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Funktechnik
Neue Bluetooth-Version soll das Internet der Dinge populär machen

22 Jahre nach Veröffentlichung der ersten Version der Funktechnik für die Verbindung von elektronischen Geräten ist jetzt die fünfte Version fertig. Künftig soll Bluetooth nicht mehr nur Tastaturen, Mäuse, Lautsprecher und ähnliche Gerätschaften verbinden - und auch nicht mehr nur über kurze Distanzen hinweg, erklärt der Sprecher der Bluetooth Special Interest Group Errett Kroeter.

Von Jan Rähn | 16.07.2016
    ILLUSTRATION - Eine Lupe ist am 20.07.2015 in Frankfurt am Main (Hessen) auf einen Computer-Bildschirm gerichtet, auf dem USB-Ethernet-. Wi-Fi- und Bluetooth-Verbindungen angezeigt sind. Foto: Arne Dedert/dpa | Verwendung weltweit
    Der Bluetooth-Standard steht in unter anderem Konkurrenz zu DECT ULE und WLAN (dpa / Arne Dedert)
    Errett Kroeter: "Wir haben drei große Verbesserungen in Bluetooth 5. Die Erste: Mit dieser Version erreichen wir die doppelte Übertragungsgeschwindigkeit. Zudem vervierfachen wir die Reichweite. Und als drittes verbessern wir die Broadcast-Übertragungskapazität um 800 Prozent."
    Bis zu 200 Meter weit sollen die Signale jetzt kommen, wo es bisher nur bis 50 Meter, meist aber weniger waren. Eine Wohnung oder ein Einfamilienhaus seien künftig also kein Problem, so Kroeter. Besonders interessant ist der Bereich des sogenannten "Broadcasts". Dabei senden kleine Bluetooth-bestückte Geräte Funksignale aus. Sie heißen "Beacons". Das sind moderne Funkfeuer, die beständig Informationen verteilen, die dann von Geräten in der Nähe empfangen werden, erklärt Kroeter: "Sie senden einfach Daten aus. Sie senden: Hier bin ich und ich habe Informationen für dich. Und jetzt können wir eben gleichzeitig die achtfache Menge an Informationen an viele Empfänger aussenden."
    Dank der Verbesserungen will die Bluetooth-Gruppe jetzt das Internet der Dinge erobern. Vor allem die vielen Systeme für das smarte Zuhause. Kroeter: "Bluetooth 5 wird das Internet der Dinge für jeden erreichbar machen. Wenn man irgendwas daheim verbinden will, ein Fenstersensor, die Leuchte oder ein Türschloss - eigentlich alles, was man sich denken kann - das alles werden wir sehr energieffizient und sicher per Funk verbinden. Damit ermöglicht Bluetooth 5 das Internet der Dinge."
    Errett Kroeter argumentiert, Bluetooth sei leistungsstark und einfach einzubinden. Außerdem stecke schon heute in Milliarden von Geräten ein Bluetooth-Chip. Denn die seien sehr günstig. Weniger als 80 Cent sollen sie künftig kosten. Seiner Ansicht nach seien das die besten Voraussetzungen, um in der vernetzten Stadt oder in der industriellen Produktion Fuß zu fassen. Ob Bluetooth künftig aber wirklich das Internet der Dinge und ganz speziell die Industrie 4.0 erobern wird, das bleibt abzuwarten. Denn die Technologie muss sich gegen eine vielfältige und teils bereits gut etablierte Konkurrenz durchsetzen. So gibt es seit einigen Jahren schon den Standard DECT ULE, der sich ebenso wie Bluetooth für mittlere Distanzen und Datenmengen bei geringem Energieverbrauch anbietet.
    Auch die Wifi Alliance will das Feld nicht kampflos aufgeben. Erst zu Anfang dieses Jahres stellte die Organisation hinter den verschiedenen WLAN-Standards ihre Variante "Halow" für die Heimvernetzung und das Internet der Dinge vor. Einen Vorteil kann Bluetooth dennoch für sich verbuchen: Es ist schon heute extrem weit verbreitet und beim Anwender bekannt. Ob das reicht, wird sich ab Anfang kommenden Jahres zeigen. Ab dann soll es erste Bluetooth-5-Geräte zu kaufen geben.