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Fusion von T-Mobile US und Sprint
Ein neuer Riese auf dem amerikanischen Mobilfunkmarkt?

Drei Mal schon haben die amerikanische Telekom-Tochter T-Mobile US und der Rivale Sprint Gespräche über einen Zusammenschluss geführt. Jetzt scheint die Fusion zu klappen. Das könnte den amerikanischen Mobilfunkmarkt umwälzen - aber es gibt noch ein paar Unwägbarkeiten.

Von Mischa Ehrhardt | 30.04.2018
    Zwei Geschäfte von T-Mobile US und des Rivalen Sprint nebeneinander am Herald Square in New York
    Die amerikanische Telekom-Tochter T-Mobile US und der Rivale Sprint wollen fusionieren (imago / Richard B. Levine)
    Was lange währt, soll nun endlich gut werden - darin sind sich zwei Mütter einig: die Deutsche Telekom als Mutterkonzern ihres US-amerikanischen Ablegers und die japanische Softbank - Konzernmutter des US-Rivalen Sprint.
    "Ich hab jetzt seit sieben Jahren mit viel Herzblut gearbeitet an dieser Transaktion, weil wir immer davon überzeugt waren, dass das strategisch gut ist", zeigt sich Telekom-Chef Tim Höttges zufrieden über die Einigung.
    Aus zweien mach eins lautet also das Rezept in vielerlei Hinsicht: So würde die Kundenzahl des fusionierten Unternehmens auf fast 130 Millionen in den USA anwachsen. Die Umsätze würden deutlich steigen; und schließlich versprechen sich die beiden heiratswilligen US-Telekommunikationskonzerne Synergien, also Einsparungen in Höhe von sage und schreibe rund 43 Milliarden US-Dollar. Natürlich - und das ist ein entscheidender Punkt bei dem Projekt - müssten die beiden Unternehmen schließlich nur ein gemeinsames Netz betreiben, statt bislang zwei getrennte, - das macht einen Großteil der Einsparungen aus. Mit dem
    Deal hätte die Telekom in der Tat also bessere Karten ihren großen Rivalen in den USA gegenüber – AT&T und Verizon.
    "Für die Telekom ist das eminent wichtig. Weil in Europa und ganz besonders in Deutschland es ganz schwer ist, Geld zu verdienen. Deswegen braucht man die USA, wo das Geld verdienen einfacher geworden ist in den letzten Jahren. So kann man jetzt einen großen Schritt machen, um den Platzhirschen Konkurrenz zu machen, indem man mit Sprint zusammenkommt", sagt Oliver Roth, Börsenhändler beim Wertpapierhandelshaus Oddo Seydler.
    Trump als Unsicherheitsfaktor
    Bei allen schönen Perspektiven einer möglichen Hochzeit beider Unternehmen bleibt aber noch eine entscheidende Unsicherheit: Die Frage nämlich, ob die Kartellbehörden der Fusion zustimmen. In den vergangenen Jahren gab es einige Versuche, sich zusammen zu tun. Allerdings waren die alle gescheitert - unter anderem auch an den Kartellbehörden. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor, der neu hinzugekommen ist, ist der US-amerikanische Präsident Donald Trump. Er könnte ebenfalls noch einen Strich durch die Rechnung machen, wenn er bei dem Zusammenschluss Bedenken anmeldet.
    "Die gesamte internationale Lage mit Donald Trump als Präsidenten ist nicht einfacher geworden. Zugegebenermaßen gibt es zwei ganz große Player mit Verizon und AT&T in der US-Mobilfunkmarkt. Von daher können wir von einer marktbeherrschenden Stellung eigentlich nicht sprechen. Trotzdem haben in der Vergangenheit die Wettbewerbshüter immer wieder Gründe gefunden, das Ding nicht zustande kommen lassen. Von daher werden wir mal sehen, ob sie da durch sind - ich bin mir da noch nicht so sicher."
    US-Tochter maßgeblich für gute Konzernbilanz
    Was aber sicher ist: Die US-Tochter in den USA beschert der Deutschen Telekom schon jetzt gute Gewinne. Sie hat erheblichen Anteil an der positiven Konzernbilanz. Das war nicht immer so. Noch vor wenigen Jahren wollte die Telekom ihr US-Geschäft fast um jeden Preis loswerden. Eine aggressive Werbestrategie unter anderem hat die Tochter jenseits des Atlantiks wieder zur Konkurrenz aufschließen lassen. Heute denkt in Bonn offenbar niemand mehr über einen Verkauf nach.
    Denn nach der Fusion würde die Telekom zwar nicht mehr die Mehrheit am neuen Unternehmen halten. Die Mehrheit der Stimmrechte allerdings hat sich die Telekom für die Zeit nach der Fusion gesichert. Auf das Geschäft in Europa soll sich der Zusammenschluss nicht negativ auswirken. Alle Investitionen - unter anderem in den Bereitbandausbau - will die Telekom wie geplant umsetzen.