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Freispruch mit Comebackoption

20.000 Euro Spende an die Kinderkrebshilfe als Strafe für 23 Textpassagen in seiner Doktorarbeit, die gegen das Urheberrecht verstoßen: Karl-Theodor zu Guttenberg ist mit einem blauen Auge davongekommen. Just jetzt erscheint auch sein Buch, das ein Comeback auf politischer Bühne nicht ausschließt.

Von Michael Watzke | 23.11.2011
    Man habe aufwändige Recherchearbeit betrieben, so die Staatsanwaltschaft Hof heute in einer knappen Pressemitteilung. Dabei habe man in der Dissertation 23 Textpassagen herausarbeiten können, die strafrechtlich relevante Urheberrechtsverstöße enthielten. Allerdings sei der wirtschaftliche Schaden der verletzten Urheber nur marginal. Zudem sei unter den 199 Strafanzeigen gegen Guttenberg nur eine von einer betroffenen Rechteinhaberin. Deshalb hätten Gericht und Staatsanwaltschaft Hof das Verfahren mit einer Zahlungsauflage von 20.000 Euro an die Kinderkrebshilfe eingestellt.
    An der Universität Bayreuth will man die Entscheidung im nahegelegen Hof nicht bewerten. Uni-Pressesprecher Harald Scholl.

    "Für uns ist der Fall ja schon seit Mai abgeschlossen. Seit wir sozusagen unsere Konsequenzen gezogen haben. Mit der Aberkennung des Doktortitels. Aber was jetzt die Staatsanwaltschaft macht, das kommentieren wir nicht. Wie die sich nicht einzumischen haben in das, was wir tun, haben wir nicht zu kommentieren, was die machen."

    Die Universität Bayreuth hatte sich lange um ihren wissenschaftlichen Ruf gesorgt, nachdem bekannt geworden war, dass der Freiherr seine Doktorarbeit weitgehend abgeschrieben hatte. Die Universität hatte mit ihrer konsequenten Aufarbeitung und Bestrafung bisweilen sogar die bayerische CSU verärgert. Pressesprecher Scholl sieht den Fall Guttenberg auch heute noch nicht als überstanden an.

    "Wir sind nicht etwa der Meinung: Endlich kehrt Ruhe ein. Das ist nicht das Thema, sondern das Thema ist: anständiges Arbeiten in der Wissenschaft. Das muss weiter diskutiert werden, da muss weiter dran gearbeitet werden. Man will ja nicht davon sprechen, dass Guttenberg auch was Gutes hatte, aber: Dadurch ist natürlich das Thema 'Wie wird wissenschaftlich sauber gearbeitet' aufs Tapet gekommen."

    Sauber gearbeitet hat zumindest der Herder Verlag. Dort erscheint Ende November das Buch "Vorerst gescheitert", eine Sammlung von Gesprächen des Freiherrn zu Guttenberg mit Giovanni di Lorenzo, dem Chefredakteur der Zeit. Die beiden hatten sich erst Ende Oktober in London getroffen, sagt Herder-Pressesprecher Andreas Bernheim.

    "Und dann musste das Manuskript erfasst werden. Das ging dann seinen üblichen Lektoratsweg. Nur alles etwas schneller als sonst."

    Inhaltliche Angaben will Bernheim nicht machen, weil morgen die "Zeit" Vorabdrucke des Buches veröffentlicht. Auch die Startauflage verrät der Herder-Verlag nicht, rechnet allerdings aufgrund des großen Medieninteresses mit einem Bestseller. Dass der Herder-Verlag den Zuschlag für das Buch bekam, liegt am persönlichen Kotakt des Verlegers Manuel Herder zur Familie Guttenberg:

    "Es ist ja bekannt, dass auch Frau zu Guttenberg – der Kreuz-Verlag gehört ja zum Herder-Verlag – dass Frau zu Guttenberg im Kreuz-Verlag auch veröffentlicht hat. Und dadurch bestand mehr oder weniger loser Kontakt zwischen dem Verleger und den Guttenbergs. Und so entstand eben auch diese Idee."

    Dass Karl-Theodor zu Guttenberg erst vor wenigen Tagen bei einem Kongress im kanadischen Halifax wieder in der Öffentlichkeit auftrat, hat dem Buch zusätzliche Aufmerksamkeit verschafft. Bei diesem Auftritt des Freiherrn gab es auch Spekulationen, "KT" zu Guttenberg plane eine neue Doktorarbeit. Sozusagen um die Familienehre wiederherzustellen, wie es Guttenbergs Vater Enoch vor einigen Monaten in einem Interview gefordert hatte. Sollte Guttenberg diese Doktorarbeit an der Universität Bayreuth planen, gibt sich deren Pressesprecher Harald Scholl skeptisch:

    "Juristisch gesehen: grundsätzlich ja. Wenn er denn jemanden findet, der sein Doktorvater sein möchte. Das wird nicht ganz einfach werden, denn die Magisterarbeit vom Herrn Guttenberg war ja nicht sonderlich überragend bewertet. Und das Problem ist, dass er nicht automatisch promovieren kann. Er muss einen Doktorvater finden, der sagt: 'Trotz der Noten der Magisterarbeit lass ich Sie zur Promotion zu.'"

    Das dürfte schwierig werden, nicht nur an der Uni Bayreuth, sondern im ganzen deutschen Wissenschaftsbetrieb.