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Gartenpflege
Richtiges Wässern gegen Dauerhitze

Vertrocknete Blumen, Sträucher, ein verbrannter Rasen - das ist in vielen Regionen Deutschlands das Ergebnis der anhaltenden Hitze. Wer einen Garten hat, kommt mit dem Gießen kaum nach. Dabei ist nicht nur die Menge, sondern auch die richtige Tageszeit entscheidend. Auch trockenresistente Pflanzen sind sinnvoll.

Marja Rottleb im Gespräch mit Georg Ehring | 11.07.2018
Mit Grünpflanzen bestückte Blumentöpfe aus Ton vor Gartenschlauchrolle und Regenfass
Der kluge Gärtner sorgt vor: Tonnen für Regenwasser sind eine gute Entscheidung, da Trockenperioden vermutlich zunehmen werden. (imago stock&people)
Georg Ehring: Schönes Wetter Tag für Tag - vor allem im Norden und Nordosten Deutschlands hat es in den vergangenen Monaten kaum noch geregnet. Landwirte und auch viele Gartenbesitzer finden die Dauersonne kaum noch schön. Pflanzen und ganze Ernten vertrocknen. Viele Menschen kommen mit dem Gießen kaum noch nach. Doch beim Bewässern des Gartens kommt es nicht nur auf die Menge an, und über das Wie spreche ich jetzt mit Marja Rottleb, Gartenexpertin beim Naturschutzbund NABU. Guten Tag, Frau Rottleb!
Marja Rottleb: Guten Tag.
Bester Zeitpunkt zum Gießen ist morgens
Ehring: Frau Rottleb, wann gießen Sie denn Ihre Pflanzen?
Rottleb: Am besten gießt man die morgens. Dann haben die Pflanzen den ganzen Tag über Zeit zu trocknen und so bilden sich keine Pilze. Das Wasser kann in den Boden einsinken und die Pflanzen können das optimal aufnehmen.
Ehring: Was ist denn das Risiko, wenn man mittags oder abends gießt?
Rottleb: Wenn man mittags gießt, ist das Risiko, dass das Wasser auf den Blättern wie eine Lupe wirkt und die Blätter verbrennen kann und dann eher schädlich als hilfreich ist. Zudem verdunstet das natürlich auch viel schneller und es kommt nicht so viel bei der Pflanze an.
Wenn man abends gießt, besteht das Problem, dass sich über Nacht Schnecken und Pilze breitmachen können, weil es natürlich nicht warm genug ist, um abzutrocknen. Da hält sich die Feuchtigkeit einfach zu lange und das ist auch wieder eher schädlich als förderlich. Darum morgens.
Auf die Menge Wasser kommt es an
Ehring: Beim Gießen kommt es ja auf die Menge an. Die Menge muss groß sein, damit es auch was bringt. Kann sie auch zu groß sein?
Rottleb: Die kann auch zu groß sein. Es kann auch zu nass sein. Dann ist wieder das Problem, dass sich die Pilze und die Schnecken einfinden, und die Pflanzen können auch absaufen, wenn man zum Beispiel einen Topf hat. Da kann man natürlich auch zu viel gießen. Optimal ist es, wenn man alle paar Tage aber trotzdem ein bisschen mehr gießt, als wenn man jeden Tag ein bisschen gießt. Das ist nicht so vorteilhaft. Lieber alle zwei, drei Tage mehr gießen, als jeden Tag nur ein bisschen.
Ehring: Wohin sollte man denn zweckmäßigerweise gießen? Auf die Blätter haben Sie schon gesagt. Mittags kann das schlecht werden. Tagsüber auch oder morgens auch?
Rottleb: Ja. Zum Beispiel bei Tomaten ist es nicht gut, wenn man die Blätter gießt, oder auch bei Kohlrabi. Die können dann aufplatzen, so der Kohlrabi, und bei den Tomaten können sich Pilze breitmachen. Am besten gießt man Pflanzen immer wurzelnah. Bei Gemüse ist das zum Beispiel direkt unter der Pflanze am Stängel. Und bei Obstgehölzen oder großen Bäumen - die muss man in diesen Tagen teilweise auch gießen, Straßenbäume auch - ist es am besten, wenn man das im äußeren Kronenbereich macht, weil da liegen die Feinwurzeln und da können die Bäume am besten das Wasser aufnehmen.
