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Fußball-EM
Für Frankreich bereits ein Erfolg

Die französischen Sicherheitsbehörden haben die EM bislang unter Kontrolle und in Paris waren bereits mehr als eine Million Menschen an der Fanzone am Eiffelturm zu Gast – Grund zur Zufriedenheit für die Verantwortlichen. Doch die wahre Euphorie lässt bislang noch auf sich warten.

Von Matthias Friebe | 04.07.2016
    epa05353930 General view of fans gathering at the UEFA EURO 2016 Fan Zone at Champ de Mars near the Eiffel Tower to attend a concert of French DJ David Guetta as part of the EURO 2016 pre opening show in Paris, France, 09 June 2016. The UEFA EURO 2016 soccer championship takes place from 10 June to 10 July 2016 in France. EPA/CHRISTOPHE PETIT TESSON |
    Mehr als eine Million Menschen haben bisher die Fanmeile am Eiffelturm in Paris besucht. (picture-alliance/epa/Christiophe Petit Tesson)
    Die französischen Sicherheitsbehörden haben die Situation in den Stadien, auf den Fanzonen, an den Bahnhöfen und in den Städten bisher absolut unter Kontrolle. Deshalb ist Jean-Francois Martins auch sehr zufrieden. Martins ist verantwortlich für die Stadt Paris in allen Belangen von Sport und Tourismus und deshalb auch für die EM:
    "Die Hauptaufgabe in Sachen Sicherheit sind nicht die Kontrollen in den Fanzonen, die sind schnell eingeführt. Die schwerste Aufgabe ist es, dass alle 1.500 Sicherheitskräfte 30 Tage lang mit der gleichen Konzentration und Energie dabei sind und zwar in jeder Kontrolle."
    Kontrollen gehören zum Alltag
    An die Vielzahl der Kontrollen haben sich die Franzosen gewöhnt nach den Anschlägen des vergangenen Jahres und auch bei den Fans vom ganzen Kontinent ist das akzeptiert. Das bestätigt Nikolaus Meyer-Landrut, der deutsche Botschafter in Frankreich:
    "In einem Umfeld, in dem die französischen Sicherheitsbehörden ja auch noch vor vielen anderen Herausforderungen stehen. Insofern Dank und Anerkennung an die Sicherheitskräfte, die hier wirklich einen Riesenjob machen."
    Die anderen Herausforderungen sind vor allem die sozialen Probleme im Land, die sich in massiven und lautstarken, teils gewalttätigen Protesten gegen geplante Reformen äußern.
    "Die Situation im Land, so wie sie ist, ist natürlich auch für alle präsent. Und dass dann natürlich nicht zu überschwänglicher Euphorie führt, kann ich auch nachvollziehen."
    Paris ist mehr als nur EM
    Euphorie ist wirklich nicht ausgebrochen bei den Franzosen, wenngleich nach dem Halbfinal-Einzug sich der Eindruck verdichtet, dass die Begeisterung langsam spürbar wird. Fahnen an den Autos oder Häusern, Trikot-tragende Menschen in der Metro oder in der Stadt sind aber immer noch weitgehend Fehlanzeige. Jean-Francois Martins aus der Stadtverwaltung sieht dafür auch noch andere Gründe:
    "Paris ist natürlich eine magische Stadt. Aber hier passieren so viele Dinge gleichzeitig, nicht nur die EM 2016. Die Pariser suchen sich ihren Moment, heute ist es vielleicht Fußball und morgen Kultur."
    Und noch etwas viel Grundlegenderes komme dazu, dass man durch die gerade beginnende Tour de France noch einmal verstärkt wahrnehmen kann:
    "Es ist wahr, dass die Franzosen nicht die gleiche Fankultur haben als andere Staaten. Die Isländer zum Beispiel waren so unglaublich. Unsere Kultur ist noch nicht so weit."
    Franzosen sind Fans, wenn die Mannschaft siegt
    Außerdem sei ganz klar, meint Martins und lacht: "Es ist vielleicht typisch französisch. Wir unterstützen die Sieger. Wir warten auf den Sieg und dann trägt jeder das Trikot."
    Davor wartet das Halbfinale gegen die deutsche Mannschaft, ein vorgezogenes Endspiel für viele. Auch für Botschafter Meyer-Landrut, der zustimmt: Die ganz große Euphorie wird es in Frankreich nur beim EM-Titelgewinn geben.
    "Allerdings würde ich mir wünschen, dass andere den euphorischen Sonntag am 10. Juli erleben."
    EM bereits ein Erfolg
    Einig sind sich aber beide in der Einschätzung, dass die EM trotz aller Bedenken ein Erfolg war, sowohl sportlich als auch abseits des Platzes. Das lässt sich, so Jean-Francois Martins auch in Zahlen ausdrücken.
    "Wir konnten bisher 1,1 Millionen Menschen in der Fanzone am Eiffelturm begrüßen. Wenn Frankreich ins Finale kommt, werden es vielleicht 1,3 oder 1,4 Millionen. Das ist ein Erfolg für uns."
    Das sei auch der Beweis, so hofft Martins, dass Paris als sympathischer Gastgeber wahrgenommen werde, und hat dabei schon sein nächstes Projekt im Kopf: die Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2024.