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Fussball-Sponsoring
Wie VW die Bundesliga dominiert

Beim VfL Wolfsburg hat VW das alleinige Sagen, aber auch beim FC Bayern mischt der Konzern mit: In der Winterpause ging der Rekordmeister ins umstrittene Trainingslager in Katar, anschließend folgte das noch umstrittenere Freundschaftsspiel in Saudi-Arabien - alles auf Wunsch und Rechnung von VW.

Von Heinz Peter Kreuzer | 22.02.2015
    Fußball Europa League - 1/16-Finale, Hinspiele: VfL Wolfsburg - Sporting Lissabon am 19.02.2015 in der Volkswagen-Arena in Wolfsburg (Niedersachsen). Wolfsburgs Bas Dost bejubelt seinen Treffer zum 2:0 gegen Sporting Lissabon.
    Beim VfL Wolfsburg prangt Volkswagen auf dem Trikot. Aber auch sonst hat der Konzern großen Einfluss auf die Bundesliga. (Peter Steffen / picture alliance / dpa)
    "Wolfsburg wird aus dem Stand heraus auch glaube ich nicht Bayern München angreifen können. Das kann ich mir ganz ehrlich gesagt nicht vorstellen. Gäb' auch im Aufsichtsrat von Bayern München Proteste."
    Beim Branchentreff Spobis erntete Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke Lacher für seinen Seitenhieb auf die Konkurrenz. Denn VW-Chef Martin Winterkorn sorgt nicht nur für die Finanzierung des VfL, sondern sitzt auch im Aufsichtsrat des FC Bayern München. Und nicht nur er: Mit Rupert Stadler sitzt auch der Boss der Konzern-Marke Audi im Aufsichtsrat. Denn Audi ist mit 8,33 Prozent am deutschen Rekordmeister beteiligt. Und jetzt steht der nächste Audi-Verein vor dem Sprung in die höchste Spielklasse. Hier hält wiederum die Audi-Tochter Quattro GmbH 19,94 Prozent der Anteile. Stephan Grühsem, der Generalbevollmächtigte der Volkswagen AG, sitzt im Aufsichtsrat beim VfL Wolfsburg und erklärt:
    Audi hat den Weg des FC Ingolstadt maßgeblich mit beeinflusst. Wobei sich natürlich die Verantwortlichen am Standort drangemacht haben, aus zwei Klubs einen zu machen, haben dann dort einen Weg eingeschlagen, der durchaus ansehnlich und effizient ist und jetzt ist die Frage natürlich, ist da ein Aufstieg geplant. Geplant ist er nicht, wenn Du halt oben bist und aufsteigst, dann musst du das auch mitnehmen und oben bleiben.
    Geld für Wolfsburg und den FC Bayern
    Konkurrenz für den VfL Wolfsburg aus dem eigenen Konzern. Der Deutsche Meister von 2009 ist eine 100-prozentige VW-Tochter. Kolportierte 95 Millionen Euro zahlt der zweitgrößte Autohersteller der Welt pro Saison. Für die Verhandlungen über Financial Fairplay mit der UEFA hat sich der Konzern von einer Sponsoringberatung einen Werbewert in dieser Höhe bescheinigen lassen. Bei der Teilnahme an der Champions League soll sich der Betrag auf 150 Millionen Euro erhöhen. Das flößt der Konkurrenz Respekt ein. Für Unruhe in der Liga sorgte dann in der Winterpause die Verpflichtung von Nationalspieler Andre Schürrle für über 30 Millionen Euro. BVB-Chef Watzke kommt zu dem Schluss: Der FC Bayern München sei für den Rest der Liga sportlich und wirtschaftlich uneinholbar, jetzt habe man ein zweites Problem ...
    "... dass mit dem VfL Wolfsburg ein Klub da ist, der über unendliche Ressourcen verfügt, scheinbar. Was mich auch nicht weiter verwundert, weil das hab ich immer schon gesagt: Wenn VW das richtig ernst nimmt, und das scheint ja jetzt der Fall zu sein, werden alle Grenzen gesprengt."
    Winterkorns rechte Hand Grühsem kann diese Sprüche nicht mehr hören, schließlich habe VW immer offen agiert.
    "Fußball braucht Investment, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Wirkliche Fußballqualität den Menschen Samstag für Samstag zu bieten, ist ein hoher Aufwand. Das ist kein Selbstläufer. Und dieser hohe Aufwand muss finanziert werden. Deswegen verstehe ich die Kritik überhaupt nicht. Weil ich glaube, es tut dem deutschen Fußball auch im internationalen Umfeld ausgesprochen gut, wenn es starke Investoren gibt."
    Gerüchte über weitere geplante Investitionen
    Regelmäßig tauchen Gerüchte auf, VW wolle auch bei Werder Bremen als Investor einsteigen. Grühsem wehrt ab.
    "Also da ist aktuell nichts geplant, es ist auch nichts in der Pipeline über die bestehenden Engagements hinaus. Das ist ja nun eine beträchtliche Liste und die ist für das, was wir handeln können so groß, dass wir es dabei belassen können."
    Auch wenn der Hunger von VW vorerst gestillt ist. Die Mehrfachbeteiligungen werden von Deutscher Fußball-Liga und Deutschem Fußball-Bund beäugt werden. Denn spätestens ein dritter Erstligist aus dem Konzernumfeld öffnet Spekulationen Tür und Tor. Neben den Vereinsbeteiligungen gehören Sponsorings zur Markenstrategie des VW-Konzerns. Der Autohersteller fördert den DFB-Pokal und engagiert sich bei 16 Erst- und Zweitligisten mit seinen diversen Marken als Sponsor. Im Gegensatz zur globalen Werbung wie bei Audi und dem FC Bayern München geht es um Standortmarketing oder lokale Vertriebsmaßnahmen.
    "Also das sind schnöde Absatzthemen. Wo sie einfach sagen können, was hat sich denn in der Region um Bremen oder Gelsenkirchen getan in den letzten vier, fünf Jahren. Und dann werden sie feststellen, dass dort, platt gesagt, mehr Fahrzeuge abgesetzt werden."
    VW wird also weiter in den beiden Profiligen investieren und seine Marketingstrategie ausbauen. Watzkes BVB kann zwar finanziell mithalten, aber der Geschäftsführer fürchtet auch.
    "Der Unterschied zu früher ist, dass sie mit Allofs und Hecking Leute haben, die das auch wirklich gut machen. Das kommt dazu: Das schlimmste was dir passieren kann, ist ein Konkurrent der gut arbeitet und mehr Kohle hat."