Tschaikowskys "Nußknacker"-Ballett

Musik unterm Weihnachtsbaum

Ein Kind schaut sich im weihnachtlich geschmückten Kaufhaus Galeria Kaufhof in Leipzig Nussknacker an.
Beliebt bei Kindern wie Musilkfreunden: der Nussknacker © dpa / picture alliance / Waltraud Grubitzsch
24.12.2017
Anders als Humperdincks "Hänsel und Gretel", das im Spätsommer spielt und für deutsche Hörer trotzdem das Musik-Weihnachtsmärchen schlechthin geworden ist, gehört Tschaikowskys "Nußknacker" in doppelter Hinsicht wirklich unter den Weihnachtsbaum.
Erstens fiel seine Uraufführung am 18. Dezember 1892 in die Adventszeit – auch wenn das russisch-orthodoxe Weihnachtsfest gegenüber dem westeuropäischen um einige Tage verschoben stattfindet. Eine kuriose musikgeschichtliche Randglosse ist, dass am gleichen Tag, wenn auch einige Tausend Kilometer entfernt, in Wien ein zweites Kernwerk der Spätromantik uraufgeführt wurde: Anton Bruckners 8. Sinfonie.
Zweitens aber – und das ist noch wichtiger – ist hier die Handlung um die Träumereien eines halbwüchsigen, zwischen zucker-vernaschter Kindheit und erwachender Erotik schwankenden Mädchens, den tapferen Nußknacker und den bösartigen Mäusekönig, die auf eine Erzählung aus E.T.A. Hoffmanns "Serapionsbrüdern" zurückgeht, tatsächlich in der Weihnachtsnacht angesiedelt. Eine schöne Stimmigkeit, die dem Stück anfangs leider gar nichts half: es fiel, anders als die damit gekoppelte "Jolanthe"-Oper, bei der St. Petersburger Uraufführung durch und bestärkte den innerlich unsicheren Tschaikowsky in seiner Meinung, eigentlich kein Talent für Ballettmusiken zu haben – worin ihm heute sicher die wenigsten Klassik-Tanzfreunde zustimmen würden.
Inzwischen haben sich diese Verhältnisse gründlich geändert, und Vladimir Jurowski tut bei seiner Aufführung mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester ein Übrigens, in dem er nicht nur die oft als Suiten dargebotenen Paradestücke, sondern tatsächlich die komplette Ballettmusik zu Gehör bringt. Diejenigen aber, die zur Weihnachtszeit partout nicht auf "Hänsel und Gretel" verzichten können, gehen an unserem langen Konzert-Heiligabend ebenfalls nicht leer aus: mit einer witzigen Kammerorchester-Fassung der Humperdinck-Oper durch Andreas N. Tarkmann, die bei der diesjährigen Chor.com in Dortmund aufgeführt wurde.
Hier können Sie das Programmheft zum "Nußknacker" nachlesen:


Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 23.12.2017


Peter Tschaikowsky
"Der Nussknacker", Ballettmusik op. 71


Chöre des Georg-Friedrich-Händel-Gymnasiums Berlin
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Vladimir Jurowski


Im Anschluss ca. 22.00


Chor.com
Ev. Stadtkirche St. Reinoldi, Dortmund
Aufzeichnung vom 15.09.2017


Engelbert Humperdinck
"Hänsel und Gretel"
Fassung für Kammerensemble
von Andreas N. Tarkmann


Katharina Held, Sopran - Gretel
Maria Rüssel, Mezzosopran - Hänsel
Slint Bubanz und Sina Günther, Mezzosopran - Hexe
Charlotte Pohl, Mezzosopran - Sandmann
Emilia Elouardi, Rixte Gerdes, Lisa Thomae, Mia Voigt und Viktoria von Heul - Erzählerinnen


Fauré-Ensemble:
Urara Oku, Violine
Ionuț Pandelescu, Violine
Johanna Held, Viola
Ute Sommer, Violoncello
Heinrich Lademann, Kontrabass
Martin Kohlmann, Cembalo
Andreas Trenk, Akkordeon


Mädchenchor Hannover
Leitung: Gudrun Schröfel