Iberoamerikanische Musik im Wandel der Zeit

Aparte Mischung: Streicher, Gitarren und Akkordeon

Ein Gitarrist und eine Akkordeonistin spielen gemeinsam.
Jorge Paz Verástegui und Lydia Schmidl spielen seit 2012 zusammen. © Lux Nova Duo / Sebastian Madej
Moderation: Cornelia de Reese · 09.10.2020
Ein Abend voller rhythmisch betontem Lebensgefühl mit der Musik der Peruanischen Klassik bis hin zu den Uraufführungen von Leo Brouwer und Efrain Oscher. Überraschende Besonderheit: das Akkordeon kommt in den Konzerten voll zum Zug.
Für einen Abend, der iberoamerikanische Musik im Wandel der Zeit vorstellen wird. Das wird ein Programm voller rhythmisch betonter Lebensfreude einerseits und heißem Sonnenflirren andererseits.
Zu Beginn hören wir Musik, die jahrhundertelang in einer Bibliothek in den Bergen Perus schlummerte – in der sogenannten "weißen Stadt zwischen den Vulkanen": in Arequipa. Hier lebten Jesuiten, die im europäisch-missionarischen Gepäck auch ihre Musikkultur mitbrachten. Das schlägt sich auch in diesem Divertimento von Pedro Ximénez Abril Tirado nieder.

Stiller Moment

"La Oración del Torero" von Joaquin Turina ist ein stilles Gebet eines Torero, der mitten im Trubel einer Kampfarena zu einem Gebet findet. Nur ab und zu bricht der turbulente Lärm des Publikums zu ihm durch.
Dem folgt die Uraufführung eines Konzertes, das der Komponist, der die Interpreten persönlich kennt, für Lydia Schmidl und Jorge Paz Verástegui schrieb. Dafür waren die beiden extra nach Havanna gereist, um ihm die Möglichkeiten ihrer Instrumente und des Zusammenspieles vorzustellen. Und so schrieb er ihnen ein rhythmisch elegantes Stück - mit Blick auf das Beethoven-Jahr 2020.
Im folgenden Jahr wird wohl Astor Piazzolla im Fokus stehen mit seinem 100. Geburtstag. Er war ein geniale Bandoneon-Spieler und Tango-Künstler, der sich als Argentinisch stämmiger Amerikaner nach Paris begab, um sich eine Lehrerin zu suchen, um ein echter Komponist zu werden.
Doch diese Lehrerin Nadia Boulanger, wusch ihm quasi ordentlich den Kopf: er solle genau das machen, was er könne: Bandoneon spielen und am Tango festhalten und dabei den Horizont aufbrechen. An diesen Grundsatz hielt er sich auch bei seinem Concierto para bandoneón, guitarra y orquesta de cuerdas.

Das wandelbare Meer

Die Ausblicke auf das Meer, die "Vistas al Mar" von Eduard Toldra fallen ganz unterschiedlich aus. Der erste Satz schildert die Lebensfreude des Menschen bei der Ankunft am Meer, genauer an der Costa brava. Beim zweiten langsamen Satz, einem Lento, liegt das Meer ruhig vor dem Betrachter, Sonnenuntergang oder Mondschein – suchen Sie sich das aus. Im dritten kommt die frische Brise zurück und die Sonne, überschrieben ist der letzte Satz mit "Segel und Lichtreflexe".
Das Werk gehört zum Lieblingsrepertoire der Dirigentin.

Widmung vom Mentor

Das letzte Werk des Abends ist erneut eine Uraufführung. Der in Bremen lebende Komponist Efrain Oscher, geboren in Uruguay, ist seit Jahren eine Art Mentor für Lydia Schmidl und Jorge Paz Verástegui, die auch als "Lux Nova Duo " agieren.
Er hat ihnen das Werk auf den Laib geschrieben und einen zweiten Gitarristen als Gegengewicht zum Kammerorchester hinzugezogen. Ein Werk, das sich auf Piazzolla und seine musikalischen Vorbilder bezieht.
Live aus dem Sendesaal Bremen
Pedro Ximénez Abril Tirado
Divertimento concertante op. 43 für Gitarre solo, Streicher und zwei Flöten
Joaquin Turina
"La Oración del Torero"
Leo Brouwer
Konzert für Gitarre, Akkordeon und Kammerensemble (Uraufführung)
Astor Piazzolla
Concierto para bandoneón, guitarra y orquesta de cuerdas
Eduard Toldra
"Vistas al Mar" für Streichorchester
Efrain Oscher
"Concierto a piazzollado" für Akkordeon, zwei Gitarren und Streicher (Uraufführung)

Lydia Schmidl, Akkordeon
Jorge Paz Verástegui, Gitarre
Jorge Herrera Santander, Gitarre

Rungholt Ensemble Hamburg
Leitung: Mercedes Diaz Garcia

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