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Fußball
Klage gegen Katar

Der französische Trainer Stephane Morello sieht sich als Opfer des Kafala-Systems in Katar. Fünf Jahre lang durfte er das Land nicht verlassen, weil er seine Rechte eingefordert hatte. Zwar hat er mittlerweile ein Ausreisevisum, er lebt aber freiwillig immer noch im Emirat am Persischen Golf.

22.11.2014
    Luftaufnahme von Doha in Katar am Persischen Golf
    Luftaufnahme von Doha in Katar am Persischen Golf (picture alliance / ZB / Britta Pedersen)
    Kaum zu glauben, aber Stephane Morello lebt immer noch in Katar. Nach all dem, was das Land ihm angetan hat. Fünf Jahre lang, bis November 2013, war der französische Fußballtrainer hier gefangen. Doch während er versuchte seine Ausreise zu erzwingen, schlugen seine Kinder Wurzeln. Ironie des Schicksals.
    "Sie sind hier aufgewachsen, ihr Leben ist hier, ihre Freunde sind, ihre Schule ist hier, hier ist ihr Zuhause."
    Mittlerweile ist Morello Lehrer an der französischen Schule in Doha. Und eines der prominentesten Opfer des Kafala-Systems, das ausländische Migranten abhängig macht vom Arbeitgeber. Ohne dessen Erlaubnis können Sie das Land nicht verlassen.
    "Ich wurde als Chef-Trainer für den Club al-Schahanija verpflichtet, und zwar vom Nationalen Olympischen Komitee. Deren Präsident war also mein Arbeitgeber."
    Präsident des katarischen Olympischen Komitees ist Scheich Tamim al-Thani. Damals Thronfolger, heute der Emir höchstpersönlich. Ausgerechnet der Mann, der nun das Land reformieren soll. Aber der Reihe nach: 2007kam er ins Land als Fußball-Entwicklungshelfer in der 2. Katarischen Liga - doch auch dort gelten die Branchengesetze. Im Januar 2009 wurde er gefeuert, ein halbes Jahr vor Ablauf seines Vertrages. Klare Sache, dachte Morello.
    "Ich wollte das Gehalt für sechs Monate, das mir noch zustand: Doch sie sagten: 'Nein. Nur einen Monat.' "
    Morello klagte und wurde damit zum Gefangenen des katarischen Staats. Weil er auf sein Recht pochte.
    "Vielen Spielern ist das Gleiche passiert wie mir. Richtig berühmten Spielern. Aber die haben so viel Geld verdient, die haben einfach direkt unterschrieben, dass sie auf ihr ausstehendes Gehalt verzichten, damit sie raus können. Mitglieder der französischen Weltmeistermannschaft waren darunter. Christoph Dugarry zum Beispiel."
    Erst nachdem Morello französische Medien einschaltete und nach der Fürsprache von Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande beim Emir erhielt er sein Ausreisevisum, gemeinsam mit dem Fußballer Zahir Belounis, dem zweiten prominenten Opfer des katarischen Arbeitsgesetzes. Geld von Katar hat er bis heute nicht gesehen. Im Gegenteil:
    "Um rauszukommen, musste ich unterschreiben, dass ich dem katarischen Staat 250.000 Euro schulde. Aber die Behörden haben beschlossen, mir etwas zu schenken und das Geld nicht einzufordern."
    Nun verklagt er selbst Katar auf Schadensersatz, vor französischen Gerichten.
    Sie haben mich hier fünf Jahre festgehalten. Meine Trainerkarriere ist zerstört. Viele schlechte Dinge sind deshalb passiert. Ich und meine Familie haben wirklich gelitten.