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Gastarbeiter in der DDR
Eine Frage der Verantwortung

Weil Arbeitskräfte fehlten, holte die DDR mehr als 20.000 Mosambikaner ins Land. Nach der Wiedervereinigung kehrten die meisten zurück, etwa 2.000 blieben in Deutschland. Bis heute warten viele auf damals versprochene Löhne und Rentengelder. Einige sprechen sogar von "moderner Sklaverei".

Von Christoph Richter | 19.03.2019
Mosambikanische Gastarbeiterinnen in einer Fabrik (VEB Frottana) in der ehemaligen DDR.
Die sogenannten "Madgermanes", die ehemaligen mosambikanischen Gastarbeiter der DDR wurden aus Arbeitskräftemangel ins Land geholt (imago/Ulrich Hässler )
"Ja, wir wurden unterteilt in unterschiedliche Gruppen. Als wir aus dem Flughafen kamen, standen die Betriebe mit ihren Bussen schon vor dem Flughafengebäude. Da wurden wir hineingesetzt. Anschließend hat man uns den Pass abgenommen."
Lázaro Magalhães landete an einem grauen Sonntag im Oktober 1985 mit einer Interflug-Linienmaschine aus Maputo in Ost-Berlin, Hauptstadt der DDR. Ohne Familie, ohne Freunde. Kein Lächeln, keine Blumen bei der Ankunft. Stattdessen brachte man den damals 19-jährigen Mosambikaner kurzerhand nach Chemnitz, das damals vor 33 Jahren noch Karl-Marx-Stadt hieß.
Anstatt im Hörsaal zu sitzen, um Maschinenbau zu studieren - wie man es Magalhães ursprünglich versprochen hatte - musste er schuften. Für den sozialistischen Bruderstaat DDR, in einer völlig fremden Welt, fernab der südostafrikanischen Heimat.
Ähnlich erging es Thomas Manhique. Der heute 60-Jährige wurde nach Schönebeck bei Magdeburg gebracht, um im "Volkseigenem Betrieb" – dem VEB Heizkesselkombinat zu arbeiten.
"Das war knallharte Arbeit. Wir hatten keine Ausbildung vorher. Viele von uns haben heute deswegen Probleme mit der Gesundheit."
Manhique und Magalhães: Zwei von mehr als 20.000 Mosambikanerinnen und Mosambikanern, die das SED-Regime wegen des Arbeitskräftemangels ins eingemauerte Land geholt hatte.
Rückkehr nach der deutschen Einheit
Die meisten von ihnen, etwa 18.000 sind nach der deutschen Einheit zurückgekehrt, etwa 2.000 blieben in Deutschland. Die nach Mosambik Zurückgekehrten wurden bald "Madgermanes" genannt, darin steckt "Made in Germany", aber auch das englische Wort "mad", "verrückt".
Verrückt war es aber wohl nicht, dass diese Madgermanes irgendwann von sich reden machten: Sie protestierten in Mosambiks Hauptstadt Maputo für die Auszahlung ihrer Löhne. Denn das hatte man ihnen versprochen: Dass sie in der DDR zwar nur einen Teil-Lohn erhielten, dass der Rest – erst 25 Prozent, später 60 Prozent - aber auf sie in Mosambik warten würde.
Die sogenannten "Madgermanes" (die verrückten Deutschen) demonstrieren 14.08.2013 in Maputo. Die ehemaligen Gastarbeiter der DDR ziehen jeden Mittwoch um 11 Uhr seit mehr als 20 Jahren durch die Straßen der Mosambikanischen Hauptstadt.
Ehemalige mosambikanische Gastarbeiter der DDR in der Hauptstadt Maputo: Bis heute sehen sich viele von Deutschland ausgebootet. (dpa-Zentralbild / Britta Pedersen)
Bis heute ruht die Sache nicht. Sowohl die in Deutschland Gebliebenen wie die Rückkehrer sehen sich von Deutschland ausgebootet. Denn die DDR betrachtete das Geld als Teil des Schuldenabbaus durch das sozialistische Bruderland, anders gesagt: Die Vertragsarbeiter hatten die Schulden Mosambiks bei der DDR abzuarbeiten.
