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Fußball in Russland
Neuer Trainer, neue Hoffnung

Russland, Gastgeber der Fußball-WM 2018, hat seit August einen neuen Cheftrainer: Stanislav Cherchesov. Der 53-Jährige hat eine schwere Mission vor sich. Die Mannschaft spielt international nicht den erfolgreichsten Fußball. Bei der EM in Frankreich schied die Sbornaja bereits in der Vorrunde aus. Nun soll der ehemalige Bundesliga-Torhüter die russische Fußballnation weit nach vorne bringen.

Von Florian Weichert | 09.11.2016
    Der russische Nationaltrainer Stanislav Cherchesov beim Testspiel Russland gegen Costa Rica
    Der russische Nationaltrainer Stanislav Cherchesov beim Testspiel Russland gegen Costa Rica (Imago)
    Wir sind im Herzen Moskaus, stehen auf einer Empore. Links von uns befindet sich in Sichtweite die berühmte Lomonossow-Universität und rechts das ebenfalls sehr bekannte Lushniky Stadion. Es wird gerade umgebaut. Fit gemacht für die WM. Es wird der Ort sein, an dem im Sommer 2018 der neue Fußball-Weltmeister gekürt wird. Die Wunschfinalpaarung steht für Stanislav Cherchesov, dem neuen russischen Fußballnationaltrainer, bereits fest: "Am besten Deutschland gegen Russland. Aber es ist ein langer Weg für beide."
    Zu Deutschland hat Stanislav Cherchesov eine besondere Beziehung. Drei Gründe seien dafür angeführt. Erstens: Sein Sohn, der ebenfalls Stanislav, heißt wurde in Dresden geboren. Stanislav Junior ist ebenfalls Torhüter geworden und spielt bei Dynamo Moskau. Zweitens stand er doch Anfang der 90er Jahre im Bundesligator von Dynamo Dresden. Der Wechsel in ein fremdsprachiges Land war für den ehemaligen russischen Nationaltorhüter mit Hindernissen gespickt.
    Jeden Tag Spaghetti
    Ohne ein Wort Deutsch war es anfangs für ihn schwierig, etwas im Restaurant zu bestellen. Aber Cherchesov wusste sich zu helfen: "Ohne deutsche Sprache war es nicht komfortabel und so habe ich die ganze Woche Spaghetti gegessen. Ich konnte keinem erklären, was ich essen wollte. Spaghetti sind international." Seine mittlerweile sehr guten Deutschkenntnisse verdankt Stanislav Cherchesov den vielen Jahren als Torhüter in Innsbruck. Der mittlerweile bankrotte FC Tirol wurde mit ihm dreimal österreichischer Meister.
    Und jetzt kommen wir zu Punkt drei der besonderen Beziehung von Cherchesov zu Deutschland. Damals in Österreich beim FC Tirol gab es einen jungen Trainer, nur drei Jahre älter als der damalige Stammtorhüter Cherchesov. Sein Name: Jogi Löw. Verrückt, wie klein die Fußballwelt ist: "Löw war mein Trainer in Innsbruck. Er ist in einer wirklich schweren Zeit gekommen, als wir kein Geld im Verein hatten. Wir haben damals nichts bekommen. Er war ein junger Trainer und hat gewusst, was er will. Er ist nicht umsonst Weltmeister geworden."
    Wunschfinale: Deutschland gegen Russland
    Stanislav Cherchesov im Finale gegen seinen ehemaligen Trainer Jogi Löw. Das hätte was. Weltmeister Deutschland gegen Gastgeber Russland. Niemand hätte was dagegen. Die beiden ehemaligen Weggefährten sicher auch nicht.
    Die Sache hat nur einen Haken: Für Russland wäre die Finalteilnahme bereits ein Riesen-Erfolg. Für Deutschland sicher nicht. Das beschreibt ganz gut die Ausgangslage und Erwartungshaltung für Stanislav Cherchesov, dem neuen russischen Fußball-Hoffnungsträger.