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Gabriel kritisiert Deutsche Bank
"Spekulantentum zum Geschäftsmodell gemacht"

"Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen soll." Mit diesen Worten hat Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Darstellung der Deutschen Bank kommentiert, Spekulanten seien für den Absturz des Börsenkurses verantwortlich. Der SPD-Chef sieht eher Fehler des Managements - und befürchtet einen Stellenabbau.

03.10.2016
    Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel betritt einen getäfelten Raum, vor ihm (unscharf) eine deutsche Flagge.
    Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel bei einem deutsch-iranischen Wirtschaftsforum in Irans Hauptstadt Teheran. (dpa/Bernd von Jutrczenka)
    Gabriel äußerte sich auf einem Flug in die iranische Hauptstadt Teheran, wo er sich bis Dienstag zu politischen Gesprächen aufhält. "Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen soll, dass die Bank, die das Spekulantentum zum Geschäftsmodell gemacht hat, sich jetzt zum Opfer von Spekulanten erklärt."
    Der Börsenkurs der Deutschen Bank war am Freitag zum ersten Mal unter die Marke von zehn Euro gesunken. Deutsche Bank-Chef John Cryan erklärte daraufhin in einem Brief an die Mitarbeiter, Spekulanten seien am Werk, um das Vertrauen in das größte deutsche Geldinstitut gezielt zu schwächen. Diese Darstellung wies Bundeswirtschaftsminister Gabriel zurück.
    Nicht Spekulanten, sondern Fehler des Managements seien für die aktuellen Probleme der Deutschen Bank verantwortlich, erklärte der SPD-Chef. Er mache sich Sorgen um die Beschäftigten. "Das Szenario ist, dass Tausende Menschen ihre Arbeit verlieren werden. Sie tragen jetzt die Verantwortung für den Wahnsinn, der betrieben wurde von verantwortungslosen Managern."
    In den USA drohen 12,5 Milliarden Euro Strafe
    Die Deutsche Bank steht wegen zahlreicher Rechtsstreitigkeiten unter Druck. Das US-Justizministerium soll wegen Geschäften mit faulen Hypothekenpapieren 12,5 Milliarden Euro Strafe verlangt haben. Am Freitag berichtete allerdings die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf "mit der Angelegenheit vertraute Kreise", dass diese Summe auf 4,8 Milliarden sinken könnte. Daraufhin legten die Aktien der Deutschen Bank wieder deutlich zu.
    John Cryan reist diese Woche nach Washington, um an einem Treffen des Internationalen Währungsfonds teilzunehmen. Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" wird er die Gelegenheit nutzen, um mit den zuständigen US-Behörden über die Strafe im Hypothenstreit zu verhandeln. Sie könnte die Deutsche Bank ins Mark treffen. In den vergangenen Tagen wurde bereits spekuliert, sie könnte auf staatliche Hilfen angewiesen sein. Das wiesen sowahl das Bundesfinanzministerium als auch Cryan selbst zurück.
    (am/bn)