Hans-Joachim Döring ist der Entwicklungspolitik- und Mosambikexperte der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
"Es gibt Verträge zwischen den Betriebsdirektoren und einzelnen Vertragsarbeitern, über diesen Pflichttransfer. Die Betriebe haben das auf ein Konto der Staatsbank der DDR überwiesen und über das Ministerium für Arbeit und Löhne in Listen deklariert. Dann steht in den Verträgen, dass diese Transferleistungen, die die Arbeiter zu erbringen haben, verrechnet werden. Der Punkt "verrechnet" ist dieses Lügenwort. Es wurde nämlich nirgendwo erklärt, dass diese Verrechnung eigentlich meint, dass man damit die Schulden, die Mosambik gegenüber der DDR hat, getilgt werden."
Den Vertragsarbeitern wurden aber nicht nur ein großer Teil der Löhne vorenthalten, sondern auch die Renten. Obwohl sie zu realsozialistischen Zeiten – wie jeder andere auch - in die staatliche DDR-Rentenkasse eingezahlt haben.
"Für die cirka 2.000 hier lebenden Mosambikaner ist der Rentenanteil zwischen 1979 und 1989 kein Problem, die sind anerkannt. Nur die etwa 18.000 Vertragsarbeiter, die wieder zurückkehrt sind, die sogenannten Rückkehrer, die haben keinen Zugang."
Freundschaftsvertrag zwischen Mosambik und der DDR
Gerade hat sich der Vertragsschluss zwischen der DDR und Mosambik zum 40. Mal gejährt. Ende Februar 1979 unterschrieben SED-Chef Erich Honecker und Mosambiks Machthaber Samora Machel den sogenannten Freundschaftsvertrag. Mit dem Rückzug der Kolonialmacht Portugal aus Mosambik brach die Wirtschaft zusammen, weshalb das neue Regime in Maputo geradezu auf die DDR angewiesen war. Diese wiederum brauchte Arbeitskräfte und hatte Interesse an den mosambikanischen Bodenschätzen – wie Steinkohle und Kupfer. Um außerdem den Aufbau des Sozialismus in Afrika voranzutreiben, wurde das Land am Indischen Ozean auch mit Waffen und Militär-Experten unterstützt.
Trotz des Rassismus - immer wieder wurde der damals 21jährige Manhique angepöbelt und beleidigt – sei die Zeit in der DDR wunderschön gewesen, schwärmt Manhique. In seinem Brillenetui bewahrt er heute noch ein Magdeburger Straßenbahnticket aus DDR-Zeiten. Ein Erinnerungsstück an bessere Zeiten, sagt der vierfache Familienvater.
"Mein Leben damals war super in der DDR und ich vermisse die DDR. A: Ich hatte meinen Job. B: War ich zufrieden. C: Hatte ich ein Bankkonto und immer ein bisschen Plus. Heute: Habe ich Minus."
Heute wohnt Manhique im Magdeburger Zentrum, in einem der noch vorhandenen Stalin-Zuckerbäckerbauten. Er ist Sozialarbeiter. Und berät und betreut Eltern mit Migrationsgeschichte im Auftrag des Landes Sachsen-Anhalt und hilft ihnen bei Behördengängen. Eigentlich müsste er ein wohlhabender Mensch sein, erzählt er noch. Doch stattdessen müsse er jeden Cent umdrehen.
Größer noch als die Enttäuschung der Hiergebliebenen ist die Frustration der Vertragsarbeiter, die nach dem Mauerfall nach Mosambik zurückgekehrt sind. Ein Großteil lebt an der Grenze zur Armut. Mit den ausstehenden Geldern ginge es ihnen besser, sagen sie. Weshalb sie seit vielen Jahren mittwochs im Zentrum Maputos, im Park "Jardim Vinte e Oito de Maio", demonstrieren.
Zum Höhepunkt ihrer Proteste sind sie 2004 ins Parlament eingedrungen, haben für drei Tage gar die Deutsche Botschaft besetzt. Einer der Protestierer ist Lázaro Magalhães.
"Ich habe auch schon bei verschiedenen Botschaften vorgesprochen. Wir wollen, dass Gerechtigkeit durchgesetzt wird."
