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Fukushima
Höchste Strahlung seit der Havarie

Im havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima ist die radioaktive Strahlung an manchen Stellen so hoch wie seit der Atomkatastrophe 2011 nicht mehr. Der Betreiber Tepco hat im Innern eines Reaktorbehälters 530 Sievert pro Stunde gemessen. Schon sechs Sievert lösen eine tödliche Strahlenkrankheit aus.

03.02.2017
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    Das Atomkraftwerk Fukushima in Japan (picture alliance / dpa)
    Am Montag war es Tepco zum ersten Mal gelungen, Bilder aus dem Inneren des Reaktors 2 zu machen - mit einer ferngesteuerten Kamera. Die Aufnahmen zeigen, dass die Schäden im Reaktor schlimmer sind als bisher angenommen. Heute wurden die Ergebnisse der Messungen veröffentlicht. Die Strahlung in dem Reaktor wäre in jedem Fall tödlich. Bisher wurden dort seit dem Atom-Unfall maximal 73 Sievert pro Stunde gemessen. Zum Vergleich: Wer in Deutschland lebt, ist durchschnittlich einer Dosis von 2,1 Milisivert pro Jahr ausgesetzt.
    Der geplante Abbau des havarierten Reaktors wird durch die hohe Strahlenbelastung deutlich komplizierter. Ein Experte des Nationalen Instituts für Strahlenwissenschaften sagte, Mediziner hätten nie damit gerechnet, mit solchen Strahlenbelastungen umgehen zu müssen. Hinzu kommen die schweren Schäden: Unter einem Druckbehälter ist ein Loch zu erkennen und darunter eine schwarze Masse. Offenbar wurde der Druckkessel von geschmolzenen Brennstäben gesprengt. Auf den Bildern sind auch Wassertropfen zu sehen. Das Wasser stammt vermutlich aus den Kühlbecken und wäre damit noch stärker radioaktiv kontaminiert. Das Wasser aus den Kühlbecken sickert ins Grundwasser.
    Grobköringes Bild aus einem zerstörten Reaktor in Fukushima. In der Mitte ein Loch. Überall ist geschmolzene Masse zu sehen.
    Im Innern von Reaktor 2 in Fukushima (Tepco Inc.)
    Am 11. März 2011 hatte ein Erdbeben der Stärke 9,0 und ein gewaltiger Tsunami den Nordosten Japans verwüstet und im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi einen Super-Gau verursacht. Die Naturkatastrophe führte zu einer Kernschmelze in der Atomanlage in Fukushima, der folgenschwersten Atomkatastrophe seit dem Unglück von Tschernobyl 1986.
    Studie: Die Bewohner wurden weniger verstrahlt als gedacht
    Eine Studie zweier japanischer Wissenschaftler hatte zuletzt ergeben, dass die Strahlung, die die Bewohner rund um das Atomkraftwerk abbekommen haben, geringer war als angenommen. Die Forscher sagen, die bisherige Messmethode, bei der die Strahlung in großer Höhe gemessen und dann hochgerechnet wird, sei nicht genau gewesen. Die Wissenschaftler haben stattdessen Bewohner rund um Fukushima mit Strahlungsmessgeräten ausgestattet. Diese Geräte zeigten an, dass die Strahlendosis durch den Reaktorunfall im Jahr 2011 im Schnitt bei etwa drei Milisievert pro Jahr lag. Das ist zwar deutlich höher als die natürliche Strahlung, ist aber kaum gefährlich. Erst ab 20 mSv pro Jahr wurden Dörfer in Japan evakuiert.
    Am vierten Jahrestag erinnert eine Frau in Fukushima mit Blumen an die Reaktorkatastrophe.
    Am vierten Jahrestag erinnert eine Frau in Fukushima mit Blumen an die Reaktorkatastrophe. (dpa / picture alliance / Kimimasa Mayama)
    (mw/tzi)