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Früherer SED-Funktionär
Alexander Schalck-Golodkowski ist tot

Alexander Schalck-Golodkowski steuerte den inoffiziellen Handel des DDR-Regimes mit dem kapitalistischen Ausland und galt als der wichtigste Beschaffer westlicher Devisen. Nun ist der frühere SED-Funktionär im Alter von 82 Jahren gestorben.

22.06.2015
    Schalck-Golodkowski starb nach Angaben von Nachrichtenagenturen und Medienberichten in seinem Haus in Rottach-Egern am Tegernsee. Er litt bereits länger an Prostatakrebs. In der DDR versorgte er das Regime über Jahre mit wichtigen Devisen und handelte dabei mit Waffen, Antiquitäten - aber auch mit Häftlingen, die von der Bundesrepublik freigekauft wurden.
    Viele Jahre war er für den undurchschaubaren Außenhandelsbereich Kommerzielle Koordinierung (KoKo) zuständig. 1983 gelang es ihm, mit dem damaligen Bundesfinanzminister Franz-Josef Strauß einen Milliardenkredit für die DDR auszuhandeln - natürlich in D-Mark. Seit 1986 gehörte er dem Zentralkomitee der herrschenden Sozialistischen Einheitspartei (SED) an.
    "Ick hab' gekämpft, wir haben verloren"
    Im Zuge der Wende stellte er sich der bundesdeutschen Justiz und kooperierte mit dem Bundesnachrichtendienst. In der Bundesrepublik wurde er zu zwei Bewährungsstrafen verurteilt, 1995 wegen illegaler Waffengeschäfte, 1996 wegen Embargovergehen. Nach dem Zusammenbruch der DDR brachte er es dank seiner jahrzehntelangen guten deutsch-deutschen Kontakte und mit Hilfe alter Freunde rasch wieder zu einigem Wohlstand. Sein neuer Wohnort wurde das mondäne Rottach-Egern am Tegernsee.
    Die letzte öffentliche Äußerung von Schalck-Golodkowski ist lange her. In einer Talkshow sagte er im Jahr 2000 über seinen Job für das DDR-Unrechtssystem: "Ick hab' nich beschafft, ick hab' erarbeitet." Und fügte ernüchtert im berlinerischen Dialekt hinzu: "Ick hab' für die DDR gekämpft, und wir haben am Ende verloren."
    (nch/bor)