Mitte Februar ist Lázaro Magalhães nach Magdeburg gekommen, als Teilnehmer einer Internationalen Tagung zur Situation der ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter. Veranstalter sind kirchliche Träger, die Universität Magdeburg und die Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED Diktatur.
"Mit dieser Tagung möchten wir niemanden auf die Anklagebank setzen. Gleichwohl möchten wir – zusammen mit Experten – nach nachhaltigeren Antworten und Lösungen der noch offenen Fragen suchen."
Vertragsarbeiter fühlen sich um Löhne geprellt
Schnell wird deutlich: Die früheren Vertragsarbeiter sind verbittert, ja zornig, fühlen sich um Löhne und Rentengelder geprellt.
Die sogenannten "Madgermanes" (die verrückten Deutschen) demonstrieren 14.08.2013 in Maputo. Die ehemaligen Gastarbeiter der DDR ziehen jeden Mittwoch um 11 Uhr seit mehr als 20 Jahren durch die Straßen der Mosambikanischen Hauptstadt.
Ehemalige mosambikanische DDR-Gastarbeiter in Maputo: Viele sind bis heute zornig auf das ehemalige SED-Regime. (dpa / picture alliance / Britta Pedersen)
Lázaro Magalhães spricht sogar von "moderner Sklaverei", einem "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Den Vertrag, der ihn verpflichtet hat, einen Teil seines Lohnes abzutreten, hält er für eine Verletzung der Menschenwürde, er würde heute keiner rechtlichen Prüfung standhalten, sagt er. Die DDR habe Rassismus und Solidarität miteinander verknüpft.
Ralf Straßburg schüttelt energisch den Kopf. Straßburg war zu DDR-Zeiten Mitarbeiter beim Ministerium für Arbeit und Löhne und zuständig für den Einsatz der mosambikanischen Vertragsarbeiter. Der Vorwurf des "modernen Sklavenhandels" sei hanebüchen.
"Nein, dass mit den Menschen schäbig umgegangen ist, das muss ich grundsätzlich ablehnen. Dass die mosambikanischen Vertragsarbeiter – gerade da, wo sie gearbeitet haben – sind zum Teil familiär aufgenommen worden, einbezogen ins gesellschaftliche Leben. Nichts dergleichen, dass man sagen könnte, sie seien wie Sklaven behandelt worden. Nein, nein, nein."
Alles sei korrekt abgelaufen. Die sogenannten Transferleistungen zum Schuldenabbau – eine Idee des wichtigsten Devisenbeschaffers der DDR, Alexander Schalck – Golodkowski – seien nicht zu beanstanden, ergänzt Ex-DDR-Funktionär Straßburg.
Auch die Bundesregierung kann mit den Forderungen der Vertragsarbeiter nach den ausstehenden Löhnen nichts anfangen. Stattdessen heißt es, dass die DDR-Regierung alle vereinbarten Verpflichtungen erfüllt habe. Auch die Entschädigungszahlungen, die die erste freigewählte DDR-Regierung den mosambikanischen Gastarbeitern 1990 zugestand – finanzielle Ausgleichszahlungen bei Kündigung, bei Ausreise einmalige Sonderleistungen von 3.000 DM - seien allesamt vollständig ausgezahlt. Insgesamt 75 Millionen D-Mark hat das Bundesfinanzministerium unter der Ägide von Theo Waigel zwischen 1990 und 1992 zur Finanzierung von Entschädigungszahlungen für "ca 10.000 mosambikanische Arbeitnehmer zur Verfügung gestellt." Nachzulesen in einer E-Mail des Auswärtigen Amts.
"Daraus ergibt sich für die Bundesregierung, dass die Verantwortung für die Auszahlung von Versicherungsbeiträgen, Rentenversicherung, Sozialversicherung bei der mosambikanischen Regierung lag und liegt. Und wir sehen keine offenen Forderungen an die Bundesregierung."
Erläutert Nina Lutter, Beamtin beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Länder-Beauftragte für Mosambik. Man habe dem Land alle Schulden aus DDR-Zeiten erlassen, 340 Millionen US-Dollar, so Lutter weiter. Insgesamt habe die Bundesrepublik Deutschland seit 1977 1,4 Milliarden Euro Entwicklungshilfe nach Mosambik überwiesen, rechnet sie vor.
