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Fusionspläne ThyssenKrupp
"Wir bleiben bei unserer Ablehnung"

Die Belegschaft ist verunsichert, Betriebsräte und Gewerkschaft stemmen sich weiter gegen die Fusionspläne von ThyssenKrupp mit Tata Steel: Keines der Risiken, das benannt wurde, sei bisher ausgeschlossen worden. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart sieht dagegen durchaus Vorteile - auch für das Land.

Von Denise Friese | 20.09.2017
    Stahlarbeiter von ThyssenKrupp Steel verlassen am 31.08.2016 in Duisburg das Werk.
    Insgesamt sollen nach der Fusion 4.000 Stellen bei den beiden Unternehmen ThyssenKrupp und Tata Steel abgebaut werden (dpa picture alliance /Rolf Vennenbernd)
    "Heute morgen ging das Telefon, da hört man sowas - die Kollegen sind natürlich enttäuscht." - "Wir haben ja auch unserer Kinder hier, die hier ausgebildet wurden - hier sind ganze Familien ans Unternehmen verhaftet. Das geht so nicht." - "Also, so eine Art von Unternehmensführung habe ich in 38 Jahren noch nicht erlebt. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ich mich dabei fühle."
    Thyssen-Krupp und Tata Steel wollen sich zusammenschließen, gemeinsam zur Nummer zwei auf dem europäischen Stahlmarkt werden. Größe sei ein wichtiger Erfolgsfaktor, um langfristig bestehen zu können, sagen die Vorstände. Und sie geben zu: Es wird Stellenabbau geben.
    Heinrich Hiesinger, der Chef des Thyssenkrupp-Konzerns verteidigt trotzdem seine Entscheidung, denn das Stahlgeschäft unterliege starken Schwankungen: "Wenn wir alleine weitergemacht hätten, wären die Konsequenzen bei der Strukturierung und Mitarbeiterabbau noch deutlich größer ausgefallen.
    Was wir abgeschätzt haben, weil wir ehrlich sind, dass vermutlich bei beiden Unternehmen gemeinsam 2.000 Stellen in der Verwaltung betroffen sein könnten und 2.000 Stellen im Produktionsnetzwerk."
    "Gute Perspektive für Standort NRW"
    Und klar ist auch schon: Der Hauptsitz soll von Duisburg nach Amsterdam verlegt werden. Gewerkschaft und Betriebsräte kämpfen seit Monaten gegen diese Pläne, weil sie Standortschließungen und Stellenabbau befürchten.
    Und für den Betriebsratschef von ThyssenKrupp-Steel, Günter Back, mangelt es bisher vor allem an Transparenz: "Es ist ja nichts bekannt - Insofern meine ich, weil für uns gar nichts geregelt ist, alle Risiken in vollem Umfang für den Konzern und für den Stahlbereich da sind, ist das heute ein weiterer Schritt in die Richtung, die Herr Hiesinger beschritten hat und nicht mehr. Das bedeutet, wir bleiben bei unserer Ablehnung, weil keins der Risiken, was wir benannt haben, bisher ausgeschlossen ist."
    Aber es gibt nicht nur Gegenwind - der nordrheinwestfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart respektiert die Entscheidung des Unternehmens und sieht viele Vorteile - auch für das Land: "Die Fusion bietet aus heutiger Sicht eine gute Perspektive für den Standort Nordrhein-Westfalen, der damit größter europäischer Stahlstandort bleibt. Vor allem mit Duisburg. Die Landesregierung wird die Fusionsverhandlung daher sehr eng begleiten, auf Konzern wie auf Arbeitnehmerseite und steht hierzu in Kontakt mit beiden Seiten."
    Ganz unter Dach und Fach ist der Zusammenschluss noch nicht - Thyssenkrupp und Tata Steel gewähren sich nun Einblick in vertrauliche Zahlen und unterschrieben wird wohl erst im kommenden Jahr. Bis Ende 2018 muss dann noch auf das Okay der Kartellbehörden gewartet werden. Bereits am Abend will Thyssenkruppchef Hiesinger mit den Arbeitnehmervertretern sprechen.