Donnerstag, 18. April 2024

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Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
"Wahr ist, was uns verbindet!"

Den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält ein Paar, das einander als Ehe- und Arbeitsgemeinschaft seit 50 Jahren verbunden ist: Aleida und Jan Assmann. Bei ihrer gemeinsamen Dankesrede in der Frankfurter Paulskirche traten sie im Wechsel ans Mikrofon.

Von Aleida und Jan Assmann | 14.10.2018
    Das Forscherpaar Aleida und Jan Assmann kommt zur Verleihung des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in die Frankfurter Paulskirche.
    Das Forscherpaar Aleida und Jan Assmann in der Frankfurter Paulskirche (picture alliance / Arne Dedert / dpa)
    Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels sei für ihn und seine Frau eine "überwältigende Überraschung" gewesen, erklärte Jan Assmann gleich zu Anfang. Dieser Preis sei ein Ehrenbürgerbrief in der Res Publica Litteraria, der Republik der Literatur, die keine nationalen Grenzen kennt.
    Damit war ein wichtiges Thema des Wissenschaftlerpaars eingeleitet: das Verhältnis von privat und öffentlich, von Lektüre und Begegnung: "Lektüre zerstreut und vereinzelt, Öffentlichkeit zieht zusammen und geht alle an." Öffentlichkeit ist aber vor allem der Raum, wo nach Karl Jaspers die Wahrheit sich unablässig gegen die Unwahrheit behaupten muss - ein Unterfangen, das im Zeitalter potentiell manipulativer digitaler Medien schwierig geworden ist.
    Umso wichtiger wird die direkte öffentliche Auseinandersetzung, die auf die Kraft des Arguments setzt. Und dabei verdiene nicht jede Gegenstimme Respekt: "Sie verliert diesen Respekt, wenn sie darauf zielt, die Grundlagen für Meinungsvielfalt zu untergraben."
    Was heißt nationales Gedächtnis heute?
    Die Preisträger unterstrichen die Rolle des kulturellen Gedächtnisses: Der Ägyptologe Jan Assmann weiß, dass es unablässige kulturelle Arbeit ist, die längst vergangene Kulturen mit dem Heute verbindet. Kulturelles und nationales Gedächtnis bedeutet Wiedererkennbarkeit für jeden einzelnen.
    Heute beschränke sich das kulturelle Gedächtnis einer Nation aber nicht mehr auf ein Bewusstsein gemeinsamer Größe, sondern auch das Negative, Beschämende in der eigenen Geschichte müsse angenommen werden. Und das nationale Wir müsse daraufhin befragt werden, wie exklusiv oder inklusiv es mit anderen umgeht. Am Ende der Rede stand ein weiteres Jaspers-Zitat: "Wahr ist, was uns verbindet."
    Die öffentliche Debatte neigt derzeit zu einem Übergewicht weniger Themen und negativer Stimmungen beim Thema Integration, sagte Aleida Assmann und stellte deshalb einige Beispiele gelingender Integrationsbemühungen an. Diesen Projekten wollen sie und ihr Mann ihr Preisgeld zur Verfügung stellen.