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Ganztagsschulen auf dem Prüfstand

Wenn sich die Unterhändler der Arbeitsgruppe "Wissenschaft, Bildung und Forschung" zu Koalitionsverhandlungen treffen, ist das wichtigste Thema die milliardenschwere Finanzierung von Ganztagsschulen. Es wird damit gerechnet, dass sich die Arbeitsgruppe einigen wird.

Von Claudia van Laak | 02.11.2013
    Die Lage ist unübersichtlich – denn bei den Koalitionsverhandlungen über die Bildungsrepublik Deutschland haben auch die Länder ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. An der Spitze der CDU/CSU-Delegation: Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Die SPD-Delegation leitet dagegen eine Ländervertreterin: Doris Ahnen, Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz. Viele rechnen damit, dass sich die Arbeitsgruppe auf ein milliardenschweres Paket zum Ausbau der Ganztagsschule verständigen wird - denn die Parteien haben sich in diesem Punkt angenähert.
    Die SPD hat sich in ihrem Wahlprogramm klar zum Ausbau der Ganztagsschule bekannt. Yasemin Karakasoglu war im Team von Peer Steinbrück für den Bereich Bildung zuständig:

    "Ein qualitativ wirklicher hochwertiger Ausbau, den wir wollen, und den wir auch beziffern mit 8 Milliarden Euro, die dafür investiert werden sollen, qualitativ und quantitativ, würde dafür sorgen, dass wir mehr Bildungsgerechtigkeit bekommen und dass Familien und Beruf besser miteinander vereinbar wären."

    Die SPD fordert sogar einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Ganztagsschule. Unterstützt werden die Sozialdemokraten von der Bertelsmann-Stiftung. Vorstandsmitglied Jörg Dräger:

    "Wir brauchen in Deutschland dringend den Rechtsanspruch auf eine Ganztagsschule. Die Eltern sollten das Recht haben, innerhalb einer vernünftigen Entfernung eine gute Ganztagsschule für ihre Kinder zu finden. Das fördert die Chancengerechtigkeit, das fördert die Leistung und fördert natürlich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für die Eltern."

    CDU/CSU halten wenig von einem Rechtsanspruch. Doch die ideologischen Vorbehalte gegen diese Schulform haben die Konservativen längst abgelegt. Die in der DDR aufgewachsene Bundesbildungsministerin Johanna Wanka war schon immer eine Befürworterin der Ganztagsschule.

    "Ich bin da bereit weiterzugehen. Also ich finde, wenn man in Richtung Ganztagsschule guckt, da habe ich hohe Akzeptanz dafür."

    Die Union spricht gerne von einem bedarfsgerechten Ausbau der Ganztagsschule – ähnlich wie bei Krippen und Kindergärten ist der Bedarf in Großstädten höher als auf dem Land, im Osten höher als im Westen.