Freitag, 19. April 2024

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Gasblase um roten Riesenstern
Materieverlust bei alterndem Riesen

Sterne entstehen, indem kalte Gas- und Staubwolken sich verdichten und schließlich unter ihrer eigenen Schwerkraft zusammenziehen. Diese Kontraktion setzt sich so lange fort, bis im Innern die Prozesse der Kernverschmelzung einsetzen, bei denen Wasserstoff in Helium umgewandelt und zugleich Energie freigesetzt wird.

Von Hermann-Michael Hahn | 15.12.2017
    Mikrowellen-"Bild" der Umgebung des Roten Riesen U Antliae
    Mikrowellen-„Bild“ der Umgebung des Roten Riesen U Antliae (ALMA / European Southern Observatory)
    Irgendwann aber ist der verfügbare Wasserstoff im Zentralbereich des Sterns aufgebraucht. Normalerweise ist der aus der Kernfusion entstandene Heliumkern zu diesem Zeitpunkt bereits dicht genug, um dort eine neue Energiequelle zu zünden: Die Verschmelzung von Helium zu Kohlenstoff.
    Dadurch steigt die Temperatur im Innern stark an, und der Stern bläht sich zu einem roten Riesen auf. Bei massereichen Sternen wird später dann auch der Kohlenstoff zu noch schwereren Elementen fusioniert, und der Sterndurchmesser schwillt weiter an.
    Der Stern U Antliae bleibt am südlichen Rand dieser Figur für Beobachter auf 50 Grad nördlicher Breite knapp unterhalb des Horizontes verborgen
    Der Stern U Antliae bleibt am südlichen Rand dieser Figur für Beobachter auf 50 Grad nördlicher Breite knapp unterhalb des Horizontes verborgen (Hahn)
    Irgendwann verliert ein solcher roter Riese die Kontrolle über seine äußeren Bezirke, vor allem dann, wenn der Energietransport auf dem Weg nach draußen ins Stottern gerät und der Stern zu pulsieren beginnt. Dann können mitunter auch größere Materiemengen binnen kurzer Zeit weggeschleudert werden, so wie vor rund 2700 Jahren beim Stern U Antliae, einem roten Überriesen im Sternbild Luftpumpe.
    Wie Beobachtungen mit der Antennenanlage ALMA in den Hochanden Chiles zeigen, ist er heute von einer dünnen Gasblase umgeben, die sich rasch weiter ausdehnt. Zahlreiche feine Unterstrukturen deuten darauf hin, dass diese Gasmassen sich noch immer in turbulenter Bewegung befinden.