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Fußball
Ceferin nimmt die FIFA ins Visier

Aleksander Ceferin, Präsident der UEFA, stellt die Organisation des Weltfußballs in Frage. Der Slowene findet, dass die Kontinentalverbände viele Aufgaben der FIFA übernehmen könnten. Auch beim Financial Fairplay kündigt er massive Konsequenzen an, er sei schon mit EU-Politikern im Gespräch.

Von Thomas Kistner | 29.09.2017
    UEFA-Präsident Aleksander Ceferin
    Der UEFA-Präsident Aleksander Ceferin geht auf Distanz zur FIFA. (AFP / ARIS MESSINIS)
    Aleksander Ceferin stellt öffentlich die Notwendigkeit der Fifa in Frage – und geht auf Distanz zu Weltverbands-Präsident Gianni Infantino. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung bezweifelt der Präsident der Europäischen Fußball-Union UEFA, dass der Weltfußball überhaupt noch eine so riesige Organisation wie die Fifa brauche.
    Ceferin stellt die bisherige Kernzuständigkeit der FIFA in Frage. Er sagt, man benötige die FIFA weder zur Klärung von Ethik-Fragen in den Verbands-Führungen noch für die Regelung des europäischen Transfermarktes; sogar die WM-Turniere könnten die Konföderationen durchaus selbst organisieren.
    Ceferin will Transfermarkt in Europa neu regeln
    Zugleich kündigt der seit einem Jahr amtierende UEFA-Chef an, zwei Zuständigkeitsbereiche der FIFA an sich ziehen zu wollen: Die Regelung des Transfermarktes in Europa sowie die Kontrolle von Spielerberatern und Agenten. Letzteren Bereich habe die FIFA völlig dereguliert, kritisiert der Slowene. Es sei unmöglich zu kontrollieren, wer alles im Transfergeschäft tätig ist.
    FIFA-Präsident Gianni Infantino auf einer Pressekonferenz vor der Auslosung der Gruppen für den Confederations Cup 2017. 
    FIFA-Präsident Gianni Infantino (dpa / Christian Charisius)
    Für seine Übernahme-Pläne habe er sich das Okay anderer Erdteil-Präsidenten eingeholt, sagt Ceferin.
    Infantinos Wahlkampagne kostete eine Million Euro
    Zu Infantino nennt er erstmals die Summe von einer Million Euro, welche die Uefa in dessen Wahlkampf um den FIFA-Thron gepumpt habe. Der genaue Betrag werde noch ermittelt und höchstwahrscheinlich im Oktober publiziert. Befragt, ob Infantino aus seiner Sicht noch der beste Fifa-Chef sei, meint Ceferin ausweichend: "Im Augenblick schon."
    Zur Durchsetzung des Financial Fairplay kündigt der UEFA-Chef massive Konsequenzen an; nachdem der von Katar gestützte Club Paris Saint-Germain hunderte Millionen Euro in Transfers gesteckt hatte und das Financial Faiplay ins Wanken geraten ist. Dazu stünde er bereits in Gesprächen mit Politikern in der Europäischen Union. Derzeit werde ausgelotet, wie weit die Uefa nach EU-Recht mit ihren Maßnahmen gehen könne.
    Zur Debatte steht unter anderem die Beschränkung der Spielerkader sowie ein Verbot oder die scharfe Begrenzung von Spieler-Ausleihen auf nationaler Ebene. Dazu kommen soll eine Luxussteuer auf Transfersummen, die eine bestimmte Obergrenze überschreiten, sowie eine Regulierung der Tätigkeiten von Spielerberatern. Letztere sorgten für hohe Mittelabflüsse aus dem Fußball, beklagt Ceferin. Er beziffert diese Verluste in Milliardenhöhe.