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Gaia-Daten erlauben die Berechnung von Sternbegegnungen
Sterne als Kometenschleudern

Jedes Jahr ziehen etliche Kometen durchs innere Sonnensystem. Die meisten bleiben jedoch so lichtschwach, dass sie nur mit Teleskopen zu beobachten sind. Da diese Objekte bei jeder Annäherung an die Sonne Gas und Staub verlieren, sollten sie sich eigentlich längst aufgelöst haben.

Von Hermann-Michael Hahn | 24.11.2017
    Der Komet ISON aus dem Jahr 2013 kam vermutlich zum ersten Mal aus der Oortschen Wolke in Sonnennähe
    Der Komet ISON aus dem Jahr 2013 kam vermutlich zum ersten Mal aus der Oortschen Wolke in Sonnennähe (European Southern Observatory)
    Dass wir trotzdem immer noch Kometen beobachten können, verdanken wir einem gewaltigen Reservoir an tiefstgefrorenen Kometenkernen am Rande des Sonnensystems, der Oortschen Wolke. Zwar wurden noch keine Kometen dort draußen, mehr als ein Lichtjahr von der Sonne entfernt, tatsächlich beobachtet, doch dringen immer wieder einmal neue Objekte aus dieser Region bis in Sonnennähe vor.
    Bislang konnte man nur vermuten, dass diese Kometen durch äußere Störungen, etwa von vergleichsweise nah vorbeiziehenden Sternen, aus ihrer Bahn geworfen wurden. Mit Hilfe der präzisen Messdaten des Astrometriesatelliten "GAIA" haben die Forscher nun erstmals die Häufigkeit solcher engen Sternvorübergänge berechnet. Seit drei Jahren erfasst "GAIA" Entfernungen und Geschwindigkeiten von mehr als zwei Milliarden Sternen unserer Umgebung.
    Demnach zieht derzeit im Schnitt etwa alle fünfhunderttausend Jahre ein Stern in weniger als etwa drei Lichtjahren Entfernung an der Sonne vorbei. In rund 1,3 Millionen Jahren könnte sich der Stern Gliese 710 der Sonne sogar bis auf ein Viertel Lichtjahr nähern und die Oortsche Wolke gewaltig aufmischen.
    Bis der anschließende "Kometenhagel" bei uns eintrifft, werden aber noch ein paar Millionen Jahre vergehen.