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Gabriele Pauli auf Sylt
Eine Buchvorstellung und ein Flirt

Die ehemalige CSU-Landrätin Gabriele Pauli ziert sich noch ein bisschen - ihr Flirt mit einer Kandidatur als Bürgermeisterin der Nordseeinsel Sylt ist aber offensichtlich. Bei einer Buchvorstellung lobt sie Land und Leute und stellt ganz nebenbei ihre eigenen Vorzüge zur Schau.

Von Dietrich Mohaupt | 22.08.2014
    Na klar - wenn jemand wie Gabriele Pauli öffentlich darüber nachdenkt, ob sie eventuell für das Bürgermeisteramt der Gemeinde Sylt kandidieren soll, dann ist eine Buchvorstellung in Keitum auf Sylt just ein paar Monate vor der Wahl nur Zufall - beteuerte jedenfalls einer der Moderatoren des Abends, Michael Stitz, Redakteur der "Sylter Rundschau".
    "Es ist auf jeden Fall eines nicht - auch wenn manche von Ihnen das denken werden: Es ist keine Wahlkampfveranstaltung!"
    Richtig so - schließlich hat eine Gabriele Pauli ja auch gar keinen Grund, sich mitten im Sylter August Gedanken über die Bürgermeisterwahl im Dezember zu machen, oder?
    "Wie gesagt, heute ist eigentlich die Wahl, die da kommt, mehr im Hintergrund, aber - ich weiß schon, so ganz kann man das nicht voneinander lösen."
    Nein - das kann man wirklich nicht. Mit Verlaub - das Buch mit dem schönen Titel "Die rote Rebellin" ist ja vielleicht ganz nett, aber wie sieht es denn nun aus mit Gabriele Pauli und Sylt? Schön ist es hier, betont sie, und wenn der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer von Bayern schon als "Vorstufe zum Paradies" spreche, und das tue er ständig, dann könne sie nur sagen:
    "Eigentlich ist Sylt nicht die Vorstufe, eigentlich ist es schon paradiesisch! Ich weiß ja auch, dass hier viele Themen diskutiert werden, aber die Insel selbst ist eigentlich das Paradies. Und wer sich hier verliebt hat in die Insel, der bleibt!"
    Nachtigall, ick hör dir trapsen! Wenn da mal nicht schon jemand längst eine Entscheidung pro Sylt getroffen hat! Wie zufällig verliert die 57-Jährige dann auch noch schnell ein paar knappe Worte über ihre Zeit als Landrätin in Fürth - man will ja nicht unbescheiden sein, aber...
    "18 Jahre Landrätin, dann habe ich ja freiwillig aufgehört. Ich hatte am Schluss eine 2/3-Mehrheit - und trotzdem habe ich aufgehört, ich hätte wahrscheinlich irgendwann über 70 Prozent gekriegt in meinem Landkreis, also es war eigentlich sehr erfolgreich!"
    Ja, unbestritten - und da wäre es doch sicher ein Leichtes, jetzt auch auf Sylt erfolgreich als Bürgermeisterin weiter zu machen, oder? Also - kandidieren oder nicht, jetzt mal Butter bei die Fische! Aber - Gabriele Pauli ziert sich noch ein wenig.
    Pauli: Das Amt wäre eine "tolle Herausforderung"
    "Wenn ich Sylt so sehe, dann sind die Aufgaben doch wieder ganz anders. Hier sind ganz andere Fragestellungen wichtig. Ich denke, dass ich mit meinem Know-how - also, jetzt will ich mich nicht so loben, es ist nicht so, ich komme und sage: Ja toll, die Insel ist schön und jetzt kandidiere ich. Ich möchte manches kennenlernen und die Menschen kennenlernen - und dann kann ich beides zusammenbringen, und dann kann ich vielleicht auch ja sagen."
