Die Rhapsodie „Schelomo“ für Violoncello und Orchester von Ernest Bloch

Musik aus hebräischem Geist

Der Cellist und Dirigent Mstislaw Rostropowitsch (1927-2007)
Auch er verwandelte sich in "Schelomo": Der Jahrhundert-Cellist Mstislaw Rostropowitsch. © dpa
Gast: Harald Eggebrecht, Musikpublizist; Moderation: Ruth Jarre · 29.04.2018
Das Cello kommt der menschlichen Stimme besonders nahe. In wenigen Werken wird das so deutlich wie in der alttestamentarisch inspirierten Rhapsodie "Schelomo" für Violoncello und Orchester von Ernest Bloch.
Ein Rufer in der Wüste – so stellt Ernest Bloch das Cello in seinem Werk "Schelomo – Hebräische Rhapsodie" dem Orchester gegenüber. Ursprünglich wollte Bloch ein Vokalwerk schreiben, in dem Texte, die dem König Salomon zugeschrieben werden, zu hören sein sollten. Dann schlug ihm der Cellist Alexander Barjanski vor, die geplanten Gesangspartien einem Solocello anzuvertrauen – Bloch griff diese Idee auf und widmete das Werk Barjanski und dessen Frau. Die Uraufführung, 1917 in der Carnegie Hall New York, spielte dann allerdings Hans Kindler unter der Leitung von Artur Bodanzky. Blochs von der Spieldauer eher kurze, vom Charakter aber weit ausladende, geradezu filmische Rhapsodie entwickelte sich schnell zu einem der großen Werke des romantisch-modernen Repertoires: Kein Cellokonzert, aber doch ein konzertantes Werk, das nahezu alle großen Cellisten im Repertoire haben.

Vitale jüdische Musik

Die Figur des Komponisten Ernest Bloch dagegen scheint hinter dem Erfolg dieses Werks fast zu verschwinden. Geboren 1880 in Genf, zog es ihn schon früh in die USA, wo er sich unter dem Eindruck des europäischen Antisemitismus 1938 endgültig niederließ. Er starb 1959 in Portland, Oregon. Das mosaische Bekenntnis war für ihn Ausgangspunkt vieler Werke; um 1910 arbeitete er an einem umfassenden "Jüdischen Zyklus", zu dem auch "Schelomo" gehört. 1917, im Jahr der Uraufführung seiner Rhapsodie, notierte er: "Ich bin ein Jude, und ich will jüdische Musik schreiben, nicht als Selbstzweck, sondern weil ich mir sicher bin, dass das der einzige Weg ist, auf dem ich Musik von Vitalität und Bedeutung schreiben kann – wenn ich es denn überhaupt kann."
Welcher Kunst es bedarf, "Schelomo" zu interpretieren, wie man diese orientalisierende Musik singend spielen kann, ohne dabei in Larmoyanz oder gar in Kitsch abzudriften – darüber spricht unser Studiogast Harald Eggebrecht. Er ist ausgewiesener Experte für Streichersolisten und hat unter anderem das Buch "Große Cellisten" geschrieben. Hier erkundet er die Aufführungsgeschichte des "Schelomo", von Emanuel Feuermann über Zara Nelsova – Bloch nannte sie "Madame Schelomo" – bis zu Yo-Yo Ma.