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Fußball-Weltverband
Strafermittlungen gegen FIFA-Chef Blatter

Die Bundesanwaltschaft in der Schweiz ermittelt in der Korruptionsaffäre des Fußball-Weltverbandes jetzt auch gegen FIFA-Präsident Joseph Blatter. Der 79-Jährige stehe im Verdacht der "ungetreuen Geschäftsbesorgung" und der Veruntreuung. Auch sein möglicher Nachfolger, UEFA-Boss Michel Platini, wurde bereits befragt.

25.09.2015
    Fifa-Chef Josef Blatter
    Fifa-Chef Josef Blatter (AFP / FABRICE COFFRINI)
    In einer Pressemitteilung der Bundesanwaltschaft heißt es, man habe "ein Strafverfahren wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie - eventualiter - wegen Veruntreuung eröffnet". Blatter sei nach der Sitzung des Exekutivkomitees in Zürich vernommen worden. Zudem wurde in der FIFA-Zentrale Blatters Büro durchsucht und Datenmaterial sichergestellt.
    UEFA-Präsident Michel Platini wurde "gleichzeitig als Auskunftsperson von Vertretern der Bundesanwaltschaft einvernommen", hieß es weiter.
    "Da zieht sich eine Schlinge zu."
    Blatter wird unter anderem "eine treuwidrige Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken im Februar 2011 zu Lasten der FIFA" an Platini vorgeworfen. Warum diese Zahlung? Für SZ-Sportredakteur Thomas Kistner drängt sich eine zeitliche Nähe zur damals unmittelbar bevorstehenden Wahl des FIFA-Präsidenten auf.
    Dass Platini Blatter immer noch ins Amt des obersten Fußballfunktionärs folgen wird, kann sich FIFA-Experte Kistner nicht vorstellen, Zusätzlich zu den aktuellen Vorwürfen stünden noch andere Fragen im Raum, wie die, warum Platini für Katar als Austragungsort der Weltmeisterschaft 2022 stimmte, sagte Kistner im DLF. "Da zieht sich eine Schlinge zu."
    FIFA: kein weiterer Kommentar
    Laut Bundesanwaltschaft geht es auch um zwischen Januar 1999 und Juni 2002 geleistete Dienste. Zudem besteht der Verdacht, dass Joseph Blatter am 12. September 2005 mit dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner "einen für die FIFA ungünstigen Vertrag abgeschlossen hat".
    Der Fußball-Weltverband erklärte, man betrachte die Gespräche mit Blatter und Platini als "umfassende Zusammenarbeit". Darüber hinaus werde man "keine weiteren Kommentare abgeben, da es eine laufende Ermittlung ist".
    Zuvor hatte die FIFA eine Pressekonferenz mit Joseph S. Blatter abgesagt. Es wäre seit der Suspendierung von Generalsekretär Jérôme Valcke das erste Mal seit über zwei Monaten gewesen, dass Blatter gesprochen hätte.
    Die Sitzung des Exekutivkomitees blieb zuvor auch weitgehend ergebnislos: Der Beginn der umstrittenen WM in Katar wurde auf den 21. November 2022, einen Montag, terminiert, erklärte der Verband lediglich. Damit dauert das Weltturnier wie erwartet nur 28 Tage.
    (bor/tön)