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Früherer IOC-Präsident
Vertuschungsvorwürfe gegen Rogge

Das Saubermann-Image des früheren Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees bekommt Kratzer. Jacques Rogge soll mögliche Doping-Fälle bei den Olympischen Spielen 2002 vertuscht haben. Das geht aus Aussagen des renommierten US-Dopinganalytikers Don Catlin hervor.

Von Philipp May | 10.03.2014
    Der heute 75-jährige Catlin war damals Leiter des Kontrolllabors in Salt Lake City und hatte gerade die Langläufer Larissa Lasutina, Olga Danilowa und Johan Mühlegg des Blutdopings überführt. Nun hatte er noch zwei weitere auffällige Proben auf dem Tisch:
    "Wir hatten schon 55 von 60 Stufen des Tests durchgeführt, alles deutete auf ein positives Ergebnis hin. Aber wir haben an diesem Punkt aufgehört. Ich war sehr erschöpft. Es war der letzte Tag der Spiele. Wir hatten eine Menge Probleme mit den bereits aufgedeckten Fällen und entschieden daher, dass das Vorrang hatte."
    Das sagte Catlin dem norwegischen Sender TV2 und bestätigte damit im Großen und Ganzen Aussagen, die er kurz zuvor schon gegenüber der New York Times gemacht hatte. Im Interview mit der Zeitung war der renommierte Dopingexperte noch weiter gegangen. Demnach war bereits der damalige IOC-Chef Jacques Rogge eingeschaltet. Doch weil man nicht sicher gewesen sei, alle fünf Doping-Fälle vor dem Internationalen Sportgerichtshof zu gewinnen, habe man gemeinsam entschieden, es gut sein zu lassen. Das Risiko einer Prozess-Niederlage sollte so minimiert werden, so Catlin.
    Stimmt die Version, wäre dies schlicht ungeheuerlich. Das Internationale Olympische Komitee versuchte nun, die Aussagen des Doping-Analytikers mit einem Missverständnis zu erklären. Catlin sei schlicht falsch zitiert worden, sagte Sprecher Mark Adams.
    Wer die zwei möglichen Dopingsünder sind, wird die Welt jedenfalls nicht mehr erfahren. Die anonymisierten Proben wurden längst vernichtet.