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G20-Gipfel
Ergebnisse trotz Putin

Russlands Präsident Wladimir Putin und die Diskussion über die Lage in der Ukraine haben beim Treffen der G20-Staaten in Australien viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Wirtschaftsagenda ist nach Meinung der Gipfelteilnehmer jedoch nicht in den Hintergrund gerückt. Im Gegenteil.

Von Benjamin Hammer | 17.11.2014
    Australiens Premierminister Tony Abbott und Russlands Präsident Wladimir Putin halten beim G20-Gipfel in Brisbane/ Australien Koalabären auf dem Arm und freuen sich.
    Australiens Premierminister Tony Abbott und Russlands Präsident Wladimir Putin halten beim G20-Gipfel in Brisbane/ Australien Koalabären auf dem Arm. (AFP/ Andrew Taylor)
    Putin steht vor seinem Flugzeug und schaut grimmig. Putin sitzt allein beim Grillfest. Putin hält einen Koala auf dem Arm und kann ein Lächeln nicht verbergen. Auf dem G20-Gipfel waren sehr viele Kameras auf den russischen Präsidenten gerichtet. Und viele Journalisten wollten von Kanzlerin Angela Merkel wissen, was sie denn nun am Samstagabend mit Putin besprochen habe. Die gab sich zugeknöpft:
    "Wir haben sehr allgemein und grundsätzlich noch mal über den gesamten Konflikt gesprochen. Die Gespräche waren natürlich vertraulich. Deshalb will ich da nicht weiter ins Detail gehen."
    Haben Wladimir Putin und die Diskussion über die Lage in der Ukraine dem Gipfel und seiner Wirtschaftsagenda die Show gestohlen? Nein, meinte dazu Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds:
    "Ich bin seit der Gründung der G20 mit dabei. Und ich kann Ihnen sagen: Es gibt immer noch weitere Themen, die wir besprechen. Das Schöne an diesem Gipfel war, dass wir uns auf die Agenda fokussiert haben - und gleichzeitig andere Sachen besprochen haben. Es ist doch auch so: Ebola, Klimawandel, geopolitische Risiken. Das kann alles wirtschaftliche Folgen haben."
    Wirtschaftsleistung, Steuerpolitik, Bankenregulierung
    Das sei wirklich mal ein Gipfel mit Ergebnissen, verkündeten Lagarde und die Staats- und Regierungschefs auf ihren Pressekonferenzen. Sie verständigten sich darauf, dass die weltweite Wirtschaftsleistung in den kommenden fünf Jahren um zusätzliche zwei Prozentpunkte steigen soll. Das will man zum Beispiel durch mehr Investitionen in Infrastruktur erreichen, auch durch die Privatwirtschaft.
    Außerdem wollen die G20 verhindern, dass Großunternehmen ihre Gewinne in Länder verschieben, in denen sie kaum Steuern zahlen müssen. Stichwort: Luxemburg. In Zukunft sollen die Steuern dort bezahlt werden, wo die Gewinne anfallen. Hier hatte sich ausgerechnet EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker für eine Einigung eingesetzt. Steuervermeidung sei für jeden ein Thema, sagte der Mann aus Luxemburg. In Europa wolle man sie bekämpfen.
    Einig wurden sich die Staats- und Regierungschefs auch bei der Bankenregulierung. Die größten Banken der Welt, darunter die Deutsche Bank, sollen künftig noch mehr Eigenkapital für den Krisenfall vorhalten. Auch bestimmtes Fremdkapital soll als Puffer dienen.
    USA flirten mit Asien
    Fortschritte hatte es im Vorfeld des Gipfels auch im Hinblick auf Indiens Blockadehaltung bei der Welthandelsorganisation gegeben. US-Präsident Obama hatte in einer Rede am Rande des Gipfels den Handel seines Landes mit Asien gelobt. Die USA flirteten in Brisbane unübersehbar mit den asiatischen Ländern. Das blieb auch Kanzlerin Merkel nicht verborgen. Mehrfach erwähnte sie vor Journalisten, dass sie die stockenden Verhandlungen beim Freihandelsabkommen der EU mit den USA besorgten.
    "Und deshalb kann ich nur sagen: Wir sollten alles daran setzen, als Europäer nicht abgehängt zu werden. Wir sollten die Verhandlungen transparent führen, dafür bin ich sehr. Wir sollten die Sorgen der Menschen aufnehmen, die sie haben, die Probleme, die sie sehen. Aber wir sollten zügig und entschieden verhandeln."
    Zwei Tage stand das für viele ferne Australien im Fokus der Weltwirtschaft und der Weltpolitik. Das dürfte sich jetzt wieder ändern. In Australien leben nur 23 Millionen Menschen. So wenig wie in keinem anderen Land der G20.