dramatisch ausweiten. Gleichzeitig würden die Direktinvestitionen in Vietnam deutlich ansteigen, unter anderem weil das Land das geringste Pro-Kopf-Einkommen der TPP-Zone habe. Gleichzeitig sagen Wirtschaftswissenschaftler hier die größten prozentualen Einkommenssteigerungen voraus.
    Vietnam sucht deutlich die Nähe der USA. Gleich zweimal in den vergangenen zwei Jahren kamen die höchsten Staats- und Parteifunktionäre zu Besuch. Zuletzt Anfang Juli der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams, Nguyen Phu Trong, der entgegen diplomatischer Konventionen sogar ins Weiße Haus eingeladen wurde, wo sonst nur Regierungsmitglieder empfangen werden.
    Das verdeutlicht die geo-strategische Bedeutung des TPP-Abkommens. Nicht nur die Beziehungen Vietnams zu China sind gestört, seitdem China in der südchinesischen See einen deutlichen Expansionskurs verfolgt. TPP ist Teil der amerikanischen Strategie der sogenannten "Neigung nach Asien", "pivot to asia". Vietnam und die USA wollen will nicht nur bessere Handelsbeziehungen zueinander, sondern auch ein Gegengewicht gegen das immer aggressivere Auftreten Chinas in der Region.