"Der große, reiche Onkel aus dem Westen"
Christdemokrat Günter Nooke, der Afrika-Beauftragte der Bundeskanzlerin sieht das Problem einzig und allein bei den mosambikanischen Behörden. Man habe viel Geld nach Maputo überwiesen, sagt Nooke. Jetzt sei das südostafrikanische Land am Indischen Ozean am Zug.
"Da können wir jetzt nicht so tun – wenn ein Staat etwas nicht macht – dann springt immer der große, reiche Onkel aus dem Westen ein. Das funktioniert nicht."
Auf die Vorhaltungen der Bundesregierung reagiert Julião Armando Langa, Botschaftsrat aus Mosambik, betont gelassen. Auch er ist – wenn auch nur kurz – nach Magdeburg gekommen, zur Internationalen Tagung zur Situation der Vertragsarbeiter.
"Wir sind nicht das einzige Land mit Problemen. Doch wir müssen zusammenfinden und die Themen auf offene und ehrliche Weise besprechen, ausgerichtet an der Notwendigkeit, sie zu lösen und weiterhin ein Land zu sein, das stolz auf sich ist."
Konkrete Zusagen macht der mosambikanische Regierungsvertreter jedoch keine. Auf die vorsichtige Annäherung – man müsse Dinge, die falsch laufen, gemeinsam korrigieren – reagiert der deutsche Afrika-Beauftragte Günter Nooke schroff: Wenn die Länder Afrikas ernst genommen werden wollten, dann müssten sie sich an demokratische Grundnormen der Rechtsstaatlichkeit halten. Ansonsten komme man nie zusammen, befindet der frühere Bürgerrechtler.
"Das genau ist das Problem, warum es so schwer ist, Firmen zu finden, die in Afrika investieren. Weil diese Art von Rechtsstaatlichkeit, Verlässlichkeit eben etwas ist, was wir in Afrika nicht haben. Das macht es so schwierig."
Den mosambikanischen Vertragsarbeitern, die auf Rentenzahlungen aus DDR-Zeiten warten, könne er keine Hoffnung machen. Mosambik sei seinen vertraglichen Verpflichtungen schlicht nicht nachgekommen.
Mit dieser Tonlage ruft der Afrika-Beauftragte der Kanzlerin auf der Magdeburger Tagung Empörung und Ablehnung hervor. Auch der kirchliche Mosambik-Experte Hans-Joachim Döring ist irritiert:
Man habe im Fall der Vertragsarbeiter ein postkoloniales Erbe vorliegen, verursacht durch das SED-Regime. Man könne nicht einfach Geld nach Mosambik transferieren und sagen, dann macht mal. Deutschland habe eine Verantwortung, und zwar für jeden einzelnen früheren Vertragsarbeiter, sagt Döring.
"Und es wäre eine Form von Respekt, die man ihnen erweist und die sich in einer materiellen Anerkennung ausdrückt."
Respekt und Anerkennung für die Vetragsarbeiter
Jeder der Vertragsarbeiter habe ein Anrecht auf eine individuelle Berechnung seiner Rentenansprüche: Egal, ob er heute in Maputo oder in Magdeburg lebe.
Ein Porträt der ehemaligen Ausländerbeauftragten von Brandenburg, Almuth Berger.
Almuth Berger war zu DDR-Zeiten mit der Seelsorge der Mosambikaner betraut. Sie fordert von der Bundesregierung, sich ihrer Verantwortung zu stellen. (Foto: privat)
Almuth Berger nennt die Aussagen des Afrika-Beauftragten "kalt und emotionslos". Schon zu DDR-Zeiten war sie mit der Seelsorge der Mosambikaner betraut. Später war sie die erste und letzte Ausländerbeauftragte beim Ministerrat der DDR. Im Kabinett der CDU-geführten Koalitionsregierung 1990 unter Lothar de Maizière war sie für die Vertragsarbeiter zuständig. Jetzt ist sie Mitunterzeichnerin eines Memorandums, das Respekt und Anerkennung für das erlittene Unrecht der mosambikanischen Vertragsarbeiter reklamiert.
"Die Forderung ist, dass die Bundesregierung sich der Verantwortung mit stellt. Und überhaupt erstmal bereit ist in ein Gespräch einzutreten."
