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Fußball Nahost
Geldstrafe nach Zeremonie für Katar

In Israels Premier League sind einmal mehr Spannungen zwischen der arabischen Minderheit und der jüdischen Mehrheit aufgetreten. Politiker fordern sogar den Abstieg eines arabischen Clubs.

Von Torsten Teichmann | 25.10.2014
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    Israelische Fahnen wehen in Jerusalem vor der Knesset, dem Parlament. (dpa / picture alliance / Marc Tirl)
    Es ist eher ungewöhnlich, dass die Sportministerin eines Landes direkt in die Fußball-Tabelle eingreifen möchte. Aber in dieser Woche war es in Israel so weit. Ministerin Limor Livnat verlangte den Abstieg des arabischen Teams Bnei Sakhnin.
    "Hier ist eine rote Linie überschritten worden. Nein, keine rote Linie, eine rote Ampel, eine riesige rote Leuchte. Die Strafe muss schmerzen. Das muss so wehtun, dass der Club für lange Zeit seine Spiele aussetzen muss. Damit sie nicht in der ersten Liga bleiben, damit sie absteigen."
    Was war passiert? Sakhnin ist eine Stadt im Norden von Israel, in der israelische Araber und israelische Juden wohnen. Der Fußballclub gilt als Brücke, als Symbol für ein friedliches Zusammenleben.
    Aber vor dem Erstligaspiel gegen Hapoel Tel Aviv am vergangenen Wochenende war etwas anders als sonst: Der Verein hielt eine Zeremonie im Stadion ab. Management und Spieler dankten öffentlich dem Emir von Katar für eine große Spende. Der Emir gilt als Hauptsponsor der Hamas-Organisation in Gaza. Aber er habe den Verein vor dem finanziellen Ruin gerettet, sagt der Journalist Zohir Bahlul:
    "Der Club Sakhnin hat die öffentliche Meinung falsch eingeschätzt. Aber er hat keine Straftat begangen. Dass sie dem Emir von Katar danken, der zwei Millionen Dollar für die Vereinskasse gespendet hat, war eine Wertschätzung. Der Staat ignoriert die Bedürfnisse des Vereins. Deshalb wenden sie sich an arabische Staaten, die bereit sind zu spenden.
    Die Mannschaft dankte zusätzlich dem Mann, der die Finanzspritze vermittelt hat: Dem früheren Abgeordneten Azmi Bishara. Er lebt heute in Doha. Denn in Israel wird ihm Spionage vorgeworfen. Spionage für die Hisbollah-Organisation.
    Und das rief Politiker wie Sportministerin Livnat Außenminister Avigdor Liebermann auf den Plan: Bnei Sakhnin könne künftig in der palästinensischen Liga oder der Liga von Katar spielten, polterte Liebermann.
    Der Organisatoren der Zeremonie fühlen sich bestätigt, so wie Eyad Khalayleh:
    "Die Tatsache, dass Liebermann wütend ist, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Tatsache, dass Liebermann tobt zeigt, dass wir etwas Gutes für die arabische Gesellschaft getan haben."
    Der Fußballplatz wird ein weiteres Mal zum Spielfeld für die Spannungen zwischen der arabischen Minderheit und der jüdischen Mehrheit in Israel. Das bringt vor allem den israelischen Fußball-Verband unter Druck. Man habe die Zeremonie zu Beginn des Spiels genehmigt, erklärt Oren Chasson:
    "Der Club Bnei Sakhnin stellte bei uns einen Antrag für die Zeremonie. Wir haben darauf bestanden, dass Politik nicht thematisiert wird. Jetzt stellt sich heraus, dass wir nicht alle Informationen erhalten hatten. Natürlich hätten wir die das nie zu gelassen."
    In ihrer Entscheidung in dieser Woche haben die Funktionäre versucht, die Balance zu halten. Sie verurteilten den Club zu einer Strafe von 3000 Euro. Der Verband habe dabei nicht die Vorwürfe gegen den Finanzvermittler Bishara oder die Spende aus Katar an sich bewertet, erklärte der Richter Israel Shimoni.