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Frisch vom Markt: Die Felsenbirne

Sowohl Äpfel und Birnen als auch Erdbeeren und Himbeeren haben die meisten Menschen schon einmal gegessen - oder sogar zu Marmelade verarbeitet. Bei Holunderbeeren und Schlehen sieht das schon etwas anders aus. Und von manchen Wildfrüchten weiß kaum einer, dass sie überhaupt genießbar sind. Ein Beispiel: die Felsenbirne. Dabei kommt dieser Strauch mit seinen ovalen Blättern gar nicht so selten in unseren heimischen Gärten vor. Die Früchte der Felsenbirne werden im Juli reif, doch mit einer Birne haben sie wenig zu tun, wie Gerd Michalek erfahren hat für unsere Serie "Frisch vom Markt":

Von Gerd Michalek | 08.07.2005
    Viele Hobby-Gärtner mögen die Felsenbirne: Sie ist allein optisch eines der attraktivsten Rosengewächse. Im Frühling blüht sie prächtig weiß, trägt im Hochsommer dunkle Beeren und leuchtend kupferrotes Laub im Herbst. Meist handelt es sich um Zuchtformen aus der Gärtnerei - zum Beispiel um die nordamerikanische Kupfer-Felsenbirne. Die europäische Wildform, also die "echte Felsenbirne", kommt deutlich seltener vor, bestätigt Diplom-Biologe Stefan Lehrke vom Bundesamt für Naturschutz:

    " Die echte Felsenbirne, "Amelanchier ovalis", ist in Nordrheinwestfalen schon recht selten, sie hat schon ein besonderes Vorkommen, vor allem in warmen trockenen Lagen, vor allem Steinhängen, felsigen Steinhängen. Und hier im Nationalpark Eifel ist sie bereits Anfang der 90er Jahre entdeckt worden, allerdings als das hier noch kein Nationalpark war, aber wir sind schon sehr froh, dass wir die Felsenbirne auch hier haben."

    Mit einer Birne hat ihre Frucht jedoch nichts zu tun, denn die Beeren ähneln eher der Heidelbeere und sind im reifen Zustand dunkelblau. Dass die Felsenbirnen viel kleiner als Birnen sind, stört Tiere überhaupt nicht: Der bis zu fünf Meter große Strauch bietet Hummeln, Bienen und Vögeln reichlich Nahrung. Auch Menschen können die Vorzüge der Beeren entdecken: Sie schmecken angenehm nach Marzipan und enthalten wertvolle Inhaltsstoffe. Claudia Dornbusch von der Versuchsanstalt der Landwirtschaftskammer Rheinland in Köln-Auweiler.

    " Sie ist sehr kaliumhaltig, was ja sehr gut ist für die Haut. Es ist Magnesium, Kalzium, Eisen und Phosphat drin, also alles Stoffe, die der menschlichen Gesundheit durchaus zuträglich sind. Von daher kann man schon empfehlen, Felsenbirnen zu essen. "

    Nebenbei enthält die Beere auch etwas Gerbstoff. Wen das stört, kann vor dem Verzehr die Früchte einen Tag in die Gefriertruhe stecken, wodurch der leicht bittere Beigeschmack verschwindet. Mit Felsenbirnen kann man viel anfangen:

    " Man kann damit alkoholische Getränke aufsetzen. Liköre sind immer sehr beliebt. Man kann aber auch Felsenbirnen zusammen mit Äpfeln zu einem Apfelgelee verkochen. Das ist lecker und sehr schmackhaft."

    Das kann auch Brigitte Niessen bestätigen. Die Kölner Feinkosthändlerin stellt jedes Jahr von ihren eigenen Felsenbeeren Marmelade her.

    " Wenn bei uns die Felsenbirne reif wird, das ist Ende Juli, kochen wir daraus Spezialitätenkonfitüre. Die wird dann zum Käse gegessen im Geschäft. Die verfeinern wir zum Teil mit Fruchtsäften, das gibt ein sehr nettes Aroma. Dann setzen wir weniger Zucker zu, weil die Felsenbirne sehr viel Pektin enthält und braucht daher weniger Gelierzucker. Und dann wird das Ganze noch mit Kirschwasser verfeinert oder mit anderen Bränden, das ist dem Käse sehr zuträglich."

    Ebenso gut lässt sich aus den Beeren ein Aufgesetzter machen. Dazu muss man den Früchten Kandiszucker beigeben und sie mit Weizenkorn übergießen - dann einige Wochen stehen lassen. Wem das Warten schwer fällt, kann die Beeren selbstverständlich roh essen. Sie fördern die Verdauung und schmecken auch getrocknet lecker. Früher dienten sie als Korinthen-Ersatz, weshalb der Strauch in manchen Regionen auch "Korinthenbaum" genannt wurde. Geerntet wird ab Anfang Juli. Zwei Tipps sollte man dabei beherzigen, so Claudia Dornbusch:

    " Die Felsenbirne reift folgernd, das heißt, nicht alle Beeren sind auf einmal reif. ...Man muss mehrfach durchpflücken, wenn man da was draus machen will. Wer die Felsenbirne im Garten hat, der sollte die Ernte nutzen und vor den Vögeln ernten. Vielleicht auch ein Netz drüber legen, damit einem die Vögel die Ernte nicht wegpicken."


    Zwei Rezepte für Brotaufstrich

    Apfel-Felsenbirnen-Marmelade:

    Zutaten:
    2 Liter Apfelsaft, 1 kg Felsenbirnen-Beeren, Gelierzucker (je nach Süße auch weniger Zucker als 1:1 nehmen) oder Zucker und Geliermittel nach Fruchtsaftmenge.

    Zubereitung:
    Die Beeren mit dem Saft zusammen etwa 20 Minuten weich kochen, dann die Masse durch ein Sieb passieren. Weitere Bearbeitung je nach Geliermittel. Heiße Konfitüre in Gläser füllen.


    Apfelgelee mit Felsenbirnen

    Zutaten:
    2 Liter Apfel-Geliersaft, 1kg Felsenbirnen Beeren, Gelierzucker

    Zubereitung:
    Apfel-Geliersaft und Felsenbirnen zusammen etwa 20 Minuten köcheln, dann die Fruchtmasse passieren oder durch eine Fruchtpresse geben (wegen des hohen Anteils an Kernen ist diese Methoden vorzuziehen) und mit Gelierzucker fertig kochen.