Freitag, 19. April 2024

Archiv

Gartenmesse in Köln
Unzertifizierte Möbel aus Tropenholz ein "großes Problem"

Es gibt sie aus Aluminium, Kunststoff oder Metall: Gartenmöbel. Für solche aus Holz plädierte Lars Hoffmann vom Forest Stewardship Council Deutschland (FSC) im DLF. In die Natur passe ein Naturprodukt "einfach besser". Allerdings seien Produkte aus Tropenholz ohne Siegel ein Problem.

Lars Hoffmann im Gespräch mit Susanne Kuhlmann | 01.09.2014
    Blick auf regennasse Holzstühle und einen Tisch
    Holzmöbel sollten zertifiziert sein, fordert Lars Hoffmann vom FSC, der sich für ökologisch angepasste Bewirtschaftung von Wäldern einsetzt. (dpa / picture alliance / David Ebener)
    Susanne Kuhlmann: Holz oder Aluminium, Kunststoff oder Metall, oder doch lieber Rattan oder Rattan-Nachbildung? Mit dem Ende des Sommers beginnt der Ausverkauf bei Gartenmöbeln, ein guter Zeitpunkt für alle, die Balkon, Terrasse oder den Lieblingsplatz am Teich neu gestalten möchten, denn jetzt gibt es womöglich Schnäppchen. Langlebig, leicht, wetterunempfindlich, jedes Material hat seine Vorteile. Gestern öffnete für drei Tage die Gartenmesse in Köln und mit dabei ist der FSC Deutschland, der sich für die ökologisch angepasste Bewirtschaftung von Wäldern einsetzt. – Am Telefon bei uns ist jetzt Lars Hoffmann vom Forest Stewardship Council Deutschland (FSC). Guten Tag!
    Lars Hoffmann: Guten Tag, Frau Kuhlmann.
    Kuhlmann: Sie sagen, Gartenmöbel sollten aus Holz sein. Warum?
    Hoffmann: Ja, weil einfach der Garten auch ein Stück Natur ist, den man sich quasi ins Haus holt, und da passt auch einfach ein Naturprodukt, und das ist Holz. Auch wenn es ein Tropenholz ist, oder auch ein heimisches Holz, ist Holz einfach ein schönes Naturprodukt, und das passt da einfach viel besser hin als ein Kunstprodukt, das auf Mineralölbasis entstanden ist, oder auf Aluminiumbasis. Holz hat natürlich den Vorzug, dass es am Ende viel ökologischer wirkt für einen und einfach eine viel bessere Ökobilanz hat als diese naturfernen Produkte, also Plastik, Aluminium oder Ähnliches.
    Kuhlmann: Aluminiummöbel sind aber federleicht zu tragen und auch Sessel aus Rattan oder aus Polyrattan, also der Kunststoffvariante, lassen sich viel besser manövrieren als die schweren Holzmöbel.
    Hoffmann: Ja, das mag sicher ein Aspekt sein, den man nicht abstreiten kann. Aber wie oft trägt man oder manövriert man selber so ein Möbel auf dem eigenen Freisitz hin und her? In der Regel stehen die ja dann in der Saison meistens draußen und werden vielleicht mal überdeckt. Insofern ist das in unseren Augen kein Argument. Das Holz ist von der Haptik, wenn man es dann mal manövriert, ja auch viel schöner, weil man es auch viel besser anfassen kann, und es ist natürlich auch langlebiger, weil es einfach robuster ist und da einfach viel mehr kann als so ein Plastikteil.
    Kuhlmann: Seit vielen Jahren wird Verbrauchern ja nahe gelegt, sich für Holzmöbel mit Siegel zu entscheiden, mit einem Zertifikat für naturschonende Waldwirtschaft. Aber es war auch immer wieder von Betrügereien in diesem Zusammenhang die Rede. Wer nichts falsch machen will, nahm vielleicht auch deshalb Alu oder Rattan.
    Unzertifizierte Möbel aus Tropenholz sind "ein großes Problem"
    Hoffmann: Ja. Das stimmt schon, dass es natürlich ein großes Problem gibt auf dem Markt, dass auch immer noch Möbel - das sehen wir hier auch auf der Messe - ohne Zertifikat angeboten werden, die aber dann eindeutig aus tropischen Hölzern kommen, wo man dann nicht weiß, wo es herkommt. Man weiß dann nicht, hängt damit ein Raubbau zusammen. Aber deswegen gibt es ja gerade das Siegel wie das FSC-Siegel, die einem ganz sicher oder mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit das vermitteln, dass dieses Holz aus einer verantwortungsvollen Herkunft kommt, und dann ist der Kauf auch eines tropischen Holzes mit Siegel deutlich besser, auch für die Umwelt und auch für die sozialen Bedingungen der Menschen in der Produktionskette, als wenn man sich für ein Kunstrattan oder für Aluminium entscheidet.
    Kuhlmann: Gibt es noch andere Siegel?
    Hoffmann: Es gibt noch ein anderes Siegel, was allerdings gerade im Tropenholzbereich nicht so verbreitet ist. Das ist das PEFC-Siegel. Allerdings wird dieses nicht von den großen Umweltverbänden empfohlen. Der FSC ist ein Verband, eine unabhängige Nichtregierungsorganisation, deren Mitglieder sowohl Umweltorganisationen sind als auch Gewerkschaften und Sozialverbände, indigene Gruppen und Wirtschaftsverbände, die alle auf gleicher Augenhöhe – keiner hat hier ein Vorrecht oder kann den anderen überstimmen – international Standards für die Waldbewirtschaftung festlegen. Das gewährleistet nur der FSC, was natürlich dann auch, gerade wenn es um tropische Hölzer geht, wirklich wichtig ist, dass hier nicht eine Wirtschaftsseite überwiegend die Standards festlegt und dominiert, sondern dass auch Umweltverbände und insbesondere natürlich auch soziale Gruppen sagen, was sie für eine verantwortungsvolle Waldwirtschaft halten und was sie für Erwartungen an Forstwirtschaft haben.
    Kuhlmann: Warum der FSC Gärten und Balkone gerne mit Tischen und Stühlen aus Holz möbliert sähe, das erläuterte Lars Hoffmann. Danke schön dafür!
    Hoffmann: Bitte!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.