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Fußball
Chinesische Investoren drängen in die Bundesliga

Zuletzt zahlten chinesische Investoren etwa eine Milliarde Euro für West Brom Albion, Inter Mailand und den AC Milan. In der englischen und italienischen Liga, aber auch in Spanien und Frankreich haben die Asiaten Anteile von Klubs erworben. Im Quintett der europäischen Top-Ligen fehlt nur die deutsche. Aber wohl alles eine Frage der Zeit.

Von Heinz Peter Kreuzer | 27.08.2016
    Chinesische Fans des FC Bayern München in Shanghai mit Bayern- und Deutschlandfahnen
    Die Bundesliga wird auch für Chinesen immer interessanter (picture alliance / dpa Xi Ya)
    Ein Bundesliga-Manager berichtet anonym von sieben Anfragen aus Chinas Wirtschaft in den vergangenen zwei Jahren. Die China-Experten verschiedener Unternehmensberatungen bestätigen das Interesse aus Asien, in Vereine der höchsten deutschen Spielklasse zu investieren. Offen darüber reden will niemand im Fußball, aus Furcht vor den Reaktionen der Fans. Das kann der frühere Bundesliga-Manager Wolfgang Holzhäuser, heute Partner der Beratungsagentur Goldmedia, nicht nachvollziehen:
    "Allerdings habe ich persönlich im Sport, beziehungsweise den Bereichen, die dem Sport nahestehen, mit chinesischen Investoren keine schlechten Erfahrungen gemacht. Zumal die 50+1-Regel der Deutschen Fußball-Liga beziehungsweise die Modifikation dieser Regelung in der Zukunft genügend Kontrollmöglichkeiten in sich birgt, um Auswüchse zu vermeiden."
    Selbst diese 50+1-Regel, die nur eine Minderheitsbeteiligung von Geldgebern zulässt, ist für die Interessenten kein Hindernis. Das sagt Victor Wang, Leiter des China-Desks bei der Unternehmensberatung Rödl & Partner.
    "Ob man in einen Markt investieren kann und will, hängt in erster Linie davon ab, ob der Markt an sich interessant ist. Und ob der Markt Potenzial, Kundenpotenzial, Umsatzpotenzial hat. Wenn der Markt so ist, dann, natürlich 50+1 ist eine Anfangsschwierigkeit, aber kommt man drüber."
    Gründe für Investments
    Auch wenn die Investoren weltweit an Rendite und einer Steigerung des Unternehmenswertes interessiert sind, gibt es auch noch andere Gründe für Investments meint Victor Wang. Und zwar:
    "Die Zusammenarbeit in anderen Bereichen wie Sportmarketing, Sportagentur, und auch Sportschule, Fußballschule, Von daher sehe ich schon den Profifußball als großen Markt für chinesische Investoren."
    Ein Beispiel dafür ist die Wanda-Gruppe, die die Rechteagentur Infront und andere Sportfirmen übernommen hat, um an Einfluss im weltweiten Sportbusiness zu gewinnen. Auch ein 20-prozentiger Anteil am spanischen Erstligisten Atletico Madrid gehört zu ihrem Portfolio. Denn der Fußball hat sich mittlerweile auch zum wichtigen Marketingwerkzeug der Chinesen entwickelt. Als Sponsoren bei Top-Vereinen oder zuletzt der Fußball-EM haben chinesische Unternehmen ihre Produkte und ihre Markennamen bekannter gemacht.
    HSV kooperiert mit China
    Es gibt mittlerweile auch schon eine erste Zusammenarbeit: Der HSV kooperiert mit dem chinesischen Super-League-Klub Shanghai FC. Die Hamburger beraten Chinas Vize-Meister bei den Klubstrukturen und hoffen auf einen Einstieg in den riesigen Markt. Angeheizt wird das Interesse der Wirtschaft von der chinesischen Regierung. Seit 2014 fördert die Politik diese Entwicklung, Fußball soll Sportart Nummer eins werden. Ein Grund dafür ist der Drei-Stufen-Plan für die Entwicklung des Fußballs in China, basierend auf den Träumen von Staats-Präsident Xi Jinping, sagt Chinas reichster Mann, Wanda-Vorstandschef Wang Jianlin:
    "Unser Präsident hat gesagt, er hat drei Träume: Die Teilnahme Chinas an der Fußball-Weltmeisterschaft, das WM-Turnier zu veranstalten und vielleicht irgendwann Weltmeister zu werden."