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Fußball
Francesco Totti - Abschied von einer Legende

Mit seiner Treue für den AS Rom und einem untrüglichen Gespür für Torchancen hat Francesco Totti italienische Fußballgeschichte geschrieben. Am Sonntag stand er zum letzten Mal für seine Mannschaft auf dem Platz. Würdigung einer Legende.

Von Nikolaus Nützel | 28.05.2017
    Fans des AS Rom feiern ihren Spieler Francesco Totti
    Fans des AS Rom feiern ihren Spieler Francesco Totti (imago sportfotodienst)
    Mit der Nummer zehn: Francesco Totti - diesen Ruf werden die Fans des AS Rom künftig nicht mehr anstimmen können. Der 40-Jährige beendet eine Karriere, die schon seit geraumer Zeit als einzigartig gilt. Bereits als Teenager begann der gebürtige Römer bei seinem Heimatverein, die aktuelle Saison ist seine fünfundzwanzigste. Entsprechend geht es vielen Einwohnern Römern wie dem 28-jährigen Matteo: "Als ich klein war, gab es Totti. Jetzt ist er immer noch da. Totti, das bedeutet also eigentlich nichts anders als Rom. Wenn er jetzt geht, dann finde ich das sehr schade."
    Noch emotionaler drückt es der AS-Roma-Fan Vincenzo aus: "Er hat unglaublich viel bedeutet, denn er war ein großartiger Kapitän, die Galionsfigur einer Fußballmannschaft, als Person, als Mensch bin ich stolz auf ihn."
    Anfangs galt er nicht als sonderlich intelligent
    Totti listet auf seiner Homepage 307 Tore auf, die er für seinen Heimatverein geschossen hat - in 785 Spielen. Zu Tottis Beliebtheit beigetragen hat auch eine gewisse Selbstironie. In seinen Anfangsjahren galt er als nicht sonderlich intelligent - weil er nicht sehr wortgewandt war. Er drehte den Spieß aber um und machte bei Witzen mit, in denen die er auf die Abfrage seiner Personalien antwortet: "Vorname? Francesco. Name? Totti. Geboren? Ja."
    Solche Selbstironie brachte auch den früheren Trainer des AS Rom, Rudi Garcia, dazu, nicht nur Tottis Qualitäten als Sportler zu loben. "Er ist einer der besten Spieler, die es im Fußball jemals gegeben hat. Trotzdem habe ich ihn als sehr bescheidenen Menschen kennengelernt, auch mit Gemeinschaftssinn. Er denkt an die anderen, er ist ein Vorbild für Kinder, für den gesamten Fußball."
    25 Jahre bei einem Klub
    Ein Vierteljahrhundert ausschließlich beim Verein seines Geburtsortes, damit ist Totti eine absolute Ausnahmeerscheinung. Als sich im vergangenen Herbst sein Karrierende abzeichnete, machte er klar, wie sehr sein Herz an seiner Heimatstadt hängt. "Ich weiß nicht, was ich danach machen werde, ich kann Trainer sein, zweiter Trainer oder viele andere Sachen machen. Aber ich hoffe, dass ich immer in Rom bleibe, ganz klar."
    Wenn Francesco Totti immer mal wieder irgendwo zu sehen wäre, wenn auch nicht auf dem Rasen, würde er damit seinen Fans einen Gefallen tun - etwa Bruno, der es durchaus ein bisschen ernst meint, wenn er beschreibt, wie sehr ihm die Fußball-Legende fehlen wird. "Ohne Haus kann man in Rom leben - aber nicht ohne Totti."