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Frontex
Libyen-Italien bleibt zentrale Flüchtlingsroute

Die EU-Grenzschutzagentur Frontex hat 2016 mehr als eine halbe Million illegaler Grenzübertritte in die EU registriert. Das waren 72 Prozent weniger als 2015. Frontex-Direktor Fabrice Leggeri rechnet jedoch mit einer anhaltend hohen Zahl von Flüchtlingen, die über Libyen und das Mittelmeer in die EU kommen.

15.02.2017
    Mitglieder der Maltesischen NGO-Organisation MOAS helfen am 3.11.2016 Flüchtlingen an Bord eines kleinen Rettungsbootes während einer gemeinsamen Rettungsaktion mit dem Italienischen Roten Kreuz vor der Küste Libyens.
    Frontex erwartet weiterhin viele Flüchtlinge, die es über Libyen und das Mittelmeer nach Europa schaffen wollen. (AFP / Andreas Solaro)
    In den Jahren 2014, 2015 und 2016 seien jeweils mehr als 150.000 illegale Migranten über Libyen gekommen. "Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass wir es in diesem Jahr mit derselben Zahl zu tun haben werden", sagte der Chef der EU-Grenz- und Küstenschutzagentur vor Journalisten. Die Maßnahmen der EU, den Zustrom zu stoppen, würden erst auf mittlere Sicht greifen. Jetzt gehe es darum, Italien eine ausreichende Unterstützung zuzusichern, damit das Land die hohe Zahl an Flüchtlingen bewältigen könne, betonte Leggeri. Die zu erwartenden Flüchtlingsströme aus Afrika seien eine größere Herausforderung für die EU als das Management der EU-Außengrenzen, wird Leggeri von den "Salzburger Nachrichten" zitiert.
    Zahl der Todesopfer auf Mittelmeer-Route gestiegen
    Laut Frontex kamen im vergangenen Jahr 181.459 Personen über die zentrale Mittelmeer-Route nach Italien. Das entspricht einem Anstieg von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf dem gefährlichen Weg von Libyen nach Italien kamen mindestens 4.597 Flüchtlinge ums Leben. Leggeri betonte, die Zahl der Ertrunkenen steige, obwohl im Mittelmeer immer mehr Rettungsschiffe kreuzten. Das sei ein "schmerzlicher Widerspruch."
    Infolge des EU-Türkei-Flüchtlingsdeals und der Schließung der Balkanroute versuchten dagegen weniger Migranten, Europa über die Türkei zu erreichen. Waren es 2015 noch mehr als 760.000 Menschen, wurden im vergangenen Jahr nur noch rund 130.000 gezählt.
    Der Frontex-Bericht "Risiko-Analyse für 2017" hält fest, dass 2016 ingesamt 511.371 illegale Grenzübertritte gezählt wurden. Dies heiße aber nicht, dass die Migranten alle tatsächlich in die Europäische Union eingereist seien. Frontex geht davon aus, dass es wahrscheinlich rund 382.000 Menschen aus dem Nahen Osten, Afrika und Asien gelungen sei, die EU zu erreichen. Ein und dieselbe Person könne mehrmals beim illegalen Grenzübertritt aufgegriffen werden, hieß es.
    Syrer immer noch die größte Gruppe
    Das vierte Jahr infolge stellten die Syrer beziehungsweise Personen, die sich als Syrer ausgaben, die größte Gruppe aller illegal Einreisender in die EU. Ihr Anteil ging aber auf 17 Prozent zurück. Die Zahl der Migranten aus Afrika stieg unterdessen auf ein neues Rekord-Niveau.