Freitag, 19. April 2024

Archiv

Fußball
SSV Ulm 1846 versinkt im Chaos

Der SSV Ulm steht vor einem Scherbenhaufen: Eigentlich sollte der finanziell gebeutelte Verein eine großzügige Spende von einem Ulmer Geschäftsmann erhalten - vorausgesetzt, das Präsidium tritt zurück. Doch der zahlte nicht. Nun steht der Verein nicht nur vor der Pleite, sondern auch ohne Führung da.

Von Volker Wüst | 25.04.2014
    Zaun mit Schild der Geschäftsstelle des SSV Ulm 1846
    Geschäftsstelle des SSV Ulm 1846 (dpa/picture alliance/Stefan Puchner)
    "Ihr seid des Wichtigste, das der Verein hat. Diese treuen Fans, erst mal ein ganz dickes Lob, dass ihr alle da seid. Es ist sicherlich die schwerste Stunde unseres Vereins."
    Die Worte kommen Pressesprecher Volkhard Stütz nur schwer über die Lippen. Denn für den Verein geht es um alles:
    "Es wird nicht unserem Sinne sein, jetzt schnell formal zu handeln. Das heißt, auch ein Insolvenzantrag ist nicht in unserem Sinne."
    Lässt sich vielleicht aber nicht mehr vermeiden. Fast eine halbe Million Euro Schulden belasten den Verein, wie er diese Woche bekannt gab. Momentan kann er nicht einmal seine Spieler bezahlen. Die Folge: ein Trainingsboykott vor wenigen Tagen. Der SSV 1846 Fußball steht vor einem Scherbenhaufen.
    "Das ist ein Chaos. Ich komme seit der frühesten Jugend ins Stadion und hab hier wirklich Turbulenzen erlebt. Aber das, was jetzt passiert, so was haben wir noch nie erlebt."
    "Es ist zum Heulen, es tut einem weh, weil wir haben schöne Zeiten erlebt."
    "Freilich tut das weh, ich bin in dem Verein seit der C-Jugend, seit 1954 und hab sogar selber gespielt."
    Entscheidung über eine neue Führung im Mai
    Beispiellos, was sich in den vergangenen Wochen abgespielt hat: Ein Ulmer Geschäftsmann sicherte dem Verein vertraglich 150.000 Euro zu, um ihm Luft zu verschaffen. Voraussetzung: Das Präsidium tritt zurück. Es trat zurück. Der Geschäftsmann wurde als Interimspräsident eingesetzt. Doch er zahlte nicht. Gestern zog auch er sich zurück. Der Verein also: nicht nur pleite, sondern auch ohne echte Führung. Die Anhänger sind entsetzt:
    "Das sind die absoluten Totengräber und Chaoten des Ulmer Fußballs. So was darf doch nicht möglich sein. Lug und Betrug und Größenwahn."
    Um Erfolg zu haben, klammerte sich das ehemalige Präsidium um Paul Sauter an jeden Strohhalm, den es kriegen konnte. Im Februar hieß es: Arabische Investoren wollen ein professionelles Leistungszentrum für den Fußball-Nachwuchs in Ulm finanzieren. Die Verträge wurden nach dem Abgang des Präsidenten aber aufgelöst.
    Im Mai müssen die Mitglieder über eine neue Führung entscheiden - bis dahin braucht der Verein dringend neue Geldgeber. Viele Anhänger haben diese Hoffnung aber längst aufgegeben:
    "Die müssen wieder Insolvenz anmelden. Wo wollen die denn eine halbe Million herkriegen? Aber dann kannst Du den Verein zumachen."