    Immerhin, so viel gibt sie dann noch preis, das Amt wäre schon "eine tolle Herausforderung". Sie beweist auch, dass sie sich durchaus mit den "Sylter Themen" befasst hat - der Mangel an bezahlbarem Dauerwohnraum, der Wegzug von Einheimischen, die Verkehrsanbindung ans Festland usw. - konkrete Konzepte für die Lösung diverser Probleme der Insel hat sie allerdings noch nicht parat. Das wäre wohl auch etwas übertrieben, meint sie, jetzt schon zu erklären, was sie als Sylter Bürgermeisterin vorhabe - wo sie doch noch nicht einmal entschieden habe, ob sie überhaupt kandidieren wolle.
    "Die Konzepte würde ich dann präsentieren, wenn ich dann sage: Ich trete an - obwohl ich schon bestimmte Gedanken natürlich mir auch mache. Ich will noch ein bisschen weiter forschen und recherchieren in der Richtung, denn das habe ich auch gemerkt: Wenn man im Amt ist, sieht man ganz andere Möglichkeiten, was umzustrukturieren und auch manches effizienter zu machen."
    Irgendwie scheint es sie ja doch wieder richtig in den Fingern zu jucken. Die Ex-Landrätin und Ex-Landtagsabgeordnete hat ihr Buch fertig geschrieben und scheint jetzt intensiv auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern zu sein. Langweilt Gabriele Pauli sich etwa?
    "Es ist nicht so, dass ich jetzt mir nochmal vorgestellt habe, dass ich eine Aufgabe suche, oder überhaupt einen Job suche oder so - ich habe viel zu tun, und es passt alles für mich, aber ich kann mir inzwischen auch einen Ortswechsel vorstellen, und Sylt ist eine Legende, also die Menschen hier sind sehr bodenständig und sehr offen und sehr geradlinig und das fasziniert mich."
    Worte, die bei den Syltern natürlich richtig gut ankommen. Endlich mal jemand, der die Insel nicht immer nur auf Schickeria und Immobilienhaie reduziert - die Reaktionen darauf im Publikum sind überwiegend positiv.
    Lob von den Besuchern der Buchvorstellung
    "Sie hat erreicht - dass sie den Stoiber in die Wüste geschickt haben, das war schon eine große Leistung, also die Frau ist interessant. Grundsätzlich ist sie eine Powerfrau. Die sagt auch Sachen, die unbequem sind und ich denke, es würde Sylt ganz gut tun. Sie hat eine sehr ruhige, sachliche Art an den Tag gelegt, ich habe einen guten Eindruck gewonnen."
    Jede Menge Streicheleinheiten für Gabriele Pauli also - aber nicht alle gehen an diesem Abend so ganz zufrieden nach Hause. Ist sie wirklich eine geeignete Kandidatin für das Sylter Bürgermeisteramt? Es gibt auch Zweifel.
    "Was wir brauchen ist ja jemand, der sowohl die Verwaltungsfachkraft bildet als auch eben mit Medien bundesweit umgehen kann - also wenn sie das beides zusammenbringt, dann könnte sie interessant sein. Die Frage ist, ob sie sich von ihrer CSU-Vergangenheit lösen kann. Wir brauchen Fachleute, Fachkräfte und wir brauchen nicht unbedingt Leute, die Sylt sich aussuchen um hier sich profilieren zu können."
    Vielleicht ist es ja diese Zurückhaltung einiger Sylter, dieser Zweifel an ihrer persönlichen Motivation, der die Ex-CSU-Frau noch zögern lässt. Sie bleibt jedenfalls erst einmal bei ihrer Linie und legt sich nicht fest - noch nicht.
    "Es dauert nicht mehr lange. Ich habe bestimmte Aspekte noch abzuwägen, die hängen noch nicht einmal unmittelbar mit der Insel zusammen, sondern auch mit meinem Privaten - da muss man das eine oder andere schon noch mit überlegen. Also - das Amt an sich und die Herausforderungen hier, die sind für mich reizvoll, und das Leben hier kann ich mir auch vorstellen."
    Noch im September werde sie sich festlegen, verrät Gabriele Pauli abschließend. Und falls sie dann nicht antritt - auch nicht schlimm, für ihr neues Buch hat sie auf jeden Fall ganz gut die Werbetrommel gerührt.