Feinwurzeln entscheidend bei Obstgehölz oder Bäumen
Ehring: Das heißt, nicht direkt am Stamm?
Rottleb: Nein, nicht direkt am Stamm. Da würde das versickern. Da befinden sich nicht so viele Feinwurzeln, sondern der Baum steht ja schon eine Weile da, hat kleine Wurzeln ausgebildet nach außen hin, und da nehmen die das Wasser am besten auf. Wenn man unterm Baum steht, einfach gucken, wo endet die Krone, und da gießen, und das dann am besten auch morgens und lieber ein bisschen mehr alle paar Tage. Damit hilft man denen. Natürlich: Bei Straßenbäumen ist dieser Bereich nicht zu erreichen. Da ist es auf jeden Fall gut, wenn man das jetzt an diesen heißen Tagen am Stamm macht. Gerade wird in Berlin zum Beispiel aufgerufen, die Straßenbäume zu gießen.
Ehring: Regenwasser - ist das besser geeignet als Leitungswasser und wenn ja, warum?
Rottleb: Ja! Regenwasser hat viele Vorteile. Es ist für die Pflanzen optimal. Es ist das, was sie natürlicherweise bekommen würden, wenn es regnet. Wenn man das jetzt in einer Regentonne sammelt, kann man das auch ganz toll zum Gießen verwenden, weil das genau den richtigen PH-Wert hat. Es hat meistens eine gute Temperatur, weil es draußen steht und mit der Umgebung sich temperaturmäßig anpasst, und es ist gratis.
Über trockenresistente Pflanzen nachdenken
Ehring: Manche Menschen sind ja gegen das Gießen. Sie sagen, man sollte dann besser trockenresistente Pflanzen pflanzen. Wenn die Pflanzen im Garten vertrocknen, ist das ein Beleg dafür, dass man die falschen Pflanzen im Garten hat. Was sagen Sie dazu?
Rottleb: Gemüse, Früchte und so weiter, die muss man natürlich auch gießen. Sonst hat man ja keine Ernte. Da würde ich schon sagen, dass man gießen kann. Bei Ziersträuchern oder Stauden ist es gut, wenn man langfristig gesehen trockenheitsresistente Pflanzen nutzt, weil wir in den nächsten Jahren wahrscheinlich solche Hitzeperioden häufiger haben werden. Der schlaue Gärtner passt sich an und sucht sich die richtigen Stauden aus. Dann hat er nämlich nicht so viel zu gießen. Zum Beispiel, wenn man mal rausgeht in die Landschaft und guckt sich um: Die Gräser sind alle vertrocknet. Das ist ihre Überlebensstrategie bei so lang anhaltender Trockenheit. Die kommen nachher wieder. Aber wenn man trotzdem was Schönes Blühendes haben will, dann mit Sachen wie Natternkopf oder Seifenkraut. Die sind ziemlich hitzeresistent und die stehen immer noch da, obwohl es jetzt seit Monaten nicht geregnet hat.
Bewässerungssystem in den Garten einbauen
Ehring: Ist denn irgendwann das Wasser zu knapp zum Gießen? Es gibt ja irgendwann bei langer Dürre auch Aufrufe zum Wassersparen.
Rottleb: Ja. Der Grundwasserspiegel sinkt natürlich ab, wenn es nicht regnet. Das ist klar. Und so würden Lebensräume, die auf Wasser angewiesen sind, natürlich leiden, wenn man das Wasser entnehmen würde. Es gibt ja auch Aufrufe, seine Pools nicht zu befüllen - auch eine wichtige Sache. Wassersparen ist immer gut. Wasser ist ein kostbares Gut und in Zukunft wird das noch verschärfter so sein. Und natürlich ist es gut, wenn man Wasser spart, auch im Garten, und eine Möglichkeit ist, zum Beispiel neben diesem zielgerichteten Gießen, zeitlich und räumlich direkt an der Pflanze, wenn man sich ein Bewässerungssystem einbaut in den Garten, am besten im Frühjahr, bevor man alles anbaut. Da kann man richtig gut Wasser sparen und trotzdem ernten, zum Beispiel im Gemüsegarten.