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Is was?! Aufreger der Woche
Der Mensch bleibt ein Gewohnheitstier…

Lustig sein in Corona-Zeiten? Geht das? Brasiliens Präsident Bolsonaro und sein turkmenischer Kollege Berdymuhamedow schaffen das – wo selbst der Donald im Weißen Haus ganz ernsthaft zu werden scheint. Klaus Pokatzky hofft auf die Zeiten danach.

Von Klaus Pokatzky | 03.04.2020
Der turkmenische Präsident Gurbanguly Berdimuhamedov posiert mit der dreijährigen Akhal-Teke-Stute Berghkan, Siegerin des jährlich stattfindenden Internationalen Pferde-Schönheitswettbewerbs in Ashgabat. ((Turkmen President Gurbanguly Berdimuhamedov poses with an ancient Akhal-Teke breed three years old studhorse, Begkhan, that won an Inernational Annual Horse Beauty contest in Ashgabat on April 23, 2016. (Photo by IGOR SASIN / AFP))
Er verbietet einfach das Wort "Corona" - Turkmenistians Präsident Gurbanguly Berdymuhamedow (AFP / Igor Sasin)
Was mache ich jetzt? Lustig sein? Wie geht das in diesen Zeiten? Ich bin ja kein Brasilianer. Der "wird nie krank." Das hat jedenfalls der Präsident Bolsonaro über seinen Brasilianer gesagt: "Selbst wenn er in die Kanalisation eintaucht, passiert ihm nichts." Hinzuzufügen wäre: Außer, dass da manch einem was ins Hirn tropfen könnte.
Abstand halten in der Wüste
Turkmene bin ich ja auch nicht. Turkmenistan ist ein Land in Zentralasien: Größer als Deutschland – und mit nur sechs Millionen Einwohnern. Können sich also gut verteilen und Abstand halten in ihren Wüsten und eher weniger soziale Kontakte haben. Der Präsident da heißt Berdimuhamedow und hat das Wort "Coronavirus" einfach verboten. Hat am Corona-Anfang wohl ein bisschen zu viel Trump im Fernsehen gesehen – der Berdimuhamedow.
Aber nicht mal der Donald im Weißen Haus oder der Boris in Downing Number Ten machen jetzt noch Witze über das verbotene Wort. Dürfen wir dann schon gar nicht. Aprilscherze sind deshalb ausgefallen. Und was machen wir stattdessen? Mundschutz stricken? Früher führte die Gesichtsverhüllung bei Demonstrationen zu den härtesten Polizeieinsätzen. Nimmt uns die Polizei demnächst fest, wenn wir ohne verhülltes Antlitz über die Straße laufen?
Wie verrückt wird diese Welt…
Wenn wir dann hoffentlich alles überstanden haben, soll ja vieles besser werden. Nehmen wir die Verwandtschaft und die Nachbarn vielleicht auf einmal richtig wahr: Gerade, weil wir jetzt Abstand halten müssen – und nicht mehr nur dürfen. Wie verrückt wird diese Welt…
Oder das andere Extrem: Nachher gewöhnen wir uns noch so an das Homeoffice, dass wir nie wieder in einem Büro mit lauter anderen störenden Leuten arbeiten wollen. Und Videokonferenzen mit den Geschwistern und Eltern und Nachbarn sind doch auch ganz nett; auch, wenn sich am Ende die halbe Welt da einklicken kann, weil es mit der Sicherheit hinten und vorne nicht stimmt. Aber das stört uns irgendwann bestimmt nicht mehr. Der Mensch ist doch ein Gewohnheitstier.
Aber an Corona möchte ich mich nicht gewöhnen.