Es müsse eine Entschuldigung formuliert werden, sagt Berger. Deutschland habe nicht nur eine koloniale Vergangenheit hinsichtlich des Völkermords an den Herero in Namibia oder der Beutekunst. Notwendig sei auch eine Aufarbeitung der intransparenten Geschehnisse des sogenannten "Freundschaftsvertrags" der DDR mit Mosambik.
"Wir werden das sicher nicht juristisch festmachen können, das glaube ich nicht. Aber es gibt eine moralische Verantwortung, für das, was zu DDR-Zeiten geschehen ist."
Dazu gehöre aber auch eine angemessene finanzielle Entschädigung, auch wenn das schwer durchzusetzen sei, so Berger weiter. Dazu wollen die Unterzeichner des Memorandums die Bundestiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit ins Boot holen.
"Weil ziemlich deutlich wurde, die Vertragsarbeiter sind eine Opfergruppe des Unrechts, was zu DDR-Zeiten passiert ist. An diesem Unrecht kann man nicht nur der DDR die Verantwortung zuschieben, auch der mosambikanische Staat hat ja die Verträge mitunterzeichnet. Aber über die Bundestiftung wollen wir versuchen Unterstützung für die Arbeiter zu Hause zu bekommen."
Nach unterschiedlichen Schätzungen leben aktuell in Deutschland etwa 1.500 bis 2.000, in Mosambik zwischen 9.000 und 13.000 frühere Vertragsarbeiter.
"Völkerrechtliche und menschenrechtliche Defizite im Einigungsprozess"
2019 – das Jahr 30 der Friedlichen Revolution - sei doch ein guter Anlass, den Vertragsarbeitern ihr Recht zukommen zu lassen, sagen viele, die sich für die Mosambikaner einsetzen. Der deutsch-deutsche Einigungsvertrag von 1990 sei sehr umfassend gewesen, aber er habe Leerstellen. Es wurde beispielsweise versäumt, sich um eine individuelle Auszahlung der Löhne und Renten zu kümmern sagt Theologin Almut Berger. Sie weiß auch, dass man heute keine leeren Versprechungen machen dürfe. Es gebe aber völkerrechtliche und menschenrechtliche Defizite im Einigungsprozess, die gelte es schnell auszuräumen.
"Viele der Arbeiterinnen und Arbeiter sind um die 50, viele schon älter. Der Arbeitsprozess ist für die meisten vorbei. Man kann nur versuchen, dass man mit Rentenzahlungen was erreichen kann."
Im Raum steht nun die Idee einer Versöhnung: Nicht in Form eines "Runden Tisches", sondern als Trialog zwischen der Bundesregierung, Regierungsvertretern aus Maputo und den Vertragsarbeitern. Als Mediator haben sich Vertreter der katholischen Gemeinschaft Sant Egidio aus Rom ins Gespräch gebracht. Sie waren maßgeblich an den Friedensverhandlungen und dem Friedensabkommen in Mosambik beteiligt, das dort 1992 einen Jahrzehnte tobenden Bürgerkrieg beendete. Almut Berger sagt:
"Externe Moderation ist glaub ich wichtig, damit keine der Beteiligten das moderiert. Sondern jemand von außen, der alle auch richtig zu Wort kommen lässt."
Doch, ob man Vertreter der Bundesregierung sowie aus Mosambik an einen Tisch bekommt? Richtig zuversichtlich scheint keiner der Beteiligten oder Betroffenen zu sein.
"Man hat gearbeitet, hatte Hoffnung, hat mit diesem Geld gerechnet. Und heute: Man bekommt nichts."
Sagt Thomas Manhique aus Magdeburg. Der frühere Vertragsarbeiter Lázaro Magalhães aus Maputo nickt. Und wiederholt: Dass die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolger der DDR die Pflicht habe, den früheren Vertragsarbeitern die ausstehenden Gelder auszuzahlen. Wenn das nicht geschehe, sei das ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Und er werde so lange kämpfen, schiebt Lázaro Magalhães noch schnell hinterher – als das Mikrofon des Reporters schon aus ist – bis die ehemaligen Vertragsarbeiter ihr Recht und ihr Geld bekommen hätten.